Haus am See

Wie ein Bootshaus auf Stelzen in grosser Skala thront der Neubau auf dem Ufergrundstück. Die verkohlte Fassade bietet einen chemiefreien Schädlingsschutz.

Entlang der stillen Ufer des Lac de Joux im Kanton Waadt fügt sich ein dunkles Holzhaus harmonisch in die natürliche Umgebung ein. Die klare, geradlinige Architektur trägt die Handschrift von Ralph Germann, einem Architekten aus Sion, der besonderen Wert auf die Authentizität der Materialien und eine schlichte Ästhetik legt.

Wie ein Bootshaus auf Stelzen in grosser Skala thront der Neubau auf dem Ufergrundstück. Die verkohlte Fassade bietet einen chemiefreien Schädlingsschutz.

Hommage an das Seeufer

Das 991 m2 grosse, flache Grundstück, auf dem das Einfamilienhaus steht, liegt auf einer Höhe von 1000 m und bietet einen atemberaubenden Ausblick auf den Lac de Joux. Ursprünglich stand ein Ferienhaus aus den 1960er-Jahren auf dem Grundstück. Dieses war aber so veraltet, dass eine Renovierung unmöglich war. Die Bauherrschaft entschied sich, ein neues Gebäude zu errichten. Für die Planung des Neubaus engagierte sie Ralph Germann. Der Kontakt entstand über die Website des Architekten, und es entwickelte sich ein organischer Designprozess. Als Inspiration für den Neubau dienten Bootshäuser, als Hommage an die Ufernähe und das raue Winterklima der Region. Der Planungsprozess gestaltete sich als herausfordernde Aufgabe, da das Grundstück an sich schon anspruchsvoll war und zusätzlich die strengen kommunalen Vorschriften bezüglich des Abstands zum See und der Bauhöhe berücksichtigt werden mussten.

Das Materialkonzept aus Beton und Lärchenholz widerspiegelt sich ebenfalls in der massgefertigten, zurückhaltenden Küche mit Blick auf den See.

Naturnähe im Fokus

Die Eigentümerschaft hatte bei der Planung einige konkrete Vorstellungen: Ess- und Wohnbereich sollten einen Panoramablick auf den See bieten, die drei Schlafzimmer sind im Obergeschoss zu platzieren und die Architektur sollte eine natürliche Farb- und Materialpalette aus Holz und Beton umfassen.

Diese Anforderungen übersetzte Ralph Germann mit einem eleganten Zusammenspiel aus Lärchenholz und Beton. Die Lärche, aufgrund ihrer lokalen Verfügbarkeit und ästhetischen Harmonie mit dem Beton ausgewählt, steht im Mittelpunkt der architektonischen Erzählung. Der Sichtbeton, mit bewussten Abdrücken der Holzschalung, mildert sein sonst industrielles Erscheinungsbild ab und verleiht eine zusätzliche natürliche Note. Die Materialpalette widerspiegelt sich ebenfalls in der Bauweise: Ein Betonskelett als Tragwerk wurde mit verkohltem Holz eingekleidet. Diese Shou-Sugi-Ban-Technik ist eine traditionelle japanische Methode der Holzveredelung, bei der Holz durch kontrolliert verbrannt wird. Der Prozess verleiht dem Holz nicht nur eine einzigartige und ästhetisch ansprechende Optik, sondern bietet auch eine verbesserte Resistenz gegenüber Witterungseinflüssen, Insekten und Pilzbefall. Die Verwendung erfolgte einerseits aus ökologischen Gründen, denn es braucht keine chemische Behandlung des Holzes, andererseits auch, um den grafischen Architekturansatz des Gebäudes zu betonen, während der visuelle Einfluss auf die Landschaft minimiert wird.

Holz, Beton und gedeckte Farben geben im Interieur den Ton an. Im hinterleuchteten Holzkubus im EG sind die Technik sowie ein Gästebad und eine Garderobe geschickt versteckt.

Zurückhaltendes Interieur

Das Innere, sorgfältig vom Architekten gestaltet, dreht sich im Erdgeschoss um einen zentralen Holzkern, der ein Gäste-WC, eine Garderobe sowie die Technik beherbergt und den Raum in ein warmes, natürliches Licht taucht. Zudem trennt der Holzkubus den Eingangsbereich elegant vom offenen Wohn- und Essraum ab. Links und rechts vom Holzwerk befinden sich ein Vorratsraum sowie eine abgetrennte Küche. Der Wohnbereich öffnet sich nahtlos zum Aussenbereich hin. Der Garten wurde bewusst so gestaltet, dass er den Anschein eines natürlichen, unberührten Gartens erweckt. Strukturen aus Cortenstahl definieren die Landschaft, Granitpflaster schmücken den Boden und ausgewählte Pflanzen, darunter Gramineen und einheimische Bäume, fügen lebendige Ebenen hinzu.

Das Elternschlafzimmer im OG wurde bewusst mit Seesicht geplant. Nebst dem Balkon umfasst es eine Ankleide und ein En-Suite-Bad.

Die natürliche Umgebung lässt sich auch vom Obergeschoss aus bestaunen. Hier befinden sich das Elternschlafzimmer mit Balkon und En-Suite-Bad, zu dem ein Garderobenflur führt. Zwei weitere Schlafzimmer, ein grosszügiges Bad sowie ein Büro vervollständigen das obere Stockwerk.

Fotos Nicolas Sedlatchek

Eine durchgehende Verbindung mit der Natur war ein grosses Anliegen der Bauherrschaft. So bieten grosszügige Fenster mit filigranen Rahmen unverbaute Ausblicke auf die Umgebung.

 

Technische Angaben

  • Architektur: Ralph Germann architects, ralphgermann.ch
  • Konstruktion: Bauweise: Massivbau, Dach: Flachdach, Fassade: verkohltes Lärchenholz
  • Raumangebot: Nettowohnfläche: 220 m ², Anzahl Zimmer: 5
  • Ausbau: Wandbeläge: Furnier und Putz, Bodenbeläge: Beton, Parkett, Fenster: Aluminium
  • Technik: Wärmepumpe, Photovoltaikanlage
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