« Kinder brauchen Rückzugsorte »

Moderne Architektur baut grosszügig bei Wohnküchen und Bädern, spart dafür bei den Kinderzimmern Quadratmeter ein.

Wie Sie einen kleinen Raum für seine ebensolchen Bewohnenden einrichten, erfahren Sie von Neshat Compani, selbstständige Innenarchitektin und Regionalpräsidentin Deutschschweiz der Vereinigung Schweizer Innenarchitektinnen und Innenarchitekten (VSI.ASAI).

Neshat Compani, als Innenarchitektin und Mutter kennen Sie sich bei der Kinderzimmergestaltung bestens aus. Nehmen wir einen Raum mit zwölf Quadratmetern. Was ist das Wichtigste bei dessen kindersicheren Einrichtung?

Kinder auf Gefahrenquellen sensibilisieren, soweit sie das bereits verstehen können. Trotzdem braucht es verlässliche Massnahmen, wie dass hohe Möbel fest montiert sind und sich keine schweren Gegenstände auf Regalen befinden, die heruntergerissen werden können. Es gilt beim Kauf darauf zu achten, dass lose Möbel standfest sind und nicht kippen. Gerade bei Kinderstühlen, die zum Spielen und Klettern oft zweckentfremdet werden, ist auf guten Stand zu achten. Holz ist ein gutes Material fürs Kinderzimmer. Metallrahmen von Tischgestellen oder Betten sollten gemieden werden, scharfe Kanten sorgen immer wieder für Tränen. Die Zonierung des Kinderzimmers durch Nischen mit unterschiedlichen Aufenthaltsqualitäten ist wichtig. Nicht jede Ecke muss komplett einschaubar sein. Kinder brauchen Rückzugsorte.

Was ist bei baulichen Massnahmen zu beachten?

Gerade bei kleinen Zimmern in Neubauten vermisse ich Stellflächen für grössere Möbel wie den Kleiderschrank oder das Regal. Das kann gelöst werden, indem man die Türe nicht in der Raumecke platziert, sondern 60 Zentimeter in den Raum hineinversetzt. Die Grundrisspläne sollte man bereits in der Planung möblieren, so sieht man, ob eine sinnvolle Anordnung der Einrichtung möglich ist. Die Fensterhöhe anzupassen ist aus architektonischer Sicht hingegen schwierig und zudem vom Fassadenbild abhängig. Eine raumhohe Verglasung ist für die Geborgenheit im Kinderzimmer nicht von Vorteil, genauso wenig wie zu hohe oder zu niedrige Brüstungen.

Welchen Bodenbelag können Sie empfehlen?

Ich rate Bauherrschaften fast immer zu robustem Parkett. Ein Holzboden ist zu jeder Tages- und Jahreszeit angenehm, er gibt eine wohnliche Atmosphäre und ist ideal zum darauf Spielen. Zudem ist ein guter Parkettboden mit der entsprechenden Pflege sehr langlebig. Ein Teppich kann als kleine Insel ergänzen.

Welche Art Türe ist kindergerecht?

Wichtig bei diesem Architekturelement ist, dass die Kinder sich nicht versehentlich einsperren. Schiebetüren haben den Vorteil, weniger Platz zu beanspruchen, aber der Schallschutz ist nicht gleich gut gewährleistet. Spätestens wenn die Kinder grösser sind, sollten sie ihre Privatsphäre haben und die Tür richtig schliessen können.

Wozu einen verschliessbaren Kleiderschrank?

Spielsachen sollten sichtbar verstaut und gut zugänglich sein. Je nach Alter der Kinder ist ein verschliessbarer Schrank praktisch, gerade kleine Kinder sind ja viel am Ausräumen. Bei beengter Platzsituation kann ein halb offener Schrank die Lösung sein. Generell tut es dem Raumgefüge gut, wenn nicht alles sichtbar ist und es ein paar geschlossene, ruhige Flächen im Zimmer gibt.

Welche Farben eignen sich am besten auf engem Raum?

Für das genannte Zimmer empfehle ich eine warme, kräftige, bloss nicht knallige Farbe oder einen zarten Pastellton. Die Farbe darf nicht zu dominant sein, sonst wird das Zimmer drückend. Aber auch nicht zu blass. Bei Angst vor zu viel Farbe kann man sich auf zwei zusammenhängende Wandflächen beschränken. Die oft gewünschten Erwachsenenlieblinge Grau und Beige passen nicht wirklich ins Kinderzimmer. Kinder lieben Farbe. Sie sollte das Gefühl von Geborgenheit fördern. Entscheidet sich die Bauherrschaft für farbige Wände, rate ich bei der Möblierung zu zurückhaltenden Tönen oder hölzern, schliesslich spielen am Schluss meist eine Fülle an bunten Spielsachen die Hauptrolle. Bei der Auswahl der Wandfarbe achte ich generell darauf, dass diese in jeder Lichtstimmung gut wirkt, also auch an dunklen, schattigen Tagen. Manche Farben wirken im Schatten oder im Kunstlicht fad und trist und verlieren ihre Strahlkraft. Also gilt es, vor dem Entscheid ein Farbmuster in den Raum zu hängen und bei verschiedenen Lichtstimmungen zu beurteilen.

Worauf ist bei der Lichtgestaltung zu achten?

Die Lichtstimmung soll an die Tagessituation angepasst werden können. Zum Einschlafen braucht es ein sanftes, warmes Licht, zum Spielen oder Malen an dunklen Wintertagen ist ein helles notwendig. Es muss nicht dimmbar sein. Am besten eignen sich mehrere Lichtquellen: eine dekorative Pendelleuchte, eine gute Arbeitsleuchte am Pult, eine kleine Tischleuchte auf dem Nachttisch. Auch tragbare kabellose Leuchten können gute Dienste leisten. Steh- leuchten sind Wackelkandidaten. Sie stehlen viel Platz und sind zu wenig standsicher, sollte es mal wilder zu- und hergehen.

Was sollte bei der Lüftung angedacht werden?

Das Raumklima ist abhängig von der Art des Baus. Im Alltag generell ist zu regelmässigem, kurzem Lüften zu raten, besonders wenn der Raum klein ist und die Kinder sich viel darin aufhalten. Die Raumtemperatur in Kinderzimmern ist ideal um die 18 bis 20 Grad. Das Temperaturempfinden ist bei kleinen Kindern wenig ausgeprägt, umso wichtiger ist es, dass die Erwachsenen darauf achten. Bei trockener Winterluft hilft eine Schüssel Wasser oder feuchte Handtücher auf der Heizung. Pflanzen sorgen für ein gutes Raumklima, es sollten allerdings ungiftige sein.

Wie ist Sicherheit im Kinderzimmer garantiert?

Regale und Möbel, die Kinder zum Hochklettern verleiten, sind unbedingt fest zu verankern. Kindersicherungen oder abschliessbare Fenstergriffe geben Sicherheit, wenn die Kleinen allein im Zimmer sind. Wichtig ist zudem, die Steckdosen zu sichern. Je kleiner die Kinder sind, desto mehr halten sie sich in der Nähe von anderen Personen auf. Da macht es Sinn, im Wohnbereich oder in der Küche eine kleine Spielecke in Sichtweite einzurichten. Kinder ahmen nach und helfen gerne mit, eine kleine Spielküche ist deshalb ein sehr beliebtes Element. <<

Die Innenarchitektin Neshat Compani schlägt folgenden durchdachten Grundriss für ein Kinderzimmer à zwölf Quadratmeter vor.
Die Innenarchitektin Neshat Compani schlägt folgenden durchdachten Grundriss für ein Kinderzimmer à zwölf Quadratmeter vor.
Neshat Compani – Innenarchitektin und Regionalpräsidentin Deutschschweiz der Vereinigung Schweizer Innenarchitekten/ Architektinnen (VSI.ASAI) neshatcompani.com | vsi-asai.ch
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