Ein Fall für Innenarchitektur

In Verbier hat die Architektin Sophie Morard ein Chalet umgebaut und mit viel Liebe zum Interior-Design in einen heimeligen, modernen Rückzugsort für die Bewohner verwandelt.

Die neue Fassade besteht aus braunem Altholz aus Österreich. In der Schweiz finde man kaum noch Altholz, wie die Architektin erklärt.

 

Das Projekt
Das dreistöckige Chalet befindet sich im Skigebiet Verbier in der Gemeinde Val de ­Bagnes. Die Bauherrschaft hat das Chalet mit Baujahr 1970 als Zweitwohnsitz neu erworben. Sie wandte sich an die Architektin Sophie Morard mit dem Wunsch, die Räume grösser und komfortabler zu gestalten und Stauraummöglichkeiten zu maximieren. «Weil das Chalet nicht vergrössert werden durfte, mussten wir mit dem gegebenen Grundriss spielen. Der Umbau war umfangreich. Wir haben mit den Wänden und den Böden lediglich einen Teil der tragenden Struktur des Chalets erhalten. Das Dach ist komplett neu», erklärt die Architektin. Die Heiztechnik und die Dämmung wurden komplett überarbeitet.

 

Das Konzept
Die Idee der Architektin war es, mit viel Tageslicht Gemütlichkeit zu schaffen und das Chalet offener zu gestalten. So sind die Räume nach wie vor vertikal gegliedert, aber neu angeordnet. Im unteren Geschoss gibt es zwei Schlafzimmer und zwei Badezimmer. Im oberen Geschoss befindet sich der Tagesbereich. Dieser nimmt zur Hälfte die Raumhöhe bis zum Dachfirst ein. Vom Wohnbereich sieht man bereits das Dachgeschoss, das auf einer halb so grossen Fläche und mit Innenfenstern als Büro oder Gästezimmer dient. «Die Herausforderung beim Raumkonzept bestand darin, die gegebene Fläche maximal auszunutzen. Deshalb haben wir die Möbel, die integriert werden sollten, in die Planung einbezogen», erklärt Sophie Morard. Das Farb- und Materialkonzept nimmt Bezug auf die alpine Umgebung: Die Fassade besteht aus Altholz und Kalkputz im Sockelbereich. Innen setzte die Architektin ebenso Altholz für einen Teil der Wände, der Decken und Möbel ein. Dieses Holz schimmert jedoch grau für einen zeitgemässen Eindruck. «Das graue Altholz war ursprünglich Teil einer Nordfassade. Denn durch wenig starke Sonneneinstrahlung bekommt das Holz diese Patina», erklärt die Architektin. Teilweise sind die Wände weiss verputzt, sodass die Räume hell und modern wirken. Für die Böden kommen Naturstein und Eichenparkett zum Einsatz.

Altholz zieht sich als Gestaltungselement wie ein roter Faden durch das Chalet. Der Werkstoff wurde beispielsweise für die Fronten der Küche verwendet. Über der Küche ist durch das Fenster das Büro zu sehen. | Um die gegebene Grundrissfläche optimal auszunutzen, hat die Innenarchitektin die Möbel bereits in der Planungsphase der Neugestaltung einbezogen.

 

Das Bad im Fokus
Die Architektin achtete darauf, das Farb- und Materialkonzept – natürliche Materialien und Naturtöne – auch im Bad anzuwenden. Wie in der Küche und im Flur wurde auf dem Boden im Nassbereich Naturstein und im Trockenbereich Parkett verlegt. Für die Dusche setzte die Innenarchitektin fein strukturierte Fliesen ein. «Die Dusche bekommt so eine Anmutung einer Grotte», sagt Sophie Morard. Nicht nur wegen der dunklen Ausstattung war gutes Licht nötig. «Das Licht in Badezimmern wird oft vernachlässigt», ergänzt die Architektin. Sie empfiehlt zwei verschiedene Beleuchtungsarten: mindestens eine direkte Lichtquelle über dem Spiegel zum Schminken oder Rasieren und eine zweite indirekte Lichtquelle für eine «Cocooning-Atmosphäre». «Für dieses spezielle Projekt haben wir eine dritte Lichtquelle hinzugefügt, eine LED-Leuchte, die von der Decke aus ein Streiflicht in die Dusche wirft, um die Textur der Wandplatten hervorzuheben», erklärt die Architektin. <<

 

Die Architektin
Sophie Morard ist seit 2001 als Architektin in Verbier tätig. Zunächst als Partnerin eines Architekturbüros, seit 2015 als Selbstständigerwerbende. Ihre Ausbildung absolvierte sie in Sion mit dem eidgenössischen Diplom HFP als Bauleiterin, Fachrichtung Hochbau, ergänzt durch eine Ausbildung in Architektur im Athenaeum in Lausanne. Das duale Ausbildungssystem war ihr wichtig, um immer in die Arbeitswelt involviert zu sein. Mit ihrem Architekturbüro She Architecture hat sich Sophie Morard auf Wohnbauten spezialisiert – ob in den Bergen oder im Flachland. Dabei arbeitet sie mit einem kleinen Team zusammen und betreut die Aufträge vom Vorprojekt über die Realisierung bis zum Innenarchitekturkonzept.

she-architecture.com

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