Ein Fall für Innenarchitektur

Holz sollte den Ersatzneubau in das schützenswerte Ortsbild integrieren. Holz bildet deshalb auch im Inneren das Bühnenbild des Familienlebens. Die Innenarchitektur samt Küche und Badezimmer entstand aus der Feder des Bauherrn und Innenarchitekten Daniel Heeb von Studio Tonic.

Das Elternbad hat eine offene Raum- struktur zur Ankleide und zur Schlafzone. Durch den konsequenten Einsatz von Holz verschmelzen die unterschiedlichen Berei- che zu einem Ganzen.

Das Projekt

Nicht das bestehende Haus war schützenswert, sondern die Gasse im bäuerlichen Siedlungskern «Maladorf» in Buchs. So ergab sich die Idee, das bestehende Haus, das sich in einem schlechten Zustand befand, durch einen Neubau mit Einliegerwohnung zu ersetzen. Der Neubau bildet nun mit dem 500 Jahre alten Stall eine Einheit. So konnte das ursprüngliche Gesamtbild erhalten bleiben. Entstanden ist eine Neuinterpretation eines Werdenberger Bauernhauses.

Astrein ist die verwendete Weisstanne. Das erzeugt ein ebenmässiges Bild des Edelrohbaus, wie aus einem Guss. Die Wände wurden im Werk vorgefertigt und vor Ort aufgerichtet. Fehler könnte man hier nicht verstecken. Das Ergebnis zeugt von einer akkuraten Planung und sorgfältigen Ausführung des Edelrohbaus.
Auf der Südostseite bringen grosse Fenster viel Tageslicht ins Haus und öffnen den Blick auf das Falknismassiv und nach Liechtenstein.
Trotz minimalisti- scher Einrichtung wirkt der Eingangsbe- reich einladend.

Das Konzept

Die Ausgangslage und damit das äussere Erscheinungsbild war ausschlaggebend für das Innenarchitekturkonzept. Den Innenraum stellte sich Daniel Heeb als ein grosses Möbelstück vor. Deshalb beschloss er, Wände und Decken mit Holz zu gestalten und als Edelrohbau auszuführen. Er verwendete dafür das gleiche Holz wie aussen. Der Boden aus Sichtanhydrit und die Einbauschränke sowie die Küche in Schwarz wirken dabei auflockernd. Viele bewegliche Möbel braucht es nicht. Viel Spielraum bei der Dekoration gibt es nicht.

Drei Etagen gliedern das neue Einfamilienhaus. Der gemeinsame Wohnbereich mit Küche und Galerie liegt im Dachgeschoss. Die Schlaf und Badezimmer sind im Obergeschoss. Von hier aus hat man direkten Zugang zum sanft renovierten, unbeheizten Stall. Fenstertüren verbinden Neu und Alt und lassen in die ehemalige Heubühne blicken. Diese wird heute als Indoor Spielplatz genutzt und beherbergt eine Sauna. Der untere Bereich des Stalls dient als Garage, Velo, Abstell und Hobbyraum oder als Saal für Familienfeiern. Im Erdgeschoss des Neubaus sind der Eingang, ein Büro, die Waschküche und die Technik sowie ein Einliegerstudio.

Konzept, Planung und Bauleitung hatte Daniel Heeb inne. Aufgrund seiner Schreinerausbildung steckt viel Eigenleistung im Innenausbau und in der Instandstellung des Stalls. Der Bau sei einfach und kosteneffizient: «Ich habe darauf geachtet, was umsetzbar ist, ins Budget passt und trotzdem gut aussieht. Gute Architektur muss nicht teuer sein.» Dieser Gedanke führte zu einem gelungenen Ergebnis.

Das Holz

Die Weisstanne gilt als Zukunftsbaum der Wälder, da sie mit tiefen Wurzeln für Stabilität sorgt. In der Schweiz wird der Nadelbaum jedoch kaum für den Hausbau verwendet. «Die Verarbeitung ist aufgrund der sogenannten Ringschäligkeit schwierig. Ausserdem muss das Holz frisch verarbeitet werden, da es ansonsten unangenehme Gerüche entwickeln kann», erklärt Daniel Heeb. Das vermeintlich heikle Holz sei aber unproblematisch, wenn man damit umzugehen wisse. Es ist ebenso elastisch und belastbar wie Fichtenholz und hat sichtbare Vorzüge: Die Oberfläche ist leicht gräulich, samtig und kaum astig, weshalb das Erscheinungsbild ebenmässig ist. Da die Weisstanne im Gegensatz zu anderen Nadelhölzern harzfrei ist, fallen Oberflächenbehandlung und Pflege leicht. Die Weisstanne dunkelt ausserdem weniger und schöner nach als andere Hölzer. Eine UV Lasur verlangsamt diesen Prozess.

Bestätigung in seinem Vorhaben, mit Weisstanne zu bauen, fand Daniel Heeb, als er und seine Frau im angrenzenden Vorarlberg Häuser besichtigten. Denn dort wird diese Holzart oft für den Hausbau genutzt. In der Schweiz fanden sie einen Holzbauer, der sich auf dieses «Experiment» einliess. Doch sie fanden keinen Fensterbauer, der sich der Verarbeitung von Weisstannenholz annehmen wollte. Deshalb sind die Fenster das einzige Auslandprodukt aus dem nahen Voralberg bei dem sonst aus Schweizer Holz gefertigten Haus.

Fenster und Türrahmen sind bündig eingepasst, sodass sie mit der Gebäudestruktur verschmelzen.
(Visited 148 times, 1 visits today)

Weitere Beiträge zum Thema