Ein Fall für Innenarchitektur

Wenn der Bauherr auch der Innenarchitekt ist, sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Weg von Trends und Modeerscheinungen dominieren hier langlebige Materialien, leise, aber starke Farben und gutes Licht.

Das Projekt

Das umgebaute Landhaus liegt in der Zürcher Gemeinde Wasterkingen, die westlich an Deutschland grenzt. Innenarchitekt Christoph Schieber hat das Haus mit Baujahr 1988 für sich und seine Familie gekauft und vor zwei Jahren umgebaut. Von aussen fügte sich das Einfamilienhaus in den ortstypischen Baustil ein, innen fehlte die Stringenz. Der Innenarchitekt: «Teilweise hatte es typische Elemente aus den Achtzigerjahren, teilweise hatte es keine definierbare Stilrichtung.» Ausserdem entsprach die Raumaufteilung der beiden Geschosse nicht den Bedürfnissen der vierköpfigen Familie.

Das Konzept

Der Bauherr und Innenarchitekt hatte das Ziel, dem Landhaus Charakter zu verleihen. Der Innenausbau sollte aktuell sein, aber auch die Zeit überdauern. Das wollte er mit hochwer­tigen und langlebigen Materialien bewirken. Der Charme des Landhauses sollte jedoch beibehalten werden. Um die Räume besser zu strukturieren, wurden nicht tragende Wände im Erdgeschoss zugunsten eines grosszügigen Wohnraums mit offener Küche und Kochinsel entfernt. Im Obergeschoss dagegen benötigte es eine zusätzliche Wand: Aus dem grossen Badezimmer sollten zwei kleine werden, die autonom funktionieren und von den Zimmern direkt zugänglich sind. Jede Ecke wurde in eine Nutzfläche verwandelt. So ist aus dem ur­sprünglichen Schlupf eine geräumige Ankleide entstanden. Damit bietet das Haus mit 160 Quadratmetern alles, was die Familie braucht.

Die Zementmosaikfliesen in der Garderobe sind extra angefertigt. Goldiger Schimmer und rote Linien strahlen das gewisse Etwas aus.
Die Zementmosaikfliesen in der Garderobe sind extra angefertigt. Goldiger Schimmer und rote Linien strahlen das gewisse Etwas aus.
Das Gästebad ist schlicht gehalten und mit einem wasserfesten Spachtelbelag in dezentes Grau getaucht.
Das Gästebad ist schlicht gehalten und mit einem wasserfesten Spachtelbelag in dezentes Grau getaucht.

Farben, Materialien und Licht

Natürliche Materialien kamen für den Innenausbau zum Einsatz, ebenso zurückhaltende Farben, die mit dem Licht korrespondieren. Der Boden ist mit massiver Eiche verlegt. «Man spürt förmlich, wie man auf den Bäumen läuft», sagt Christoph Schieber. Das Fischgratmuster im Erdgeschoss ist dabei zeitlos wie charakterstark. «Landhausdielen hätten die Fläche zu sehr gestreckt. Das Fischgratmuster ist für den grossen Raum harmonischer», erklärt der Innenarchitekt. Die Wände sind mit naturpigmentierten Farben gestrichen, die den Räumen Tiefe geben. In den Badezimmern sind die Wände vom Maler mit fugenlosem Spachtelbelag gestrichen und geölt, sodass sie Nässe auch in der Dusche aushalten. Die Böden in den Badezimmern sind aus Naturanhydrit-Estrich. «Das ist Kalk aus der Erde, gebrannt und in mehreren Schichten schwarz gefärbt. Mit Steinöl wird der Boden gehärtet», erklärt Christoph Schieber. Damit der Boden nicht porös wird, pflegt man ihn regelmässig mit Steinöl. Er nutzt dazu ein Lavendelaroma, das den Raum in einen wohligen Duft hüllt. Sowohl in den Badezimmern als auch in der Küche und in anderen Zonen, wo es gutes Licht braucht, kamen LED-Strahler zum Einsatz oder aufgesetzte Glühbirnen mit Porzellanfassung. Für das Lichtkonzept hat der Innenarchitekt Industrieprodukte mit selbst kreierten oder zusammengesetzten Leuchten kombiniert. Kreativität zeigt sich in Details, die mal sichtbar, mal unsichtbar sind: Die extra angefertigten Zementmosaikfliesen schimmern goldig im Licht «Die feinen Linien rhythmisieren den Raum», sagt der Innenarchitekt. Unauffällig dagegen ist der Dunstabzug in der Küche. Dieser ist unter der Decke versteckt, wobei der Dampf durch das Gitter zwischen den Deckenbalken abgesaugt wird.

Mit wenigen Möbeln ist der Wohnbereich gemütlich eingerichtet. Der Teppich sowie der Sessel in gleicher Farbe grenzen diesen Bereich von der Küche ab.
Mit wenigen Möbeln ist der Wohnbereich gemütlich eingerichtet. Der Teppich sowie der Sessel in gleicher Farbe grenzen diesen Bereich von der Küche ab.

«Wir haben das Haus so gestaltet, wie wir uns gute Innenarchitektur vorstellen»

Der Innenarchitekt

Christoph Schieber ist Mitgründer des Innenarchitekturbüros Schieber De Zanet in Zürich. Seine Schreinerausbildung ergänzte er mit dem Studium an der Hochschule für angewandte Künste in Heiligendamm und setzte sein Fachwissen später in renommierten Architekturbüros in Deutschland um. Mit seinem Team in Zürich entwirft und plant er seit 2007 private wie auch öffentliche Projekte–vom ersten Entwurf bis zur Übergabe alles aus einer Hand.

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