Im Herzen der Weinberge

Zwischen den Dörfern Saint-Aubin-Sauges und Vaumarcus nimmt dieses Einfamilienhaus seinen Platz in einer Reihe von heterogenen Häusern ein und bietet einen spektakulären Ausblick über den Neuenburgersee.

Die in Weinreben eingebettete monolithische Villa Ale.
Die in Weinreben eingebettete monolithische Villa Ale.

Ursprünglich wuchsen auf dem gesamten Areal Weinreben, welche die Villa Ale zu einem Grossteil umgeben. Als die Auftraggebenden das Bauland kauften, gingen sie eine Partnerschaft mit einem lokalen Winzer ein, der sich um den verbleibenden Rebberg kümmert und die Trauben für den Eigengebrauch nutzt, während die tiefer gelegenen Rebengewächse der Produktion des Weins aus der Region dienen. Der monolithische Bau, der in einem steilen Hang leicht unterhalb der Strasse errichtet wurde, verweist mit seiner Mineraloptik auf die für den Ort charakteristischen, uralten Weinbergmauern. Das Grundstück erreicht man über den höchsten Punkt des Hügels. Die erste Überlegung war, wie das Haus auf dem Grundstück zu platzieren ist, im hinteren oder vorderen Teil, um einen gewissen Aussenbereich beizubehalten. Es sollte so hoch wie möglich stehen, um einen kurzen Zugang zu gewährleisten und die natürliche Umgebung zu erhalten, ohne das Gelände stark zu verändern. Die Bauherrschaft hat das ganze Land gekauft, um sicherzustellen, dass die Aussicht unverbaut bleibt. Ihr Hauptwunsch war, von der Aussicht mit dem wunderbaren Panorama auf den See und die Alpen zu profitieren. Ausserdem wollte sie Platz im Aussenbereich, ohne dass dieser viel Arbeit verursacht. Deshalb erscheint der Garten mediterran mit südländischen Pflanzen, was aufgrund des Klimawandels in dieser Gegend heute realisierbar ist. Der Kunde war sehr spezifisch in seiner Vorstellung, die Gartengestaltung auf drei Ebenen ist sein Verdienst. Auf der ersten Ebene liegt die eine Terrasse, gut 1,5 Meter unterhalb davon entstand ein Garten mit Küchenkräutern, und noch einen Meter weiter talwärts findet sich eine zweite Terrasse mit integriertem Grillplatz.

«Das Ziel war nicht, ein spezielles Haus zu bauen, sondern eines, das funktioniert. Aber man kann schon sagen, dass es ein in die Landschaft integriertes, skulpturales Objekt ist», sagt Andrea Pelati zur Formgebung des Neubaus.
«Das Ziel war nicht, ein spezielles Haus zu bauen, sondern eines, das funktioniert. Aber man kann schon sagen, dass es ein in die Landschaft integriertes, skulpturales Objekt ist», sagt Andrea Pelati zur Formgebung des Neubaus.

Vom Konzept zur Architektur in zwei Jahren

Für Andrea Pelati Architecte entschied sich die Familie, weil sie in der Gegend schon einige Projekte dieses Architekturbüros gesehen hatte. Kurz vor dem Grundstückskauf kontaktierte die Bauherrschaft das Büro. «Das Terrain sprach mich an, als ich die Anzeige dazu in der Zeitung sah», erzählt der Architekt Andrea Pelati, «und zwei Tage später rief mich die Kundin an, um es zu bebauen. Ein schöner Zufall!» Das Konzept sah vor, sich nach Südosten zu orientieren. Ein zeichnendes Architekturmerkmal sind die ohne Öffnungen gestalteten Fassaden der Nord-, der Ost- und der Westseite. Diese starke Aussage rührt daher, dass die benachbarten Häuser und die Strasse sehr nah an die Villa reichen, insbesondere das westliche Haus liegt mit fünf Metern Abstand dicht an der Grundstücksgrenze. Die Südfassade hingegen ist vollständig verglast und bietet ein Panorama auf die Weinreben, den See und die Alpen. Betritt man das Haus, hat man direkten Blick auf den See. Diese offene Fassade verleiht dem Gebäude Leichtigkeit. Ein breiter Überhang schwebt im Südosten über dem Garten als Antwort auf einen Parkplatz im Nordwesten und verleiht dem mineralischen Volumen, das fest im Boden verankert ist, Dynamik. Tatsächlich verspricht dieser Überhang Bewegung, als würde er sich der Sonne und der Aussicht auf den See entgegenstrecken.

Das Architektenteam um Andrea Pelati und Leonardo Coppola empfand die zweijährige Zusammenarbeit als äusserst fruchtbar und unkompliziert: «Die auftraggebende Familie war sehr offen für all unsere Vorschläge. Es gab kaum Änderungen, und die Grundidee des monolithischen Hauses wurde nicht grundsätzlich verändert», sagt Leonardo Coppola, der auf die gelungene landschaftliche Integration und die Dynamik der Form besonders stolz ist. Gleich zu Beginn war ihm klar, dass er gestockte Betonoberflächen erstellen würde, um die Weinbergmauern in ihrer Materialität zu reflektieren. Im Hausinneren waren wenige Materialien gewünscht, der Beton widerspiegelt dabei den minimalistischen Geschmack, und das Nussbaumholz bringt Wärme in die Innenräume. Ein Teil der integrierten Möblierung besteht ebenfalls aus diesen beiden Werkstoffen.

Der mediterran angehauchte Garten benötigt wenig Pflege und ist den Kunden­ ideen zuzuschreiben.
Der mediterran angehauchte Garten benötigt wenig Pflege und ist den Kundenideen zuzuschreiben.
Die leicht abgeneigte Mauer des Erdgeschosses beweist eine starke Dynamik und unterstreicht die Abstraktheit der Villa.
Die leicht abgeneigte Mauer des Erdgeschosses beweist eine starke Dynamik und unterstreicht die Abstraktheit der Villa.
Die verschiede­ nen Aussenbereiche sind für diverse Nutzungen konzipiert.
Die verschiedenen Aussenbereiche sind für diverse Nutzungen konzipiert.
Mit wenig Dekoration wird eine minimalistische Atmosphäre geschaffen, damit nichts die Aussicht beeinträchtigt.
Mit wenig Dekoration wird eine minimalistische Atmosphäre geschaffen, damit nichts die Aussicht beeinträchtigt.
Die lokal produzierende Firma Cheminée Leroi Sàrl zeichnet verantwortlich für die imposante Feuerstelle ganz aus Beton.
Die lokal produzierende Firma Cheminée Leroi Sàrl zeichnet verantwortlich für die imposante Feuerstelle ganz aus Beton.
Die Steinbadewanne wurde von Art-Tisons SA speziell für dieses Projekt aus einem Hauteville-Steinblock gemeisselt.
Die Steinbadewanne wurde von Art-Tisons SA speziell für dieses Projekt aus einem Hauteville-Steinblock gemeisselt.

Fliessendes, natürliches Licht und nahtlose Übergänge

Das Obergeschoss beherbergt wie ein Kokon die Schlafzimmer und bietet Privatsphäre und durch mineralische Materialien viel Geborgenheit. Nebst der Öffnung nach Süden dringt durch die Dachfenster natürliches Licht und frische Luft in den hinteren Hausteil und den Treppenbereich. Dort kommt gegen Abend am meisten Licht herein, was eine veränderte Atmosphäre bewirkt. Geht man die Treppe hinunter, verwischt die grosszügige Fensterfront die Vorstellung und die Funktion von innen und aussen und vermittelt den Eindruck eines durchgehenden Raums, der in den Garten hineinragt. Der architektonische Weg, der auf dem gepflasterten Platz im Norden beginnt und durch das Haus führt, gewinnt im Süden an Bedeutung, wo der steinerne Pfad einen zum Garten begleitet und auf einer breiten Terrasse im Herzen des Weinbergs endet. Im Erdgeschoss findet sich der grosszügige Wohnbereich. «Sehr interessant sind die integrierten hohen Schiebefenstertüren im Wohnraum. Die Materialität der Terrasse reicht bis zur Decke, der technische Teil bleibt verborgen. Alles ist schwellenfrei und bodeneben, bei offenen Fenstern scheint der Innenbereich bis in den Garten zu reichen», betont Andrea Pelati: «Das Panorama ist so intensiv, dass es sich anfühlt, als würde man über den Steilhang in den See fallen. Es war also wichtig, ein ruhiges Interieur zu gestalten.» Dazu dient nicht zuletzt die Plattform neben dem Cheminée, die als Reminiszenz an die 1950er-und 60er-Jahre einen integrierten Pflanzenbereich aufweist. Es war damals in Brasilien und Mexiko üblich, ein solches Element einzubauen. Man fand sie früher auch in Bieler Fabriken, inzwischen sind sie jedoch zugemauert.

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