Hier fühlt sich das Herz wohl

Hoch über dem Sarnersee hat sich die Bauherrschaft dieses Einfamilien­-hauses einen Ort geschaffen, der all ihren Ansprüchen gerecht wird: ein offenes Zuhause für Familie und Freunde, private Rückzugsorte, ein Sport- und Wohlfühlbereich und ganz viel Natur.

Hier fühlt sich das Herz wohl
Der Bauherrschaft war es wichtig, mit natürlichen Materialien die Atmosphäre der Umgebung aufzunehmen. Deshalb ist ein Teil des Hauses mit Naturstein verkleidet.

Text Jana Berisha | Fotos Holger Jacob

Uns war bei der Planung vor allem eines wichtig: Unser Zuhause soll Wärme ausstrahlen», sagt die Bauherrin Nadja Grossenbacher. Gemeinsam mit dem Architekten hat sich die Familie diesen Wunsch in Sarnen im Kanton Obwalden erfüllt. Bis der Traum vom eigenen Haus mit Garten jedoch Wirklichkeit wurde, verging einige Zeit. Die fünfköpfige Familie lebte zuvor in einem Doppeleinfami­lienhaus in Sachseln. «Mein Mann arbeitet hier in der Umgebung und hatte deshalb einen langen Arbeitsweg. Das war der Grund, weshalb wir vor zehn Jahren nach Obwalden gezogen sind. In unserem Doppeleinfamilienhaus fühlten wir uns sehr wohl, hatten aber den Wunsch, bei Gelegenheit ein eigenes Einfamilienhaus zu bauen», erzählt die Bauherrin. Bauland zu finden, ist grundsätzlich schwierig. Bauland zu finden, das den eigenen Wünschen und Bedürfnissen entspricht, ist ein Glücksfall. «Und das Grundstück musste für uns passen, sonst hätten wir das Projekt nicht angepackt», so die Bauherrin. Die Geduld hat sich gelohnt. Im Jahr 2016 war es schliesslich so weit. «Mein Mann kam damals nach Hause und meinte, er habe ein geeignetes Grundstück in Aussicht, es sei aber nicht ganz einfach.» Das Stück Land, auf dem die Familie heute lebt, liegt neben einem denkmalgeschützten Gebäude, weshalb hohe Anforderungen an die Qualität des Neubaus bestanden. Ausserdem befindet es sich inmitten eines Quartiers, in dem alle die ­unverbaute Natur und die Aussicht auf den Sarnersee schätzen.

Seitlich kommt eine Fassade mit Strukturverputz zum Einsatz. Diese schirmt das Innenleben ab und lenkt den Blick der Betrachtenden auf den Sarnersee

Drei Entwürfe bis zum Traumhaus
Der Bauherrschaft war es sehr wichtig, von Beginn an gute Beziehungen zu den Nachbarn aufzubauen und sie in den Prozess einzubeziehen. Es folgte ein enger Austausch mit der Denkmalpflege und den kommunalen Behörden. Bis letztlich ein Projekt nach den Vorstellungen der Bauherrschaft vorlag, das bewilligungsfähig war und für die umliegenden Liegenschaften eine bestmögliche Situation darstellte, verging einige Zeit. Erst das dritte, vom Architekten konzipierte Projekt passte. Entstanden ist ein Einfamilienhaus mit begrüntem Flachdach, das sich optimal in die Topografie einfügt und den Nachbarn auf den hinteren Parzellen eine Aussicht aufs Grüne und nicht auf einen «Betonklotz» ermöglicht. Der Baukörper besteht im Grunde aus zwei Quadern, die jedoch nicht rechtwinklig zueinander stehen. Die Asymmetrie wird durch das unterschiedliche Fassadenkleid unterstrichen. Der Wechsel bei der Fassade von strukturiertem Verputz zu Naturstein sowie die Auskragungen und Fensterfronten lockern das grosse Bauvolumen auf. Diese Designsprache zieht sich ausserdem durch das Inneneinrichtungskonzept.

Das Haus erstreckt sich über drei Etagen, wobei der Eingangsbereich auf einer Ebene mit der Garageneinfahrt liegt. Eine Waschküche, ein Weinkeller und ein Hobbyraum ergänzen das Raumangebot auf diesem Stock. Hier befindet sich zudem ein Fitnessraum mit eigener Dusche und Zugang zum Pool. Eine Treppe aus hellem Parkett führt ins Obergeschoss, wo sich der Wandbelag wie ein roter Faden weiterzieht. Eine offene Küche ist das Herzstück dieser Etage. «Hier kochen wir für die Familie und Freunde», so die Bauherrin. Eine schlichte Wandzeile verfügt über genügend Platz für Küchenutensilien, während die Kochinsel mit angrenzender Bar zum Verweilen einlädt und Schauplatz für gute Gespräche ist. Ein grosses Fenster mit Fensterbank dient als Blickfang und vergrössert die Küche optisch. Der Kamin, der auf drei Seiten offen ist, trennt die Küche mit dem angrenzenden Esstisch vom gemütlichen Wohnzimmer. «Hier hätten wir grösser bauen können, aber das wollten wir nicht. Das Wohnzimmer reicht so völlig aus. Ein grosser Raum hätte unserer Idee von einem heimeligen Haus nicht mehr entsprochen», so Nadja Grossenbacher. Eine Fensterfront mit direktem Zugang zum Garten zieht sich über die gesamte Länge des Raums. Ein Gäste-WC sowie ein Lesezimmer sind weitere Räume auf dieser Etage, bevor eine Treppe ins Obergeschoss führt.

Der helle Parkettboden zieht sich durch das ganze Haus, ebenso sind die Stufen der schwebend anmutenden Treppe mit Glasgeländer damit versehen. | Rechts der Küche lehnt ein Büchergestell an die Betonwand. Hinter dieser stützt sich die Treppe ab, die zum oberen und unteren Stockwerk führt. Das Cheminée trennt die Küche vom Wohnbereich

Facetten der Natürlichkeit
Das Masterschlafzimmer mit eigenem Bad und eigener Ankleide dient als Rückzugsort für die Eltern. Der helle Waschtisch passt sich perfekt der weissen Badewanne an, die auf einer Seite an die Wand grenzt. Die Dusche spielt mit der Helligkeit des Bads und dem Licht und erzeugt einen dunklen Kontrast. Allgemein hat die Bauherrschaft in dieser Etage, wo sich die privaten Räume befinden, viel Wert auf das Wohlergehen der einzelnen Familienmitglieder gelegt. So hat das «Jungszimmer» ein eigenes Bad, und die Mädchen teilen sich ein gemeinsames Bad, das von beiden Zimmern aus zugänglich ist. Die Wand zwischen den Mädchenzimmern könnte irgendwann entfernt werden, das schafft Flexibilität für die Zukunft. Das Grundkonzept dieser Räume ist durchdacht: Die Kinderzimmer sind alle gleich breit, das Bett hat die gleichen Masse wie das Pult. «So können die Möbel beliebig umgestellt werden, alles passt immer überall hin», so die Bauherrin. In allen Schlafzimmern öffnen grosse Holz-Metall-Fenster, die mit einer Fensterbank ausgestattet sind, die zur Sitzmöglichkeit wird, die Sicht auf die grünen Hügel und den See. Farblich durften die drei Kinder ihre Zimmer selbst gestalten. Auch in dieser Etage wurde mit natürlichen Materialien gearbeitet. «Wir haben Parkett, Naturofloor und Platten verbaut», erklärt der Architekt Björn Britschgi. Die Natur spielte bei der Konzeption des Aus­senbereichs ebenfalls eine grosse Rolle.

Holzlamellen zonieren das Masterbad. Neben der Dusche führt der Korridor zum Schlaf­zimmer und zur Ankleide.
Die Badewanne «pearl» von Talsee punktet mit samtiger Haptik und Sicht auf den See.

Mediterranes Gartengefühl
Wenn man vom Ess- oder Wohnzimmer nach draussen tritt, erwartet einen eine wahre Wohlfühloase. Ein Holzrost mit einer Lounge bietet Platz zum Lesen und Entspannen, während auf einer Ebene weiter unten ein gros­ser Gartentisch mit Stühlen und daneben eine Grillstelle warten. Eine weitere kleine Treppe führt zur Pooletage. Der Infinity-Pool fügt sich optimal in das Gelände ein und ist sowohl vom Garten als auch vom Fitnessraum im unteren Stock erreichbar. «Vor allem während der Coronazeit haben wir den Pool und unseren Garten sehr zu schätzen gewusst. Wir mussten daheim bleiben, konnten uns jedoch hier verweilen», sagt die Bauherrin dankbar.

Als Ergänzung zum durchdachten und ausgebauten Garten dient eine nicht verbaute Wiese direkt neben dem Haus. Inmitten einer Naturwiese, auf der sich Insekten wohlfühlen, steht eine Grill­stelle. Dort geniesst die Familie an lauen ­Sommerabenden in ungezwungener Atmosphäre die Landschaft. Die Planung für das Einfamilienhaus hat rund zweieinhalb Jahre, der Bau ein Jahr gedauert. Nun fühlt sich die fünfköpfige Familie zu Hause. «Es war nicht einfach. Zuerst mussten wir verstehen, was wir wollen, und dann unsere Vision gemeinsam mit dem Architekten zu Papier bringen. Wir sind sehr glücklich mit dem Ergebnis und schätzen die ruhige Lage und die schöne Aussicht. Hier fühlen wir uns zu Hause», so Nadja Grossenbacher.

Hier hätten wir grösser bauen können, aber das wollten wir nicht.
– Die Bauherrin

TECHNISCHE ANGABEN

[ ARCHITEKTUR ]
Kontur Architekten AG, kontur-architekten.ch

[ KONSTRUKTION ]
Massivbau | Flachdach | Fassade: strukturierter Verputz, Naturstein

[ Raumangebot ]
Bruttogeschossfläche: 302 m² | Anzahl Zimmer: 6,5

[ Ausbau ]
Bodenbeläge: Parkett, Naturofloor, Platten | Wandbeläge: Weissputz, Naturstein roh, Platten | Fenster: Holz-Metall

[ Technik ]
Erdsonden-Wärmepumpe | kontrollierte Wohnungslüftung | Photovoltaikanlage

(Visited 569 times, 1 visits today)

Weitere Beiträge zum Thema