Das Einfamilienhaus bleibt gefragt

Wohn- und Energiekosten bereiten zunehmend Sorgen, der Traum vom Einfamilienhaus ist aber ungebrochen. Das zeigt die aktuelle Wohntraumstudie von Helvetia und Moneypark.

Neun von zehn Schweizerinnen und Schweizern zeigen sich mit ihrer aktuellen Wohnsituation zufrieden. Die zunehmende Zufriedenheit hat sich schon vor der Pandemie abgezeichnet und setzt sich nach einem kleinen Knick 2021 fort. Allerdings bestehen gerade bei der Frage nach der Zufriedenheit erhebliche Unterschiede zwischen Eigentümerinnen bzw. Eigentümern und Mietenden. 70 Prozent der Eigenheimbesitzenden sind «sehr zufrieden». Bei den Personen, die zur Miete wohnen, sind es lediglich 37 Prozent. Sorgen bereiten die laufend steigenden Immobilienpreise sowie drohende Erhöhungen bei den Energiekosten, welche viele Eigenheimbesitzende über Investitionen in Solaranlagen nachdenken lässt. Die aktuelle Wohntraumstudie von Helvetia und Moneypark lässt weiter erkennen, dass externe Faktoren, wie beispielsweise die Pandemie, die Inflation oder die Energiekrise, die Denk- und Verhaltensweise der Menschen durchaus beeinflussen. Andererseits dokumentiert sie, dass sich unabhängig von geopolitischen Entwicklungen andere Dinge nicht so schnell verändern. So ist das beispielsweise mit dem Traum vom Einfamilienhaus auf dem Land.

Beliebtes Landleben

Die beliebteste Wohnumgebung bleibt das Land. Die Übereinstimmung von derzeitiger und bevorzugter Wohnumgebung liegt auf dem Land bei 85 Prozent, in der Stadt bei 65 Prozent. Nach wie vor wohnen Eigentümerinnen und Eigentümer eher dort, wo sie möchten, als Mieterinnen und Mieter. Beim bevorzugten Immobilientyp verteidigt das frei stehende Einfamilienhaus seinen unangefochtenen Spitzenplatz. Mehr als die Hälfte der Befragten würden diesen Immobilientyp bevorzugen.

Sensibilität für Wohnkosten nimmt zu

Wohl nicht zuletzt aufgrund der aktuellen Wirtschaftsentwicklung zeigt sich eine erhöhte Sensibilität bezüglich der Kosten, wenn es um die Frage nach den entscheidenden Kriterien bei der Wahl respektive beim Kauf einer Wohnimmobilie geht. Der Miet- beziehungsweise der Kaufpreis liegt unangefochten an der Spitze aller Kriterien. Der Aussenbereich wurde nach Ausbruch der Pandemie zum zweitwichtigsten Kriterium und verteidigt seinen Platz seither. Immer wichtiger werden ökologische Faktoren. Dies ausgerechnet zulasten des separaten Zimmers für Homeoffice, das mit dem Ausklingen der Pandemie an Stellenwert verliert.

Bezüglich der Lage der Traumimmobilie sind den Befragten nach wie vor Ruhe und Nähe zur Natur sowie eine gute Anbindung an den öffentlichen Verkehr besonders wichtig. Die Nähe zum Arbeitsplatz sowie die gute Lage für Individualverkehr sind nicht mehr so wichtig wie auch schon. Dafür messen die Befragten dem Steuerfuss mehr Gewicht bei und erachten die Nähe zur medizinischen Versorgung für wichtiger als vor der Pandemie.

Auch wenn es um die Wohnbedürfnisse der Zukunft geht, zeigt sich die erhöhte Sensibilität bezüglich der Wohnkosten. Die Förderung von günstigem Wohnraum steht an erster Stelle. Darüber hinaus findet die Umnutzung von Büro- oder Industriegebäuden zu Wohnungen viele Anhänger, während sich bei den Themen «stärkere Begrenzung der Zuwanderung» sowie «höher bauen» der Stadt-Land-Graben öffnet.

Energiekrise könnte Solarboom auslösen

In der letztjährigen Studie, kurz nach Kriegsausbruch in der Ukraine, haben wir uns die Frage gestellt, ob unsere grosse Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen die Haltung der Befragten verändern wird. Und jetzt ist es beeindruckend, zu sehen, dass aufgrund der Energiemangellage noch mehr Eigenheimbesitzerinnen und -besitzer bestrebt sind, Investitionen zu planen, als dies nach der Pandemie vor zwei Jahren der Fall war. Auf das «schöner Wohnen» während des Lockdowns mit vielen Investitionen in Garten und Aussenbereich folgt jetzt der Schritt weg von fossiler Energie hin zu Wärmepumpe und Stromerzeugung auf dem eigenen Dach. Über die Hälfte der befragten Eigentümerschaft plant in den nächsten zwei Jahren Investitionen ins Eigenheim. Für ein knappes Drittel der Befragten, die investieren möchten, sollen diese Investitionen in eine Solaranlage zur Herstellung von Strom oder Warmwasser fliessen, was die Solaranlage zur beliebtesten Investition macht. Im Gleichschritt sind auch Ladestation fürs E-Auto und der Batteriespeicher fürs Haus beliebter geworden.

CO2-Emissionen sollen runter

Dass der Energieversorgung in der Schweiz ein Umbruch bevorsteht, darüber sind sich die Befragten weitgehend einig. 42 Prozent glauben, dass der Energiebedarf einer Immobilie 2050 ausschliesslich aus erneuerbaren Quellen gedeckt wird. Dazu beitragen sollen neue Formen der Energiegewinnung und die Senkung des Energieverbrauchs dank moderner Technologien, die wiederum bei den geplanten energetischen Sanierungen eine wichtige Rolle spielen. Der Wille, die eigene Immobilie grüner zu machen, ist seit 2020 stark angestiegen. Haben damals noch 20 Prozent der befragten Eigentümerinnen und Eigentümer Investitionen zur Reduktion von Treibhausgasen geplant, sind es heute 31 Prozent.

Wohneigentum bleibt finanziell attraktiver als Mieten

Angespannt bleibt die Stimmung auf dem Immobilienmarkt. Wie es mit den Preisen weitergeht, darüber herrscht ein erstaunlich grosser Konsens unter den Befragten. 80 Prozent sind der Meinung, dass die Kaufpreise von Immobilien in den nächsten zwei Jahren weiter steigen werden. Das dürfte auch erklären, weshalb die Mehrheit der Umfrageteilnehmenden der Meinung ist, dass Wohneigentum in nächster Zukunft finanziell attraktiver bleibt als Wohnen zur Miete. <<

Über die Wohntraumstudie

Die Wohntraumstudie von Helvetia- Versicherungen und Moneypark ist die grösste unabhängige Untersuchung zur Zufriedenheit und zu den Wünschen der Schweizer Bevölkerung bezüglich ihrer Wohnsituation. Seit 2015 geht die Studie einmal im Jahr der Frage nach, wie die Wohnträume in der Schweiz konkret aussehen. Befragt wurden 1002 Personen mit Wohnsitz in der Schweiz mittels repräsentativer Onlineumfrage im Februar 2023.

Martin Tschopp – CEO Moneypark moneypark.ch
Martin Tschopp – CEO Moneypark moneypark.ch

 

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