In der Schwebe

Einfach, besonders leicht und doch stabil: Planerisch durchdacht, strahlt diese Küche Ruhe und Harmonie aus.

Fotos Elbau Küchen AG

Die Idee war es, eine schwebend anmutende Küche zu bauen, die locker und leicht daherkommt und auf einen grossen, loftartigen Lebensraum ausgelegt ist. Die Kochinsel stellt einen reinen Kochbereich dar, während der grosszügige Spül- und Rüstbereich zum Fenster hin ausgerichtet ist. Weil man längere Zeit am Rüsten als am Kochen ist, bietet dies mehr Gelegenheit, in die Ferne zu schauen und die Umgebung zu geniessen.

Um die gewünschte Leichtigkeit zu erzielen, wurden die Hochschränke schwebend in der Wand versenkt. In der Regel setzt man dazu eine Wand optisch vor, zum Beispiel mit einer 20 Zentimeter tiefen Spanplatten­leichtbauwand. So wirken die Hochschränke auch von der Tiefe her leicht, da sie insgesamt zur Hälfte in die Wand eingebaut sind.
Das ginge, je nach Stärke der Mauer, auch in einer tragenden Wand, jedoch nicht ganz so tief. Genauso wurden hier die Unterbauten zur zweiten Wand mit Fenster aufgehängt, und dasselbe Prinzip gilt auch bei der Koch­insel.
Diese ist eigentlich eine Bartheke, in die der Schrank so integriert wurde, dass er auf den Thekenfüssen aufgesetzt, sonst aber freischwebend ist.

Durch die in Kupfer metallic hinterlackierten Glasfronten und die Fertigung von Hochtisch und Hocker aus rustikaler Eiche entsteht ein harmonisches Gesamtbild voller Wärme und Natürlichkeit.

 

Konstruktive Herausforderungen der Schwebeküche
Die Konstruktion stellte sich als ein relativ komplexes Unterfangen heraus. «Wenn alles schwebend ist, liegt die Herausforderung in der Gesamtstabilität», erklärt Engelbert Weis, Geschäftsführer des Appenzeller Küchenbauers Elbau. «Weil alles freihängend ist, mussten wir eine spezielle Unterkon­struktion erstellen, um die Stabilität zu erhöhen. Die braucht es unbedingt, damit die Möbel nicht durchhängen.»

Um die Konstruktion zu verdecken, bediente man sich einer grossen, starken Platte, auf der die Möbel sitzen und über die die Fronten laufen. Die Anschlüsse stellten eine weitere He­rausforderung dar.
Das Elektrische und das Wasser mussten vom Boden nach oben gebracht werden, auch ohne sichtbar zu sein. Gelöst wurde dies mit durch den Sockel der Bartheke oder beim Geschirrspüler in den schwebenden Hochschränken verlegten Leitungen.

Nebst der Leichtigkeit des Gesamtcharakters war eine grifflose Gestaltung ein Anliegen. Nur bei der Kochinsel finden sich integrierte Griffleisten, ansonsten zeichnet sich die Küche durch ausstaffierte Sensomatic aus: Auf Antippen fahren die Schubladen aus.

Schwebebalken, rustikale Eiche und Glasfronten in Kupfer metallic sorgen für einen harmonischen Materialmix.

 

Wärme trotz gläserner Materialität
Hinterlackierte Glasfronten und Sichtseiten in Kupferfarbe mit Metallic-Effekt erzeugen ein warmes Ambiente, das auch bei den Glasabdeckungen fortgeführt wird. Dies bringt Ruhe in die nach Kundenwunsch massgefertigte Küche und macht sie besonders. «Kupfer wird immer moderner. Und Glas ist ein homogenes Material, das optisch sehr leicht wirkt und pflegeleichter ist als lackierte Oberflächen. Denn sobald eine Struktur vorhanden ist, zum Beispiel bei einer beschichteten oder belegten Front, ist die Reinigung aufwendiger», so Weis.

Die Kombination der gläsernen Materialität mit Bartheke und Hocker in Eiche astig funktioniert gut und wirkt hell, warm und natürlich. Das Schwarz der Geräte interferiert nicht mit der planerischen Ruhe der Farbwahl, und der Eichenboden widerspiegelt die Optik von Bartheke und Hocker. Damit der Raum ausgeglichen wirkt, empfiehlt Weis eine Wiederholung der Farben, zum Beispiel in der Türe, dem Boden oder dem Tisch: «Viel mehr Farbtöne würde ich in einer Küche nicht einbringen. Die Materialkombination muss auch farblich harmonieren.»

Ein ausgeprägter Bedienkomfort findet sich nicht nur bei den grifflosen Schranktüren, sondern auch bei der Gerätschaft. Der Geschirrspüler ist, wie der Backofen, für eine ergonomische Bedienung hoch eingebaut. Mit der patentierten «Knock2open»-Funktion ist auch er grifflos. Durch zweimaliges Klopfen an die Gerätefront öffnet sich seine Tür und bleibt frei von Fingerabdrücken. Smart ist auch der Dampfabzug, der mit dem Cerankochfeld per Funk kommuniziert und automatisch anschaltet. Der Umluftdampfabzug filtert Fett aus der Luft und gibt diese wieder an den Raum ab.

Die eingelassenen Griffmulden hinter den gehärteten Glasfronten mit gerundeten Kanten sind in sich stimmig gefertigt.

 

Expertentipps für die Küchenplanung
«Hat die Bauherrschaft bereits eine Küche, sollte sie sich Gedanken darüber machen, was ihr daran gefällt, wie auch, was sie anders haben möchte», rät Weis. Im Optimalfall geht es dabei nicht nur um Haptik und Farbvorstellungen, sondern auch um Abläufe und Platzverhältnisse. Je mehr man bei der Planung im Küchenstudio über die eigenen Gewohnheiten und das eigene Kochverhalten erzählen und Wünsche formulieren kann, desto eher kann man neue Möglichkeiten und Vorteile auflisten. Beim Thema Materialisierung gehe es gemäss Weis insbesondere um die Frage der eigenen Farb­sicherheit. «Bei bunten Küchen muss man wissen, dass sie nicht mit allem kombiniert werden können. Wenn ich eine spezielle Farbe wähle wie Gelb oder Blau, dann kann ich im Dekorbereich nicht wahllos dazutun.» Um Fehltritte zu vermeiden und sich ein Gesamtbild zu machen, bringe man am besten alle anderen Elemente wie Möbel und Böden zusammen. So sei rasch ersichtlich, was harmoniere, und die Weiterentwicklung könne darauf aufbauen. «Da können tolle Sachen entstehen», freut sich Weis und schliesst mit einem Ausblick: «Grün kommt stark, helles wie dunkles. Dunkelgrün passt in Kombination mit zeitgemässem Schwarz sehr gut. Es passt aber auch zu Eichenböden. Grün ist modisch und macht Spass.»

elbau.ch

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