Wohneigentum bleibt ein Traum

Mehr als drei Viertel aller jungen Erwachsenen in der Schweiz träumen davon, später im Leben Wohneigentum zu erwerben. Die starke Regulierung, eine geringe Bautätigkeit und hohe Preise sind aber die Gründe, weshalb dieser Traum für die meisten von ihnen ausser Reichweite rückt.

Wohneigentum bleibt ein Traum

Lediglich 5 Prozent aller jungen Erwachsenen bis 25 Jahre, die nicht mehr zu Hause leben, haben 2019 im eigenen Einfamilienhaus oder in der eigenen Eigentumswohnung gelebt. Zum Vergleich: Die Wohneigentumsquote liegt in der Schweiz bei 36,4 Prozent. Die tiefe Zahl junger Eigentümer erstaunt nicht. Viele junge Erwachsene wohnen noch bei den Eltern oder machen gerade ihre ersten eigenen Wohnerfahrungen in einer Wohngemeinschaft oder der «eigenen» Mietwohnung. Folglich liegt Wohneigentum als mögliche Wohnform noch in weiter Ferne.

Trotzdem ist der Wunsch nach Wohneigentum gross

Es stellt sich die Frage, ob Wohneigentum für die Generationen Y und Z überhaupt noch gleich wichtig ist, wie das für ihre Eltern der Fall war. Die Befragung von jungen Erwachsenen im Rahmen des Credit-Suisse-Jugendbarometers gibt hierzu eine eindeutige Antwort: 77 Prozent der 2020 befragten Jugendlichen zwischen 16 und 25 Jahren möchten später einmal ein eigenes Haus oder eine eigene Wohnung besitzen (Abb. 1). Erwähnenswert ist auch, dass 2018 76 Prozent der befragten jungen Erwachsenen eine eigene Wohnung oder ein eigenes Haus als explizites Lebensziel zu Protokoll gaben. Neuere Aussagen sind nicht möglich, da das jüngste Jugendbarometer 2020 ganz im Fokus von Covid-19 stand und die Frage nach den Lebenszielen darin nicht gestellt wurde.

International ist der Wunsch noch grösser

Dieser grosse Wunsch nach Wohneigentum ist nicht neu. In den früheren Ausgaben des Jugendbarometers lag der Anteil derjenigen, die künftig Wohneigentum haben möchten, jeweils zwischen 80 und 86 Prozent. International wird Wohneigentum von jungen Erwachsenen vielerorts als noch wichtiger angesehen (Abb. 1). Angesichts der Tatsache, dass die Schweiz international eine der tiefsten Wohneigentumsquoten aufweist, ist das Bekenntnis zum Wohneigentum der jungen Erwachsenen hierzulande aber eindrücklich.

Ab Mitte 30 gewinnt Wohneigentum an Bedeutung

Aktuell wird Wohneigentum in der Schweiz ab einem Alter von 30 Jahren vermehrt zum Thema. Während der Anteil der Wohneigentümer bei den 30-Jährigen erst bei 8,1 Prozent liegt, steigt dieser bis 35 auf 19,4 Prozent an (Abb. 2). Bei den 40-Jährigen sind bereits 30 Prozent Wohneigentümer. Wohneigentum in der Schweiz wird also häufig erst spät erworben, obwohl der Wunsch nach dieser Wohnform bereits in jungen Jahren sehr gross ist.

Flexibilitätsbedürfnis und hohe Preise verzögern den Kauf

Der späte Erwerb hat zwei Hauptgründe: Erstens wollen junge Erwachsene erst einmal flexibel bleiben und die Welt entdecken, während sich das Thema Familiengründung noch nicht stellt. Dementsprechend ist anfangs die Mietwohnung die praktischere Wohnform. Zweitens sind die hohen Immobilienpreise gerade bei jungen Erwachsenen ein zunehmendes Hindernis für den Erwerb von Wohneigentum. So kostet heute in der Schweiz eine inserierte Eigentumswohnung mit vier Zimmern und mehr im Median 850000 Franken.

1. Hürde: Tragbarkeit

Um sich eine solche Wohnung leisten zu können, ist bei einer Fremdfinanzierungsquote von 80 Prozent gemäss kalkulatorischen Tragbarkeitsregeln ein Haushaltseinkommen von 150000 Franken und mehr notwendig. Das liegt über dem mittleren Schweizer Haushaltseinkommen und ist insbesondere für junge Paare zumeist noch unerreichbar, wächst doch das Einkommen typischerweise erst mit dem Alter und zunehmender Berufserfahrung. Das Einkommen junger Erwachsener zwischen 20 und 24 Jahren liegt beispielsweise im Median erst bei 58500 Franken pro Kopf (Abb. 3). Bei den 25-bis 29-Jährigen steigt dieses auf 70200 Franken und nimmt bis Ende 40 weiter zu.

2. Hürde: Fehlende Eigenmittel

Die tieferen Einkommen junger Erwachsener spiegeln sich zudem in der Vermögenssituation. Einerseits besteht weniger Potenzial, Geld zu sparen. Andererseits erfordert Vermögensaufbau Zeit. Es gibt hierzu zwar keine Vermögensstatistiken, das Einbezahlen in die Säule 3a ist aber ein guter Indikator. Mit dem Alter steigen der Anteil derjenigen, die in die Säule 3a einzahlen, sowie die Höhe der einbezahlten Beiträge. Selbst wenn der Maximalbetrag einbezahlt wird, ist der Weg zu Wohneigentum lang. Im obigen Beispiel sind Eigenmittel von mindestens 170000 Franken notwendig. Das bedeutet, dass während 25 Jahren der maximale Beitrag in die Säule 3a überwiesen werden muss. Ein 20-Jähriger hätte folglich mit 45 Jahren die Eigenmittel beisammen – vorausgesetzt, Wohnungen sind zwischenzeitlich nicht teurer geworden.

Einfamilienhäuser bei jungen Erwachsenen beliebt

Entgegen einer ersten Vermutung wohnen junge Eigentümer trotz hoher Preise häufiger in einem Einfamilienhaus als in einer Eigentumswohnung (Abb. 2). Bei den 30-bis 40-Jährigen sind 55 Prozent der Eigentümer Besitzer eines Einfamilienhauses. Hier dürfte vor allem stark mitspielen, dass die Babyboomer-Generation in den letzten Jahren in ein Alter gekommen ist, in dem das Einfamilienhaus oft innerhalb der Familie weitergegeben wird. Darüber hinaus ziehen viele junge Erwachsene, die bereits Kinder haben oder sich welche wünschen, das Einfamilienhaus mit eigenem Garten einer Eigentumswohnung vor.

Fazit: Wohneigentum ist ein beliebtes, aber immer schwerer erreichbares Ziel

Wohneigentum steht auch bei jungen Erwachsenen hoch im Kurs. Dieser Wunsch ist aber immer schwieriger umzusetzen. Aufgrund der erreichten Preisniveaus ist das Alter von Ersterwerbern in den letzten Jahren gestiegen und dürfte in Zukunft weiter zunehmen. Auf die Jugendlichen und jungen Erwachsenen wirkt sich das unmittelbar nur gering aus, weil sich ihre Lebenssituation noch zu wenig für Wohneigentum eignet und sie die Mittel dazu ohnehin nur in den wenigsten Fällen aufbringen können. Neu ist, dass sich ihr Wunschtraum auch in späteren Jahren immer seltener realisieren lässt. Die Entwicklung der Wohneigentumsquote zeigt, dass immer weniger der 30-bis 50-Jährigen der Erwerb von Wohneigentum noch gelingt (Abb. 4). Für die Generationen Y und Z bedeutet das, dass ihr Eigenheimtraum vielfach ein Wunsch bleibt.

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