Vom Steinbruch ins Bad

Seit mehr als 2000 Jahren wird Marmor zum Bauen und Einrichten eingesetzt. Doch was ist Marmor genau, und wie findet er den Weg in unsere Bäder?

 Vom Steinbruch ins Bad
Die Firma Talsee verwendet für ihre Produkte Marmor aus dem Laaser Tal. Das ist ein sehr harter, widerstandsfähiger und wetterbeständiger Marmor. Er weist gegenüber den meisten handelsüblichen Arten eine etwa 20 Prozent grössere Härte auf.

Text Nicola Schröder | Fotos Talsee, Lasa Marmo

Marmor hat Geschichte, und zwar nicht nur in kultureller, sondern auch in naturwissenschaftlicher Hinsicht. Schon die Entstehung des Steins entspricht einer Reise durch die Zeit, die bei den Urweltmeeren beginnt und in ihrem Verlauf die ganze Kraft der Natur verbildlicht. Denn Marmor ist ein Umprägungsgestein. Das Ursprungsgestein ist Kalkstein, also ein Carbonatgestein, das aus den Mineralen Calcit, Dolomit und Aragonit besteht. Über Millionen Jahre entstand zunächst ein carbonatreiches Gestein. Erst durch starken Druck und grosse Hitze nahe des Erdkerns kristallisierte das Material zu Marmor. Zwar werden landläufig heute fast alle polierfähigen Kalksteine als «Marmor» bezeichnet. In der wissenschaftlichen Gesteinskunde allerdings wird nur vollständig auskristallisiertes Gestein tatsächlich als Marmor angesehen. Deshalb ist «echter» Marmor nahezu porenfrei und enthält keine erkennbaren Fossilienreste, Versteinerungen oder gar Muschelschalen. Reiner Marmor ist weiss. Selbst bei Umprägungen von Faulschlammkalken bleibt keine durchgehende Schwarzfärbung erhalten, die schwarze Farbe ist nur in Form von Bändern, Streifen, Wolken oder Flammen im Gestein zu sehen.

Je nach Herkunft und geologischen Gegebenheiten besitzt der Marmor eine andere Struktur.

Qualität und Herkunft
Je nach Herkunft und geologischen Gegebenheiten besitzt Marmor andere Eigenschaften wie Härtegrad, Farbe, Qualität und Struktur. Durch Metalloxide in der Erde, also durch Grafit, Kohle, Bitumen und Chlorit, kann die Farbe des vorgefundenen Gesteins je nach Region von Braun, Gelb, Rot und Rosa über Grau und Schwarz bis Grün variieren. Der Preis von Marmor hängt dabei nicht allein von der Reinheit oder der Qualität des Materials ab, sondern auch davon, wie aufwendig Abbau und Transport sind.

Der Ursprung der Badkollektion «Source» von Talsee liegt in den Bergen Südtirols, der nördlichsten Provinz Italiens, wo das «weisse Gold» abgebaut wird.

Der Abbau von Marmor ist trotz technischen Fortschritte bis heute noch immer eine sehr aufwendige, gefährliche Arbeit. Je nach Erreichbarkeit sind Preisunterschiede im gleichen Abbaugebiet möglich, und der reinste ist nicht immer der teuerste Marmor. Grundsätzlich kommt Marmor in Deutschland, Italien, Russland, Frankreich, Indien, dem Iran, Belgien, Griechenland, Südkorea, der Türkei, Brasilien, Spanien, China und Portugal vor.

Ein Stein als Kulturgut
Daneben ist der Weg des Marmors in kultureller Hinsicht bedeutsam, was seinen hochwertigen Charakter unterstreicht. Schon im antiken Griechenland und zur Zeit des Römischen Reichs entstanden prunkvolle Tempel und Säulengänge, später Kathedralen und Herrscherbauten oder Grabstätten aus dem Naturstein. Dazu beeindrucken bis heute weltberühmte Skulpturen wie Michelangelos «David», die «Venus von Milo» oder die «Nike von Samothrake».

Dank neuester Techniken und Bearbeitungsformen spielt Marmor im Bad eine wichtige Rolle. | Aus kleinen Marmorquadern ent­stehen Waschbecken, aus grös­seren sogar Bade- oder Duschwannen.

Auch die moderne Architektur setzt auf Marmor, und das innen wie aussen. In Wohnhäusern wird er in nahezu allen Bereichen verwendet, vom Bodenbelag über die Küchenarbeitsplatte bis zu Tischsockeln, Sitzbänken oder Waschbecken. Dank neuester Techniken und Bearbeitungsformen spielt er zudem im Bad eine wichtige Rolle. Speziell Materialkombinationen wie mit Holz oder Metallen wirken natürlich und edel und sind heute speziell in modernen Wellnessbädern sehr gefragt. In der Form von Platten kann er für Böden und Wandverkleidungen eingesetzt werden, ebenso für Waschtische, Abdeckplatten oder Wandkonsolen. Aus kleinen Quadern entstehen Waschbecken, aus grösseren sogar Bade- oder Duschwannen. So entstehen natürliche und langlebige Einrichtungselemente mit eigener Färbung und Struktur.

Das Designstudio Tale aus Basel entwarf für Talsee eine elegante Lavaboform, die ebenso ursprünglich wie funktional, zeitlos und modern ist.

Drei Fragen an Judith Rauch, Produktmanagerin bei Talsee

Frau Rauch, Talsee nutzt den weissen Marmor aus dem Laaser Tal in Südtirol. Was macht ihn so einzigartig?
Der Laaser Marmor hat eine hoch kristalline Struktur, was ihn besonders hart und widerstandsfähig macht. Zudem hat er eine jahrhundertealte Geschichte. Insbesondere im zu Ende gehenden 19. Jahrhundert wurde Laaser Marmor von unzähligen Architekten und Steinbildhauern verwendet, und bis heute prägt er die neoklassizistische Architektur grosser europäischer Städte wie Wien, München und Berlin. Der Marmor wird im Weisswasserbruch im Nationalpark Stilfersjoch in Südtirol von der Firma Lasa Marmo abgebaut. Sie transportiert ihn ins Tal, wo die hauseigenen Steinmetze den Stein zu Waschtischen verarbeiten. Für unseren Waschtisch «source» wird der geaderte Lasa-Venato-Marmor verwendet.

Wie reinigt und pflegt man diesen Marmor?
Marmor ist ein Naturprodukt. Wenn man es richtig pflegt, überdauert seine Schönheit fast ewig. Wir empfehlen spezielle Reiniger für die tägliche Pflege und liefern entsprechende Produkte mit jedem Marmorwaschtisch mit. Ausserdem empfehlen wir, je nach Beanspruchung, die werkseitig aufgebrachte Imprägnierung nach circa zwei bis drei Jahren zu erneuern.

Besteht demnach die Möglichkeit, den Stein zu versiegeln?
Ja, um die Schönheit des Naturprodukts möglichst lang zu erhalten, wird die Oberfläche des Marmorwaschtischs ab Werk mit einer lebensmittelechten und umweltschonenden Imprägnierung geschützt. Diese macht die Oberfläche wasser- und ölabweisend und wirkt somit Verschmutzung entgegen.

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