In warme Stoffe hüllen






Mit dem «Secular Retreat» hat der Schweizer Stararchitekt Peter Zumthor sein erstes permanentes Gebäude auf britischem Boden entworfen und gebaut: ein weltlicher Rückzugsort mit linearen Gesichtszügen inmitten von Kiefern.

Ferienhaus «Secular Retreat» in Chivelstone, Devon, Grossbritannien
Architektur und Interior-Design: Atelier Peter Zumthor, Schweiz | Lokaler Architekt: David Sheppard Architects, Grossbritannien | Landschaftsarchitekt: The Rathbone Partnership, Grossbritannien
Das Haus befindet sich auf der Südseite eines Hügels über dem kleinen Dorf Chivelstone in der Gegend Devon. Das Areal liegt rund eine Meile von der Südküste Englands entfernt. Die Situierung des horizontal am Boden liegenden Gebäudes erlaubt einen freien Blick auf die umliegende Landschaft.
Das Haus befindet sich an der Stelle einer Ruine – eines Holzhauses aus den 1940er-Jahren. Die Verbindung zum ursprünglichen Bau bleibt über einen kleinen, hexagonal geformten Wandbereich aus Betonblockschicht erhalten, der von 20 Meter hohen Monterey-Kiefern geschützt wird. Der Neubau soll der britischen Landschaft mit seinen sanften Hügeln, dem bewaldeten Fluss, den Patchwork-Feldern und den kleinflächigen Dörfern mit ihren Steinhäusern Tribut zollen.
Das «Secular Retreat» ist – zu Deutsch – ein weltlicher Rückzugsort. Design und Konstruktion erforderten eine sorgfältige Platzierung des Baus inmitten der bestehenden Bäume, garantieren die beste Aussicht auf die Devon-Landschaft und lassen das natürliche Licht ins Innere fliessen. Terrassen und Wege ausserhalb des Hauses bestehen aus grob gehauenem Blue-Lias-Stein. Alle Steine weisen eine andere Grösse und Form auf und widerspiegeln damit die Rohheit des Naturstoffes aus dem Steinbruch Somerset. Das Interieur führt die Kombination von Stampfbetonwänden auf Steinböden weiter. Das Betondach wird von einer grossflächig verglasten Hausfassade umgeben, die den zentralen Wohnbereich des Ferienhauses ummantelt. Zwei weitere Gebäude entfernen sich wie Flügel vom offenen Lebensraum und umfassen die fünf Schlaf- und Badezimmer. Die Türen, die Einlegeböden wie auch die Küchenmöbel aus Apfel- und Birnenholz bringen Wärme in den Betonbau.
Landschaft und Garten stehen nach Zumthors Ansatz im Mittelpunkt des Konzepts. Der Garten wurde mit der in Süd-Devon ansässigen Rathbone Partnership entworfen und umfasst einige der lokal ansässigen 5000 Baum- und Straucharten. Masse und Grösse des Gebäudes sind charakteristisch für eine zeitlose und durchdachte Architektur.








Casa Hualle ist eine Antwort auf die geografischen und klimatischen Gegebenheiten des Gebiets.















Wenn atemberaubendes Panorama auf pionierhafte Architektur trifft, dann entstehen ein schwarzes Wohntrapez mit bodenständiger Atmosphäre sowie eine Liebeserklärung an die grünen Berge des Tessins.

Neben der majestätischen Lage des Hauses zieht vor allem dessen Fassade die Blicke auf sich: schwarz eingefärbter Sichtbeton in Kombination mit grobkörnigen Holzplatten. Dieses Ergebnis zu erreichen, sei alles andere als eine leichte Aufgabe gewesen, wie Attilio Panzeri sagt: «Das Resultat war nur durch intensive Zusammenarbeit mit Chemieingenieuren und kompetenten Spezialisten für Materialmanipulationen möglich.» Konkret meint der Architekt damit «Jahre des Tüftelns und Ausprobierens». Auf unzählige Versuche mit der Betonmischung, deren Behandlung und Texturen kann der Architekt mit seinem Team zurückblicken, bis sie auf die Idee kamen, eine ganz bestimmte Komponente, die bei der Arbeit mit Beton meist unberührt bleibt, ins Visier zu nehmen: «Die Pigmentierung», wie Attilio Panzeri sagt. Ein genaues Mischkonzept für das schwarze Einfärben von Sichtbeton existiert nicht. Denn die Pigmentation variiere bei den Häusern aus der Feder des Architekturbüros von Objekt zu Objekt. Der Prozess des Einfärbens aber folgt einer eindeutig definierten Technik. Ist der Beton einmal pigmentiert, wird er gerüttelt, dann in die Holzschalung gegossen, die dem Beton eine natürliche Struktur verleiht, und am Ende werden die Oberflächen noch mit einem Betonfinish veredelt. Dieses definiert nicht nur die Oberflächenbeschaffenheit des Betons, sondern auch dessen endgültige Färbung, Opazität und Reflexionsvermögen. Dank dem mutigen Entscheid der Hausbesitzer der Villa in der Gemeinde Comano kann das Tessiner Architekturbüro mittlerweile auf eine wachsende Zahl von Objekten blicken, die mit dem Schlüsselmaterial «schwarzer Beton» geplant und gebaut wurden.
Nicht nur die Aussenwände, sondern auch das Hausinnere ist in eben gleicher schwarzer Manier verkleidet. Trotz der dunklen, erdigen Materialisierung ist die Atmosphäre im Gebäude alles andere als trostlos und kalt. «Die schwarzen Wände werden in diesem Fall zur malerischen Kulisse», wie Attilio Panzeri sagt. Die grossflächige und meist bodentiefe Verglasung des Hauses sorgt für eine Flut von sanftem Licht im gesamten Lebensraum der Bauherren, die mit ihren zwei Kindern seit dem Jahr 2014 auf dem Berg hoch über Lugano leben.
Der Alltag der Familie spielt sich massgeblich in der oberen Ebene des trapezförmigen Hauses ab. Über einen mit Pflastersteinen ausgelegten Weg gelangt man entlang der Garage zur Haustür. Schliesst sich diese hinter einem, führt das mit Steinen gepflasterte Entree bis zu den drei Treppenstufen aus Holz, die in den Wohnzimmerboden übergehen. Nun wird der Besucher mit einer beeindruckenden Panoramakulisse belohnt, die ihn davon ablenkt, dass er bereits im Sofa- und Fernsehbereich angekommen ist. Südwestlich grenzt die halb offene Küche, die mit fast raumhohen schwarzen Betonwänden eingefasst ist und direkt zum Essbereich führt. Die gesamte obere Ebene des Hauses ist über drei Seiten verglast. So auch der Schlafzimmerbereich mit integrierter Ankleide und Badezimmer, der auf der gegenüberliegenden Seite des weitläufigen Domizils liegt.
Wiederum ist es der Boden, der das Innere des Hauses mit dem Aussenbereich verbindet. Der Holzboden verwandelt sich nach der grossflächigen Verglasung zu gleichfarbigen Holzlatten im Terrassenbereich. Die Terrasse verläuft entlang der Fensterfront
über drei Seiten des Gebäudes. Die untere Ebene des Hauses ist über eine geschwungene, zentral gelegene Treppe mit dem oberen Stockwerk verbunden. Es ist das einzige Bindeglied zwischen den zwei unterschiedlichen Wohnebenen. Die Treppe verbindet den oben liegenden Sofa- und Fernsehbereich mit einer kleinen Bibliothek und Leseecke. Während das obere Stockwerk, abgesehen vom Schlafzimmer, über keine abgetrennten Räume verfügt, sondern sich durch halb offene, fliessende Übergänge charakterisiert, stehen die Raumanordnung und die Formgebung der Zimmer der unteren Etage für Privatsphäre. Auf der Vorderseite des Untergeschosses liegen die beiden Kinderzimmer mit gemeinsamem Badezimmer sowie ein weiterer Schlafbereich mit eigener Nasszelle. Alle Schlafzimmer geniessen durch ihre Lage einen prächtigen Blick in den über eine schmale Holzterrasse verbundenen Garten. Die Fensterfronten auf dieser Etage sind jedoch deutlich privater gehalten und wirken aufgrund der Holzverschalung im Untergeschoss wohnlich und behütet. Zur Hangseite liegen auf dieser Ebene weitere vier Räume, welche die Familie als Stauraum, Büro und Fitnessbereich nutzt.
Neben Material und Design, Strukturen und Formen gebührte bei diesem Bauprojekt noch einem dritten Aspekt viel Aufmerksamkeit: der Gestaltung des Gartens mit Pool. Die damit beauftragten Landschaftsarchitekten stammen aus Lugano und waren bezüglich der Bepflanzung und der Wertschätzung der Umgebung offensichtlich bestens instruiert. De Molfetta & Strode legten grosse Sensibilität an den Tag und wählten eine pflanzliche Kulisse, die den schwarzen Monolithen mit seinen Holzverstrebungen hervorhebt und gleichzeitig elegant auf die grün getauchte Landschaft des Tessins hinweist.


Attilio Panzeri | Attilio Panzeri &Partners sa atelier d’architettura | archpanzeri.ch
Massivbau | Flachdach | Fassade: schwarzer Sichtbeton, pigmentiert, und grobkörnige Holzplatten
Nettowohnfläche: 400 Quadratmeter | Anzahl Zimmer: 8,5
Wand: Beton mit Kreide-Isolation | Boden: Eichenparkett | Fenster: Eichenholz mit Doppelverglasung
Thermopumpe
Attilio Panzeri, wessen Vorschlag war der schwarze Beton ?
Ich hatte schon lange geplant, ein schwarzes Haus zu bauen, aber ich konnte keinen Kunden finden, der bereit war, diesen Vorschlag zu akzeptieren. Anlässlich des Auftrags, diese Villa in Comano zu entwerfen und die Wahl der Materialien zu besprechen, fragten mich die Kunden selbst: «Was wäre, wenn wir sie verdunkeln würden ?» Stellen Sie sich meine Überraschung und Freude vor, endlich ein Haus aus schwarzem Sichtbeton bauen zu können.
Was waren die grössten Herausforderungen bei der Farbgebung ?
Die Entscheidung für eine Schalung des Gebäudes aus Rohholzplatten verschärfte die Schwierigkeiten. Es war sehr schwierig, die richtige Dosierung der Pigmente im Verhältnis zur richtigen Festigkeit des Betons zu finden. Denn mehr Pigment bedeutet weniger Festigkeit. Das Resultat war nur durch intensive Zusammenarbeit mit Spezialisten möglich. Der Keller des Hauses war der eigentliche Ort des Experimentierens.
Was fasziniert Sie an diesem Material und dieser Farbe ?
Ich liebe Sichtbeton und Schwarz. Obwohl Schwarz eine achromatische Farbe ist, enthält es alle Farben des elektromagnetischen Spektrums. Denn Schwarz ist keine Farbe, sondern die Abwesenheit von reflektiertem Licht. Die Geschichte lehrt, dass Schwarz voller Symbolik ist; viele Zivilisationen nutzen es noch heute, um bestimmte Botschaften zu vermitteln. Darüber hinaus hilft die Farbe Schwarz, die Harmonie von Geist und Körper zu finden, und gibt Räumen eine weitere Dimension.
Was war die grösste Herausforderung bei dieser Konstruktion ?
Die bestand darin, für die Verpackung des schwarzen Betons die richtige Formel zu finden, die auf die Konstruktionsprinzipien des Baus angewendet wurde.
Was ist die grosse Stärke dieses Gebäudes ?
Dank der Bereitschaft der Kunden konnte ich beweisen, dass es möglich ist, ein schwarzes Haus zu bauen. Es war ein Pilotprojekt, das den Bau einer weiteren schwarzen Villa wie auch die Restaurierung der neoklassischen Kirche San Fermo in Campora im Valle di Muggio und in Sorengo den Bau eines neuen Stadtteils für 400 Einwohner ermöglichte.















Eine raffinierte Fassade und ein ebenso ausgeklügelter wie schlichter Grundriss kreieren ein Zuhause, das sich zunächst zurückhaltend gibt, ehe es seine Offenherzigkeit zeigt.

Gewünscht war ein individuelles Haus für die fünfköpfige Familie. Aus den Gesprächen über die Bedürfnisse entwickelten die Architekten ein Konzept, das schlicht ist und doch fasziniert. Im Grunde besteht es aus zwei Kuben, die im rechten Winkel zueinander gerichtet sind und übereinanderlappen. Daraus ergibt sich ein kreuzförmiger Grundriss mit vier Gartenflächen. «Die Platzierung des Baukörpers inmitten des Grundstücks, der dieses in vier Aussenbereiche einteilt, ist eine Besonderheit bei diesem Projekt», lässt das Architekturbüro mitteilen. Erreicht wird das Haus auf dem Eckgrundstück von der Nordseite. Im Erdgeschoss, das nach Süden ausgerichtet ist, findet das Familienleben statt. Die gemeinschaftlichen Räume sind zwar offen gestaltet, aber über verschiedene Wege miteinander verbunden. Insbesondere wenn die Fenster komplett offen sind und der Innen- mit dem Aussenraum verschmilzt, würden die Laufstrecken – wenn sie denn sichtbar wären – Zickzacklinien zeichnen. Vom Eingangsbereich geht es geradeaus zur ersten Wohnecke mit Cheminée sowie bunten Sofas von B & B Italia und weiter zur geräumigen weissen Küche von Bulthaup. Links vom Entree sind der elegante Essbereich und eine zweite gemütliche Wohnecke. Eine Gästesuite ist ebenso in diesem Ostflügel untergebracht. Die Poollandschaft ist südwestlich ausgerichtet. Sie zieht sich vom Esstisch übers Eck zur Küche, wo draussen ein Sitzplatz zum Verweilen einlädt. Rechts von der Haustür befinden sich die Garderobe sowie ein Tages-WC, wobei eine Treppe hoch zu den Privaträumen führt. Sowohl der Elternbereich als auch die beiden Kinderzimmer verfügen über ein eigenes Bad und einen Zugang zur weitläufigen Terrasse. Auch die raumhohen Fenster öffnen hier oben den Blick auf den Genfersee und die Alpen. Das durchdachte Lichtkonzept mit Leuchten der Marke Flos, aber auch die Kunstwerke untermalen das exklusive Designambiente.
Sichtbeton, Glas und Holz sind die tragenden Elemente dieser Villa. Während die Kuben jeweils auf vier Seiten mit Beton gerahmt sind, erlauben die zwei gegenüberliegenden Fensterfronten Transparenz. Über der Verglasung liegen jedoch Schiebeelemente aus Zedernholz, die bei Bedarf Sichtschutz bieten und damit Privatsphäre generieren oder je nach Sonnenstand Schatten spenden. Durch diese Konstellation muten die beiden Kuben wie zwei Rollladenschränke an, deren Türen sich seitlich beiseiteschieben lassen, um Einblick in das Innenleben zu gewähren. Ein besonderes Augenmerk haben die Architekten auf die Betonschalung gelegt, welche die gleiche Form und Struktur der Holzfassadenverkleidung aufweist. «Die Betonschalung zeichnet vertikale Linien in drei unterschiedlichen Tiefen. Sie nehmen Bezug auf die drei Schattierungsstufen, die bei der Behandlung der Holzfassade verwendet wurden», erklärt das Team von Lin.Robbe.Seiler. So hochwertig die Materialisierung aus natürlichen Werkstoffen ist, so umweltfreundlich und energieeffizient ist die Heiztechnik dank Erdsonde und Solarpaneelen. Dass diese Villa bis aufs kleinste Detail durchdacht und auf die Bedürfnisse der Bewohner perfekt zugeschnitten ist, lässt sich auch aus der Zeit ableiten, die man sich für die Planung und den Bau genommen hat. Insgesamt sechs Jahre dauerte es, bis die Villa vollendet war. «Es ist eine Architektur, die sich durch die Einfachheit der Formen, ihre grossen, offenen Innenräume und deren Bezug zu den Aussenräumen auszeichnet», beschreibt das Architekturbüro sein Projekt zusammenfassend.



Lin.Robbe.Seiler | lrs.ch
Massivbau | Flachdach | Fassade: Sichtbeton, Zedernholz
Nettowohnfläche: 594 m² | Anzahl Zimmer: 8
Boden: Parkett | Wandbeläge: Putz | Fenster: Metall
Fussbodenheizung | elektrische Wärmepumpe, Erdwärmesonde | Solarmodule












