Wo der Wein wohnt
Aus einer engen Zusammenarbeit der engagierten Bauherrschaft mit Architekt und Schreiner entstand ein einzigartiger Weinraum, der dafür sorgt, dass die Weinsammlung des Hausherrn nicht nur dem Gaumen, sondern auch dem Auge schmeichelt.

Ästhetisch und technisch ausgeklügelt
Angesichts der modernen Architektur und Einrichtung kam ein Ziegelsteingewölbe für den neuen Weinraum nicht in Frage. Dennoch wollte die Bauherrschaft nicht bloss einen Lagerplatz schaffen, sondern einen Ort mit Design-Anspruch, der die Weine präsentieren und die Materialisierung der Wohnung in Eichenholz, Glas und Schiefer aufgreifen sollte. Für die Holzarbeiten wandte sich das Ehepaar an die Gasser Schreinerei aus Haldenstein, welche bereits einige Möbel für die Wohnung angefertigt hatte. Die Zahl und Abmessungen der Regale bestimmte der Bauherr in enger Zusammenarbeit mit der Schreinerei und dem Architekturbüro. «Es ist wichtig, dass sich der Bauherr selbst damit beschäftigt», sagt Architekt Sven Märk. «Denn nur er kennt seinen Weinkeller.» Spezielle Weinlagerungssysteme von ARCave integrierte die Gasser Schreinerei in Regale aus massivem, leicht geöltem Eichenholz, welches edel mit den dunklen Wänden und dem Boden aus Schieferplatten kontrastiert. Integrierte Spots leuchten den Raum stimmungsvoll aus. An der Decke und an der gesamten rechten Wand des Raumes kam ebenfalls Eiche zum Einsatz, diesmal allerdings als Furnier. Rautenförmige Ausfräsungen lassen die dunkle MDF-Platte unter dem Eichenholz zum Vorschein kommen und schaffen ein verspieltes Muster an der Holzoberfläche. «Das Muster ist eine abstrakte Darstellung von Weinrebenblättern und greift so das Thema des Raumes dezent auf», erklärt Schreiner Lorenz Gasser.
Doch die blattförmigen Einschnitte sind noch viel cleverer. Wer genau hinsieht, erkennt, dass einzelne Blätter sowohl an der Wand als auch an der Decke komplett perforiert sind. Sie erfüllen zweierlei Funktionen. Einerseits dienen sie als Türgriffe für einen praktischen Vorratsschrank, der sich in der linken Wand verbirgt. Andererseits lassen sie die Luftströme der Klimaanlage in den Raum gelangen und machen unansehnliche Lüftungsgitter überflüssig. «Die Klimaanlage zieht die Luft an einem Ort an, an einem anderen wird sie wieder ausgeblasen», sagt Lorenz Gasser. «Wir mussten mit den Querschnitten experimentieren, um eine optimale Luftzirkulation zu schaffen.» Da die Wohlfühltemperatur für den Rebensaft merklich tiefer ist als für die Menschen, musste der Raum gut isoliert sein. «Insbesondere die Tür stellte uns vor Herausforderungen», sagt der Architekt. «Die Bauherrschaft wünschte eine transparente Tür, um den Gang optisch breiter zu machen.» Als der Architekt das mit dem Schlosser besprach, hatte dieser die rettende Idee: Statt einer Tür kam ein rahmenloses Schiebefenster von Skyframe zum Einsatz, wie bereits auf der Terrasse. Die rahmenlose Ausführung lässt den eleganten Weinraum in seiner vollen Pracht zur Geltung kommen, und die gute Isolation stellt sicher, dass die Kälte beim Wein bleibt.
Lorenz Gasser, Schreinermeister






