Speicheröfen – einmal feuern, stundenlang behagliche Wärme
Speicheröfen und -Cheminées eignen sich besonders für moderne Häuser, da sie den Wohnraum nicht überhitzen. Was einen Speicherofen ausmacht und wie Sie den richtigen finden, erklärt Arthur Kasper, Technischer Berater feusuisse im Interview.

Cheminées und Öfen ohne Speicherfunktion geben die gesamte Verbrennungswärme auf einmal in den Raum ab. Moderne Häuser haben aber einen sehr geringen Energiebedarf. Wenn Sie eine schöne Flamme sehen möchten, brauchen Sie dafür vier bis fünf Kilogramm Holz. Wenn dabei die ganze Wärme sofort in den Raum gelangt, ist ein modernes Gebäude sehr schnell überhitzt. Speicheröfen verhindern das: Die Wärme wird zunächst in der Speichermasse aus Schamotte, Beton oder Naturstein zwischengespeichert und dann über einen längeren Zeitraum abgegeben.Wie lange wird die Wärme gespeichert?
Es kommt auf die Holzmenge und die Speichermasse an. Beim Speicherofen geht man von 12 bis 24 Stunden aus, beim Speicher-Cheminée, das aus einem Heizeinsatz mit etwas Speichermasse besteht, von etwa sechs bis acht Stunden. Daher eignet sich ein grosser Speicherofen eher zum regelmässigen Feuern, während das Speicher-Cheminée vor allem in der Übergangszeit oder unterstützend zur Heizung zum Einsatz kommt und für Ambiente sorgt.
Wird heute noch mit dem Ofen geheizt?
Ja, das wird gemacht. Die heute oft eingesetzten Luft-Wasser-Wärmepumpen sind bei sehr tiefen Aussentemperaturen weniger effizient. Ein Speicherofen kann im Winter die Wärmepumpe entlasten und so Strom einsparen. Gerade neue Häuser, die sehr gut gedämmt sind, kann man auch nur mit einem Speicherofen beheizen – vorausgesetzt, man plant das von Anfang an ein.
Was muss man bei der Planung beachten?
Sie müssen Ihrem Architekten möglichst früh mitteilen, dass Sie einen Ofen einbauen wollen. Dann kann er den Platz für den Ofen oder das Cheminée vorsehen und den Kamin sowie die Frischluftzufuhr einplanen. Denken Sie ausserdem an einen Lagerplatz für das Brennholz, am besten an einem Ort, der nicht allzu weit vom Ofen entfernt ist.
Arthur Kasper, feusuisse
Wie viel Holz braucht man denn?
Es kommt darauf an, wie oft Sie den Ofen brauchen. Wird während der ganzen Winterzeit täglich gefeuert, benötigt ein mittelgrosser Ofen etwa vier Ster Holz. Wenn Sie nur in der Übergangszeit heizen, oder im Winter die Wärmepumpe entlasten möchten, reichen zwei Ster aus. Ein Ster bezeichnet einen Kubikmeter lose gestapeltes Holz – da heisst so viele Holzscheite, wie auf einem Raum von 1 × 1 × 1 Metern Platz finden.
Wann sollte man zum Ofenbauer gehen?
Wenn Sie Ihrem Architekten bereits bei den ersten Gesprächen sagen, dass Sie einen Ofen wünschen, kann er den Kamin und die Frischluftzufuhr einplanen. Der Ofenbauer ist gefragt, wenn es um die Raumeinteilung geht, vor allem, wenn Sie mit dem Ofen heizen wollen. In diesem Fall sollte er möglichst zentral platziert werden, um eine gute Wärmeverteilung zu gewährleisten. Es wurden z. B. schon Speicheröfen unter der Treppe eingebaut. Je früher Sie solche Wünsche in die Planung einbringen, desto besser.
Welche Gestaltungsmöglichkeiten gibt es?
Die Speichermasse, die den Brennraum einkleidet, wird meist verputzt oder mit Naturstein oder Keramikplatten belegt. Da ist von klassischen Ofenkacheln bis zu trendigen Grossformat-Platten alles möglich. Sehr gefragt sind Cheminées mit Schwarzstahlverkleidung, wobei diese Geräte nicht immer eine Speichermasse haben. Man kann gestalterisch sehr viel machen, es muss nicht gleich Grossvaters grüner Kachelofen sein. Wobei auch der immer noch möglich ist.
Welche optionalen Zusatzfunktionen kann ein Ofen haben?
Wenn Sie den Speicherofen als einzige Heizung haben, müssen Sie ihn jeden Tag befeuern. Damit Ihr Haus auch warm bleibt, wenn Sie in die Ferien gehen, gibt es Anlagen, die von Stückholz auf eine vollautomatische Pellet-Heizung umgestellt werden können. Sie haben die Wahl: von Hand feuern oder in den Automatikbetrieb schalten. Eine weitere Zusatzfunktion ist die elektronische Abbrandregelung. Die Luftklappen werden über Sensoren gesteuert. Das heisst, dass Sie am morgen feuern und zur Arbeit gehen können. Wenn Sie am Abend zurückkommen, ist es immer noch warm, weil der Ofen den Abbrand selbst gesteuert und die Luftklappen geschlossen hat. Ferner kann man den Feuerraum so gestalten, dass er sich zum Backen eignet. Eine Wärmeröhre, in der Sie z. B. ein Kirschkernkissen warm machen können, ist auch bei modernen Öfen möglich.
Was ist der Kostenpunkt für einen Speicherofen oder ein Speicher-Cheminée?
Einen einfachen, verputzten Speicherofen bekommen Sie schon ab 15 000, mit grossem Volumen und exklusiven Verkleidungsmaterialien können es auch 20- bis 25 000 Franken werden. Mit Pellet-Modul sind wir bei etwa 30- bis 40 000, dafür brauchen Sie keine weitere Heizung. Ein einfaches Speicher-Cheminée gibt es schon ab 8- bis 12 000 Franken. Dazu kommen Kosten für den Kamin und die Frischluftzufuhr, die sich je nach Einbausituation stark unterscheiden.
Kann man einen Ofen auch in einem Haushalt mit kleinen Kindern befeuern?
Ich habe noch nie von einem Fall gehört, dass ein Kind sich an einem Ofen schwer verbrannt hat. Die Scheibe wird zwar sehr heiss, aber man sieht das Feuer und spürt die Wärme sehr stark, wenn man sich nähert – im Gegensatz zum Backofen, wo die Hitze erst richtig spürbar ist, wenn man ihn anfasst.
Welche Tipps können Sie Bauherrschaften noch geben?
Achten Sie darauf, dass nur zertifizierte, zugelassene Anlagen eingebaut werden und seien Sie misstrauisch bei zu tiefen Preisen. Wenn das Budget für den Wunschofen nicht ganz ausreicht, können Sie auch die Frischluftzufuhr und den Kamin vorbereiten und den Ofen selbst später einbauen lassen. Und nehmen Sie sich die Hinweise des Installateurs zum korrekten Feuern zu Herzen. So stellen Sie sicher, dass der Ofen während seiner gesamten Lebensdauer – die bei richtigem Betrieb etwa 50 Jahre beträgt – einwandfrei funktioniert.
Arthur Kasper, feusuisse






