So heizen Sie modern und umweltfreundlich
Die Auswahl an Heizsystemen ist gross: Es findet sich für jedes Bedürfnis eine passende Lösung. Allerdings ist es für Eigenheimbesitzerinnen und -besitzer nicht ganz einfach, das Angebot zu überblicken – zumal auch die Gegebenheiten vor Ort zu berücksichtigen sind. Michael Reichert vom Energiedienstleister Energie 360° erklärt, worauf es zu achten gilt.

Heizen mit Gas
Ist das Leitungsnetz vorhanden, dann ist eine Gasheizung eine günstige und einfache Variante. Der Aufwand nach der Anschaffung ist tief: Es braucht weder eine Brennstoffvorhaltung noch Kaminreinigungen oder Tankrevisionen. «Es gibt eine enorme Auswahl an Heizgeräten mit sehr guten Wirkungsgraden, die nahezu wartungsfrei funktionieren», erklärt Michael Reichert. Wobei es natürlich nie schade, wenn ab und zu eine Fachperson nach der optimalen Einstellung schaue. Ausserdem bieten Gasversorger ihren Kundinnen und Kunden in der Regel die Möglichkeit, Biogas zu beziehen. Der Anteil lässt sich meist frei wählen. «Biogas hat alle guten Eigenschaften von Erdgas, ist aber klimafreundlicher», sagt der Experte. Wer über einen Erdgasanschluss verfügt, erhöht beim Anbieter einfach den Anteil an Biogas und verbessert so die persönliche CO₂-Bilanz. Mit einem Biogasanteil von 100 Prozent heizt man nahezu klimaneutral. «Wir haben viele Kundinnen und Kunden, die aus Nachhaltigkeitsüberlegungen einen hohen Anteil Biogas beziehen», berichtet Michael Reichert. «Bei Energie 360°enthält das Standard-Produkt seit Herbst 2016 zehn Prozent Biogas. So leisten wir und unsere Gaskunden zusammen einen beachtlichen Beitrag für eine sinnvolle Energiezukunft.» Für prüfenswert hält Reichert auch die Kombination von Heizsystemen: «Gerade Gasheizungen lassen sich gut mit Technologien für erneuerbare Energie verbinden.» Und noch einen Vorteil von Gasheizungen nennt der Experte: Sie brauchen kaum Platz. «Wer von Öl auf Gas umsteigt, kann den ehemaligen Heizungsraum als Hobbyraum nutzen.»
Wärmepumpen nutzen kostenlose Wärmequellen
Für behagliche Wärme in den eigenen vier Wänden sorgen auch Wärmepumpen. Nutz bar sind bei dieser Technologie drei Wärmequellen: Luft, Wasser und Erdwärme. Der erste Schritt: prüfen, welche Wärmequelle zur Verfügung steht und ob sie erschlossen werden kann. «Elektrowärmepumpen sind bei Neubauten fast immer eine gute Lösung, da Heizungssysteme heute keine hohen Temperaturen benötigen», erklärt Michael Reichert. «Wo früher Wasser mit 70 °C durch die Heizkörper floss, benötigt eine Fussbodenheizung heute nur 30 °C.» In eng bebauten Wohnquartieren seien die Planung und Realisierung von Luft-Wasser-Wärmepumpen wegen der Ventilatorengeräusche zwar anspruchsvoll, aber dennoch gut machbar. «Die Zusammenarbeit mit einem guten Installateur ist immer wichtig.» Neben Elektro- gibt es auch preislich vergleichbare Gaswärmepumpen. Wird Erdwärme genutzt, muss bei Elektrowärmepumpen allerdings mit höheren Kosten für die Installation der Sonde gerechnet werden: Weil Gaswärmepumpen die Abwärme des Gasbrenners ausnutzen, benötigen sie gegenüber Elektrowärmepumpen weniger Umgebungswärme, um die gleiche Energiemenge zu liefern. «Bei Elektrowärmepumpen muss tiefer gebohrt werden, das ist teurer», sagt Reichert.
Funktionieren Wärmepumpen auch im Winter, wenn der Wärmebedarf besonders hoch ist? Diese Frage hört der Experte immer wieder. Er gibt Entwarnung: «Wärmepumpen funktionieren auch im Winter. Im schlimmsten Fall benötigt die Wärmepumpe eben etwas mehr Strom oder Gas. Im Kalten muss aber heutzutage niemand mehr sitzen.» Eine weitere Kombinationsmöglichkeit stellen sogenannte Hybridheizungen dar: Hier arbeiten eine Elektrowärmepumpe und ein Gasbrennwertkessel in einem Wandgerät zusammen. Die Elektrowärmepumpe übernimmt so quasi die Grundversorgung mit Wärme – das ganze Jahr über. «Und wenn es dann richtig knackig kalt wird und die Umgebungswärme für die Wärmepumpe nicht mehr ausreicht, springt die Gasheizung ein», erklärt Reichert. Eine intelligente Steuerung sorgt für den effizienten Betrieb. Diese Hybridlösungen gibt es mittlerweile von mehreren Herstellern für das Ein- oder Zweifamilienhaus.
Die Sonne nutzen
Eine ökologisch sinnvolle Lösung ist die Kombination von Sonnenenergie und Erdgas/Biogas. Warum Heizung und Warmwasserbereitung nicht mit der kostenlosen Energie der Sonne kombinieren, etwa in Form einer thermischen Solaranlage oder einer Photovoltaikanlage? Michael Reichert ist überzeugt, dass solche Kombinationen Potenzial haben: «Während der 20- bis 25-jährigen Lebensdauer spart jeder Quadratmeter Sonnenkollektoren ungefähr eine Tonne Heizöl. So lassen sich die CO₂-Emissionen deutlich reduzieren.» Zudem würden viele Versorger in diesem Bereich Prämienaktionen anbieten. Einige Versorger, darunter auch Energie 360°, bieten gemeinsam mit Installationsfirmen komplette Paketlösungen an. Diese haben den Vorteil, dass jede Kundin, jeder Kunde weiss, mit welchen Kosten zu rechnen ist und die Handwerker alles aus einer Hand anbieten.
Ein Kraftwerk im Keller
Für alle, die nicht nur heizen, sondern auch Strom erzeugen wollen, gibt es kleine Wärme-Kraft-Kopplungsanlagen (WKK). Diese verfügen über einen Motor, der Strom erzeugt. Im kleinen Leistungsbereich ist dies meistens ein fast wartungsfreier Stirlingmotor. Dessen Abwärme wird fürs Heizen oder fürs Warmwasser verwendet. Wie kleine Kraftwerke erzeugen sie Strom und Wärme. Die Anlagen reduzieren Energieverluste; der Bedarf an Primärenergie sinkt. Allerdings sind die Anschaffungskosten der Anlagen noch hoch, weiss Reichert. «Sowohl die Betriebskosten als auch die Umweltfreundlichkeit hängen vom verwendeten Brennstoff ab.» Als sinnvoll erachte er Wärme-Kraft-Kopplungsanlagen, wenn ein Gasanschluss vorhanden ist. Zudem rät er interessierten Personen, unbedingt bei der jeweiligen Gemeinde und beim örtlichen Energieversorger nachzufragen, ob es Auflagen oder vielleicht sogar Förderprogramme gebe.
Heizen mit Holz
Holz ist ein umweltfreundlicher Energieträger, und zwar über das Anfeuern eines gemütlichen Cheminées hinaus. So kann eine Holzpelletheizung eine gute Lösung sein, die sich gemäss Michael Reichert auch finanziell lohnt: «Die Anschaffungskosten sind höher als bei anderen Systemen, dafür sind die Pellets meist günstiger als andere Energieträger.» Die Mehrkosten der Anschaffung sind in relativ kurzer Zeit amortisiert. Darüber hinaus seien die Preise für Pellets in den letzten Jahren gesunken. Dies wird umso spürbarer, wenn die Zuschläge für fossile Brennstoffe wie Öl und Gas steigen. Für Pellets werden übrigens nicht extra Bäume gefällt; die kleinen, zylinderförmigen Stäbchen bestehen aus Restholz: Sägemehl, Hobelspäne und andere naturbelassene Abfallhölzer werden zusammengepresst – ohne Zusatz von chemischen Bindemitteln. Der Brennstoff ist auch regional: «Der Grossteil der Pellets stammt aus der Schweiz und Österreich.» Voraussetzung für diese Lösung ist ein geeigneter Raum für die Holzpelletheizung.
An die Zukunft denken
Was Michael Reichert immer wieder erstaunt: In der innovativen und modernen Schweiz verrichten in vielen Kellerräumen noch «Heizungsoldtimer» ihren Dienst, die schon längst nicht mehr den aktuellen Möglichkeiten und umweltpolitischen Anforderungen entsprechen. «Das Zeitalter der Ölheizungen ist vorbei», sagt Reichert. Seiner Meinung nach sollten Hausbesitzerinnen und -besitzer bei der Wahl der Heizung immer auch an die Zukunft denken. Denn Eigentümerinnen und Eigentümer von Immobilien haben heute die Möglichkeit, einen Beitrag für die Umwelt zu leisten, ohne auf der Investitionsseite allzu tief in die Tasche greifen zu müssen. Zukunftsorientiert agieren auch immer mehr Städte und Gemeinden, etwa indem sie Wärme aus der Kehrichtverbrennung oder Abwasserreinigung nutzen. Mit Fernwärme zu heizen sei eine gute und nachhaltige Lösung, ist Michael Reichert überzeugt. «Abwärme zu nutzen ist immer sinnvoll.» Und auch überaus praktisch im Eigenheim: Der Aufwand für Wartung und Unterhalt ist minimal. Dies, weil kein Wärmeerzeuger im Keller steht, sondern nur ein Wärmetauscher, der die Wärme an das hausinterne Heizungssystem übergibt. Und wie heizt der Profi selbst? «Ich wohne in einer grossen Liegenschaft mit einer modernen und wirtschaftlichen Gasheizung und nutze dort bereits seit vielen Jahren 50 Prozent Biogas», berichtet Michael Reichert. «Wenn ich mir mal mein eigenes Haus baue, dann sicher mit einer umweltfreundlichen Wärmepumpe. Beim Kauf einer Wohnung in einer grossen Liegenschaft würde ich mich freuen, wenn ich an einen Wärmeverbund oder die Fernwärme angeschlossen werden könnte.»






