Smart Homes im boom

Ein Kühlschrank, der sich automatisch füllt, ist längst nicht mehr Science-Fiction. Noch hinkt die Schweiz im internationalen Vergleich hinterher. Insbesondere bei Wohneigentum könnte sich das rasch ändern, denn Smart Homes boomen.

Smart Homes im boom
Text Ursina Kubli
Ein Kühlschrank, der sich automatisch füllt, ist längst nicht mehr Science-Fiction. Noch hinkt die Schweiz im internationalen Vergleich hinterher. Insbesondere bei Wohneigentum könnte sich das rasch ändern, denn Smart Homes boomen.
Seit das Schweizer Fernsehen die Misswahlen nicht mehr ausstrahlt, sucht man bei SRF an einem gemütlichen Samstagabend auf dem Sofa vergebens nach den beiden Kriterien «schön und intelligent». Nach der Eingabe erscheinen Vorschläge wie «Peter Stamms Geschichte über ein Liebesunglück» oder «No Name Design – Unscheinbares im Scheinwerferlicht». Dafür versprechen immer mehr Wohnimmobilien, diesen Ansprüchen zu genügen. Mit den Beschreibungen «wunderschön» oder «traumhaft» versuchen Makler schon längst Interessenten für ihre Liegenschaften anzulocken. Nun werden Häuser aber auch intelligent. Mit sogenannten Smart Homes sollen die Bedürfnisse von Bewohnern in den Bereichen Komfort, Sicherheit, Gesundheit, Unterhaltung sowie sparsamer Umgang mit Energie besser erfüllt werden. Eine ausgeklügelte Steuerung der Jalousien, eine Videogegensprechanlage oder eine Paketsteuerung, bei der man automatisch eine Meldung erhält, sobald ein Paket hinterlegt wurde, sind nur wenige Beispiele der heute schier uferlosen und sich stets wandelnden technologischen Möglichkeiten. Neben einer grossen Faszination für diese intelligenten Systeme bleiben allerdings gewisse Zweifel: Braucht es diese Features wirklich, oder verliert man daran rasch wieder das Interesse? In einer Analyse von Onlinewohneigentumsinseraten suchten wir Antworten auf diese Fragen.

Mit dem Ausland nicht Schritt halten können

Tatsächlich werden Wohnimmobilien in der Schweiz immer intelligenter. Bei den aktuellen Verkaufsinseraten werden Begriffe wie «smart», «intelligent» oder «App» bereits doppelt so häufig verwendet als noch vor zwei Jahren. Im internationalen Kontext stecken diese Technologien aber noch immer in den Kinderschuhen. Smart Homes haben sich in Norwegen und Schweden einiges stärker durchgesetzt. Gemäss offiziellen Statistiken setzt in diesen nordischen Ländern bereits jeder vierte Haushalt smarte Technologien ein. In der Schweiz identifizieren wir anhand der Textanalyse nur eine von hundert Eigentumswohnungen als intelligent. Das lässt in der Schweiz noch grosses Potenzial vermuten. Der Trend zu smarten Wohnungen ist längst nicht überall angekommen. Man könnte meinen, dass die Städte die Nase vorn haben. Tatsächlich schafft es die Stadt Zürich, als bevölkerungsreichste Stadt, nur gerade auf den zehnten Platz aller Bezirke der Deutschschweiz. In den Städten Basel, Bern und Winterthur kann man die smarten Wohnungen sogar an einer Hand abzählen. Die wahren Trendsetter sind Brugg, Schwyz und der Kanton Zug. Die Schweiz hat in diesem Bereich also Nachholbedarf. Wie stehen Schweizer Kaufinteressenten den neuesten technologischen Errungenschaften gegenüber? Intelligenz hat natürlich ihren Preis. Verkaufsinserate mit den Attributen «smart», «intelligent» oder «App» werden im Durchschnitt rund 10 Prozent teurer angeboten als die übrigen Verkaufsinserate.

Kaufinteressenten sind technologieaffin

Ein höherer Preis engt den potenziellen Kreis an Interessenten ein, die sich die jeweilige Liegenschaft leisten können. Die Vermarktung gestaltet sich bei Smart Homes aber keineswegs harzig. Die Verkaufsinserate werden rege angeklickt, wobei es nicht bei reiner Neugierde bleibt. Sie verschwinden trotz Preisaufschlag gleich schnell von den Onlineportalen wie herkömmliche Eigentumswohnungen oder Einfamilienhäuser. Offenbar sind Kaufinteressenten bereit, den Aufpreis dieser technologischen Lösungen zu bezahlen. Dabei unterscheiden sich zukünftige Eigentümer grundsätzlich von Mietern. Bei Mietwohnungen bleiben die Inserate aufgrund der höheren Mietpreise deutlich länger aufgeschaltet. Wer in seinen eigenen vier Wänden wohnt, scheint die grössere Freude an technologischen Möglichkeiten zu haben als Personen, die zur Miete wohnen. Smarte Wohnsysteme dürften sich demnach bei Wohneigentum in Zukunft rascher durchsetzen als bei Mietwohnungen. Trotz hoher Technologieaffinität sollte es zukünftigen Käufern von Wohneigentum jedoch bewusst sein, dass es sich nicht immer lohnt, «First Mover» zu sein. Häufig folgen zu einem späteren Zeitpunkt noch ausgeklügeltere und vor allem auch günstigere Lösungen. Dabei stellt sich auch die Frage, ob die heutigen Systeme mit den zukünftigen Technologien kompatibel sind. Ein sparsamerer Umgang mit Energie dürfte sich beispielsweise auf lange Frist bestimmt lohnen. Zu viel Schnickschnack bezahlt ein Käufer bei einem allfälligen Wiederverkauf hingegen häufig nicht. Deshalb ist eine gewisse Zurückhaltung trotz Freude und Faszination an technologischen Möglichkeiten sicherlich angebracht.

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Ursina Kubli Leiterin Immobilien Research Zürcher Kantonalbank
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