«Licht braucht immer Reflexion»

Die richtige Kombination von Grundlicht und dekorativen Tisch-, Steh- oder Hängelampen bringt Leben ins Mobiliar und damit ins Haus. Innenarchitekt Roland Schaad erklärt die Grundzüge einer umfassenden Eigenheimbeleuchtung.

«Licht braucht immer Reflexion»
Die dekorative Leuchte bei der Kochinsel wie auch der Deckenspot im Wohnzimmer sorgen punktuell für Ambiente.
Interview Lina Giusto | Visualisierung Roland Schaad
Die richtige Kombination von Grundlicht und dekorativen Tisch-, Steh- oder Hängelampen bringt Leben ins Mobiliar und damit ins Haus. Innenarchitekt Roland Schaad erklärt die Grundzüge einer umfassenden Eigenheimbeleuchtung.
Die Ganzheitlichkeit der Beleuchtung liegt in der Kombination von technischen und dekorativen Elementen. Erstere stellen die Grundbeleuchtung sicher, Letztere sind – salopp gesagt – «nice to have». Damit die Beleuchtung in sich aber stimmig ist, ist ein gelungenes Zusammenspiel von beiden Komponenten sehr wichtig.Was umfasst die Grundbeleuchtung?
Dazu gehören Spots oder LED-Bänder, die in Decken, entlang von Wänden oder in Fussleisten eingearbeitet werden. Bei diesem Teil der Beleuchtung ist eine detaillierte und exakte Planung gefragt. Schliesslich soll der Lichtkegel am Ende eben genau auf die Küchenfront oder die Garderobe fallen. Die Grundbeleuchtung ist die Kernaufgabe eines Beleuchtungskonzepts. Sie ist quasi mit der Bassspur eines Musikstücks vergleichbar.

Ist die dekorative Beleuchtung also optionales Beigemüse, oder spielt sie eben doch die erste Geige?
Es kommt darauf an, in welchem Raum wir uns befinden. Man kann natürlich auf eine dekorative Lampe über dem Esstisch verzichten, wenn einem nicht der Sinn danach steht. Davon würde ich aber ganz klar abraten. Deckenspots an einer solchen Stelle würden niemals die gleiche Stimmung oder Atmosphäre erzeugen wie ein dekoratives Lichtelement. Auch eine Stehlampe im Lesebereich des Wohnzimmers ist unverzichtbar. Bei Bad und Küche sieht es mit den dekorativen Stücken dann schon wieder anders aus.

Können Sie das konkretisieren?
Im Vergleich zum Wohnzimmer, das mit etwas weniger und eher wärmerem Licht auskommt, braucht es in der Küche zum Kochen mehr Licht. Neben der Küche ist auch das Bad anspruchsvoll, weil man den Raum zu gewissen Tageszeiten anders nutzt. Morgens will man sich schminken oder rasieren, abends bereitet man sich im Bad darauf vor, ins Bett zu gehen.

Wie bekommt man diese unterschiedlichen Lichtanforderungen unter einen Hut?
Im Bad benötigt es drei Lichtquellen. Es braucht ein Licht von oben, ein sogenanntes Downlight. Da dieses aber unten Schatten wirft, braucht es auch ein frontales Licht. Das Licht leuchtet entweder vorn aus dem Spiegel oder aus seiner Umrandung heraus. Gerade auf diese Lichtquelle kann abends beim Abschminken verzichtet werden. Zudem sollte man die Wand im Rücken auch mit einem Downlight aufhellen, damit der Kontrast zum Spiegelbild abgeschwächt wird. Zentral für die Lichtplanung im Bad oder auch sonst im Haus ist die Organisation der verschiedenen Lichtspots über unterschiedliche Schalter.

«Im privaten Lebensraum soll auf punktuelles Licht gesetzt werden.»
Roland Schaad

Warum kann auf eine durchdachte Beleuchtung nicht verzichtet werden?
Ohne Beleuchtung fehlt dem Haus das Leben, ohne Licht fühlt man sich daheim nicht wohl. Die Lebendigkeit von Material und Mobiliar entsteht erst mit der Beleuchtung. Eine farbige Wand, die mit drei Lichtkegeln beleuchtet ist, kann unter Umständen ein Bild an der Wand ersetzen. Auch der Lichttyp spielt eine Rolle. Eine zentrale Beleuchtungsregel lautet: Im Eigenheim hat homogenes Licht nichts verloren.

Wie muss man sich das Zusammenspiel von Licht und Material vorstellen?
Ich komme auf die erwähnte und empfohlene punktuelle Beleuchtung beim Esstisch zurück. Gerade diese Lichtquellen sorgen dafür, dass Gläser, Wein, Teller und Besteck zu funkeln beginnen. Oder denken sie an die Glasmosaikplättchen im Badezimmer. Ohne richtige Beleuchtung sehen sie stumpf aus. Durch die richtige Positionierung der Lichtquelle aber beginnt der in den Plättchen verarbeitete Goldstaub zu glänzen und zu glitzern. 500 Franken pro Quadratmeter Glasplatte zu bezahlen, bringt nichts, wenn die Beleuchtung nicht durchdacht ist.

Welche Wirkung kann Licht haben?
Von klinisch und rein bis romantisch und heimelig ist alles möglich. Raumatmosphäre entsteht zum einen durch die Lichttemperatur und hat zum anderen auch damit zu tun, woher das Licht kommt. Deshalb ist die Positionierung der Leuchtmittel so immens wichtig. Denn Licht braucht immer Reflexion, ansonsten verschwindet es. Je dunkler die Wand oder der Boden, desto weniger Reflexion gibt es. Stellen Sie sich einen schwarzen Raum vor. Egal wie viel Licht sie darin positionieren, der Ort bleibt dunkel.

Auf welche Formen der Beleuchtung kann im Eigenheim verzichtet werden?
Bodenleuchten beispielsweise sind weniger etwas für den Innenraum, sondern kommen eher draussen zum Einsatz. Grundsätzlich soll im privaten Lebensraum auf punktuelle Beleuchtung gesetzt werden.

Wie lange dauert die Lichtplanung für ein Eigenheim, und wann soll idealerweise damit begonnen werden?
Der Aufwand für die Lichtplanung ist gering. Eine Woche reicht, und das Konzept steht. Problematisch ist, dass meist erst gegen Bauende übers Licht nachgedacht wird, und dann ist es eigentlich dafür schon zu spät. Wenn der Rohbau steht, sollte die Lichtplanung ebenfalls abgeschlossen sein, damit die Leitungen entsprechend verbaut werden können. Innenarchitekten sollten den Prozess ab dem ersten Hausplanungstag begleiten. In diesem Bereich wird aber gern gespart, was viele Bauherrschaften nach dem Fertigstellen des Hauses bereuen. Trotzdem muss ich sagen, Lichtkonzepte im Eigenheimbereich sind in den letzten fünf Jahren wichtiger geworden.

Woran liegt das?
Die Ansprüche an Ästhetik und Design sind gewachsen. Auch dank den sozialen Medien. Sie zeigen schöne Dinge in schön beleuchteten Räumen. Das fördert die Affinität für Design und dafür, wie sich dessen Schönheit im richtigen Licht entfaltet.

«Licht braucht immer Reflexion»
Roland Schaad, Innenarchitekt.Objekt 13 Innenarchitektur, Bern, Zürich, Wien. objekt13.ch
«Licht braucht immer Reflexion»
Ein vollständiges Beleuchtungskonzept umfasst technische und dekorative Lichtelemente.
«Licht braucht immer Reflexion»
Die Lebendigkeit von Material und Mobiliar entsteht erst mit der Beleuchtung. Denn ohne Reflexion verschwindet das Licht.
«Licht braucht immer Reflexion»
Das Licht im Bad muss tageszeitabhängigen Ansprüchen gerecht werden.
«Licht braucht immer Reflexion»
Im Spiegelbereich braucht es eine Mischung aus direktem und indirektem Licht.
«Licht braucht immer Reflexion»
Punktuelle Spots sorgen mit ihrem Licht für Wärme im Raum und ersetzen, richtig positioniert, sogar das Bild an der Wand.
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