Fast wie an der Côte DʼAzur
Weil die Bauherren maritime Atmosphäre auch zu Hause im hohen Norden erleben wollen, strebten sie bei ihrem Neubau viel Tageslicht im Hausinneren und aus jedem Raum eine Verbindung nach draussen an.

Sonnige Offenheit bei Regen an mehr als 150 Tagen im Jahr und einer Durchschnittstemperatur von 10,1 Grad Celsius: Die Vorgabe der Bauherrschaft des kubischen Flachdachhauses an den Architekten orientiert sich am Lebensstil der Côte d’Azur – ihrer bevorzugten Feriendestination – und hat es in sich. Aus allen Räumen sollte deshalb eine direkte Verbindung ins Freie geschaffen werden. Diese Massgabe galt im Übrigen auch für die innenliegenden Räume wie beispielsweise das Treppenhaus. Architekt Georg von Houwald löste diese Herausforderung zusammen mit der Fensterfirma Velux mit einem weitläufigen, lichtdurchfluteten Flachdachbau. «Meine Vision war, bei jeder Tätigkeit in unserem neuen Zuhause entweder Pflanzen, Wasser oder den Himmel sehen zu können», sagt die Bauherrin. «Offenheit entspricht unserer Vorstellung von Familienleben», ergänzt der Bauherr. Dieser Familienkultur entsprach Architekt von Houwald, indem er das Erdgeschoss als Loft konzipierte: Auf fast 100 Quadratmetern Fläche erstrecken sich die Küche, ein grosszügiger Essbereich und ein mit einem Kamin heimelig gestalteter Wohnbereich. Der von innen nach aussen durchgehend verlegte Feinsteinboden versprüht Mittelmeeratmosphäre. Die Beigetöne der Sitzmöbel und des Teppichs wie auch das warme Nussholz in der Ess- und Küchenecke nehmen dem weissen Raum seine Strenge. Für das weitläufige Gefühl von Raum über die Terrassenanlage und den Garten hinweg sorgen die rahmenlos verbauten, grossflächigen Fenster. Die lichtdurchflutete Weite zieht sich als grundlegendes Prinzip durch den 9-Zimmer-Neubau.
Architekt von Houwald setzte bei der Konzeptionierung mehrheitlich auf Glas statt Wände. Dies wird besonders dann deutlich, wenn man vom Garten zum Haus blickt. Optisch unterbrechen lediglich die Türrahmen die luftige Glasfassade des Erdgeschosses. Vom Flur aus gelangt man entweder zur Tiefgarage oder in die obere Etage, wo sich die Schlafräume der vierköpfigen Familie befinden.
Mit Glas zum Kamineffekt
Der gewünschte Kontakt mit draussen wird durch zwei zentral platzierte quadratische Flachdachfenster in der Decke des Daches hergestellt. Die Deckenöffnungen durchfluten das Treppenhaus aus hellem Holz mit viel Tageslicht. In den Sommermonaten tragen die Fenster zudem zu einem angenehmen Raumklima im Inneren des Hauses bei. So können die Flachdachfenster nach einem heissen Sommertag mittels Funksteuerung geöffnet werden. Der sogenannte Kamineffekt setzt bei gleichzeitig geöffneten Fenstern im Erdgeschoss sogleich ein. Die warme, verbrauchte Luft entweicht über die Dachfenster, während kühle und frische Luft vom Garten ins Erdgeschoss strömen kann. «So lässt sich das Haus viel schneller abkühlen als durch unsere Lüftungsanlage», sagt die Bauherrin. Damit durch die Dachfenster tagsüber nicht zu viel Hitze in die Innenräume gelangt, sind genau passende, solarbetriebene Markisetten aus Stoff angebracht. Trotz Hitzeschutz ist das Treppenhaus auch dann mit ausreichend Tageslicht versorgt.
Der freien Natur nah
Das Obergeschoss des kubischen Hauses ist ebenfalls luftig und sonnig, aber deutlich privater als das Erdgeschoss konzipiert. Für die Privatsphäre zwischen den Schlafzimmern und dem Gästeraum setzte der Architekt auf ein geschlossenes Raumkonzept. Im Gegenzug erzeugen raumhohe Türen und bodentiefe Fenster die geforderte Offenheit. Eine breite Terrasse im Obergeschoss ermöglicht von jedem Zimmer aus den Gang ins Freie.
Vor dem Elternbadezimmerfenster erstreckt sich über die Länge der Badewanne eine kleine rechteckige Wasserfläche. Durch diesen kleinen Teich wird die Zeit in der Badewanne zum genussvollen Kurzurlaub für die Hausbesitzer. Neben der grossen Fensterfront verfügt auch das Badezimmer über natürliches Licht von oben. Nach dem Raum-im-Raum-Prinzip wurde der Badezimmerbereich in unterschiedliche, jeweils zueinander offene Ecken unterteilt. Neben der Wanne vor dem Fenster verfügt der private Wellnessbereich über eine kleine Sauna und eine Walk-in-Dusche. Die von den Bauherren gemachte Vorgabe «Naturnähe» setzt der Architekt mit der Travertin-Verkleidung, einem edlen Sedimentgestein, und einem Flachdachfenster direkt über der Regendusche um. Durch das elektrisch betriebene Dachfenster kann auch hier die warme und feuchte Luft schnell aus dem Bad abziehen.
Auch im Keller scheint die Sonne
Die wohl grösste Herausforderung, dem transparenten und offenen Wohngefühl nachzukommen, boten die Hausfassade und die Treppenverbindung zur Tiefgarage des Hauses. Die Vorderfassade des grosszügigen Hauses hält sich wegen der direkt davor liegenden Strasse mit wenigen Fenstern sichtbedeckt. Durch den loftartigen Charakter des Erdgeschosses fliesst viel Licht vom Garten über die Treppe zur Tiefgarage hinab. Eine grosse Glasscheibe trennt dort die Oldtimer-Parkplätze vom Wohnbereich des Hauses.















