Familien-Hypotheken
Hochzeit, Kinder – und nun soll der Kauf eines Eigenheims das Familienglück komplettieren. Viele Banken bieten sogenannte Familien-Hypotheken an, die dank Rabatten auf den ersten Blick sehr attraktiv wirken. Doch aufgepasst: Der schöne Schein kann trügen.

aufgepasst bei der Laufzeit und dem Höchstbetrag!
Beachten Sie, dass die Zinsrabatte stark eingeschränkt sind und nur für eine gewisse Zeit und einen Maximalbetrag gelten. Häufig wird der Zinsabschlag nur auf einen Teil der Gesamthypothek, z. B. pauschal 200 000 Franken oder pro Kind 100 000 Franken, über drei bis fünf Jahre gewährt. Der verbleibende Hypothekarbetrag muss zu den regulären Konditionen aufgenommen werden. Aber nicht nur bei der Laufzeit und dem Hypothekarbetrag gibt es Einschränkungen. Auch produktseitig stehen bei vielen Anbietern nur Festhypotheken zur Auswahl. Ein Rabatt auf eine Libor- oder eine variable Hypothek ist hingegen eher die Ausnahme. Darüber hinaus sind Familien-Hypotheken in der Regel nicht mit anderen Rabatten wie Öko-Hypotheken oder Erstkundenrabatten kombinierbar.
Schwierigkeiten Trotz angeblicher Sonderkonditionen
«Sparangebote für Familien» oder «Familienfreundlichkeit, die Ihr Budget schont» – mit solch wohl klingenden Werbesprüchen feilschen die Anbieter um die Gunst junger Familien. Wer den Werbesprüchen Glauben schenkt, müsste annehmen, dass die Finanzierung für Wohneigentum gerade für Familien ein Kinderspiel sei. In der Realität beobachten wir jedoch das Gegenteil: Gerade für junge Familien ist es oft schwer, überhaupt eine Finanzierung zu erhalten. Dabei scheitern die Kunden nicht am fehlenden Eigenkapital, sondern meist an der Tragbarkeitsberechnung, wonach für die laufenden Kosten einer Immobilie nicht mehr als ein Drittel des Brutto-Haushalteinkommens aufgewendet werden darf.
Auch vermeintliche Sonderkonditionen helfen hier wenig, da anstelle der effektiven Zinsen ein kalkulatorischer Zinssatz von fünf Prozent für die Berechnung verwendet wird. Wer tatsächlich jungen Familien den Schritt ins Eigenheim erleichtern möchte, müsste die Tragbarkeitsrechnung an die individuelle Situation des Hypothekarnehmers anpassen und nicht alle Kunden über den gleichen Leisten schlagen. Neben dem Alter der Hypothekarnehmer sollte auch deren Budgetsicherheit und Amortisationsfähigkeit mit einbezogen werden.
Wer verhandelt, bekommt auch ohne Familien-Rabatt Zinsabschläge
Zinsabschläge auf die kommunizierten Schaufensterkonditionen sind im Hypothekarmarkt nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Wer verhandelt, wird schnell merken, dass praktisch immer Abschläge drinliegen. Die Höhe der Abschläge richtet sich unter anderem nach der Höhe der Hypothek, aber auch nach den Barmittel-Reserven und der Bereitschaft, Vermögen zur Hypothekarbank zu transferieren bzw. eine Versicherungspolice abzuschliessen. Abschläge zwischen 0,2 und 0,5 Prozentpunkten sind je nach Kunde und Attraktivität der Liegenschaft auch ohne Familien-Hypothek durchaus realistisch – und dies nicht nur auf einen Teil der Hypothek, sondern auf die gesamte Hypothekarsumme!
Fazit
Familienrabatte oder Sonderkonditionen für Erstkunden – Hypothekaranbieter sind einfallsreich, wenn es darum geht, mit Rabatten Kunden zu locken. Leider steckt hinter den attraktiv klingenden Konditionen oft nicht mehr als (mehr oder weniger) geschicktes Marketing. Denn Zinsabschläge sind im Hypothekarmarkt die Regel und nicht die Ausnahme. Auch ohne Familien- oder Ökorabatte können Sie substanzielle Abschläge auf die Schaufensterkonditionen realisieren. Vorausgesetzt, Sie holen mehrere Offerten von unterschiedlichen Anbietertypen ein und vergleichen. Ziehen Sie in den Vergleich aber nicht nur Banken ein und beschränken Sie sich keinesfalls nur auf Familien-Hypotheken, sondern machen Sie den Fächer breit auf und verschaffen Sie sich am besten über einen unabhängigen Vermittler einen neutralen Überblick über den gesamten Markt.






