Erneuerbar statt fossil: Damit die Umwelt nicht mitgeheizt wird

Die Wahl eines Heizsystems mit erneuerbarer Energie ist nicht immer einfach und muss gut geplant sein. Deshalb werden bei Sanierungen auch heute noch häufig alte Öl- oder Gasheizungen eingebaut – weil es schneller geht und günstiger scheint. Langfristig gesehen, lohnt sich der Umstieg auf eine nachhaltige Heizung aber auf jeden Fall – für die Umwelt und das Portemonnaie.

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Text Susanne Assfalg
Die Wahl eines Heizsystems mit erneuerbarer Energie ist nicht immer einfach und muss gut geplant sein. Deshalb werden bei Sanierungen auch heute noch häufig alte Öl- oder Gasheizungen eingebaut – weil es schneller geht und günstiger scheint. Langfristig gesehen, lohnt sich der Umstieg auf eine nachhaltige Heizung aber auf jeden Fall – für die Umwelt und das Portemonnaie.

Familie Meier zieht bald aufs Land – in das alte Haus von Oma, das die Familie erbt. Ein Traum wird wahr! Wenn da nur nicht die alte Ölheizung wäre. Was, wenn diese im nächsten Winter plötzlich nicht mehr funktioniert? Familie Meier braucht das angesparte Geld als Eigenkapital für die Hypothek und für notwendige Renovationen. Die Bäder aus den Fünfzigerjahren müssen unbedingt ersetzt werden, und auch die Küche soll modern sein. Ein neues Heizsystem ist eine beträchtliche Investition, und die Verlockung ist gross, diese hinauszuzögern. Zudem stellt sich die Frage, welches Heizsystem am besten geeignet ist. Kann man es bei der heutigen Klimadebatte verantworten, mit fossilem Brennstoff zu heizen? Was ist überhaupt noch erlaubt?

Zukunftsfähig heizen – mit erneuerbarer Energie

Familie Meiers Haus gehört zu den rund 60 Prozent der Liegenschaften in der Schweiz, die eine Öl- oder Gasheizung haben. Insgesamt sind schätzungsweise 900 000 fossile Heizungen in Betrieb. Zusammen mit ungenügend isolierten Gebäuden machen sie rund 30 Prozent der CO₂-Emissionen in der Schweiz aus. Eine hohe Zahl, die in den nächsten Jahren drastisch reduziert werden muss. Die Politik hat das Ziel bereits gesteckt: 2050 soll die Schweiz klimaneutral sein, also nur noch so viel Treibhausgase ausstossen, wie natürliche Speicher – zum Beispiel Wälder – aufnehmen können. Dieses Ziel kann nur erreicht werden, wenn sich Hausbesitzer von den Öl- und Gasheizungen verabschieden und auf erneuerbare Energien umstellen. In Zahlen ausgedrückt bedeutet das, dass bis 2050 pro Jahr 30 000 Öl- oder Gasheizungen verschwinden müssen.

Entscheidend ist, wie wir die Häuser heizen

Die Umweltbilanz einer Heizung mit fossiler Energie ist vernichtend. Eine durchschnittliche Ölheizung – wie die der Meiers – verursacht über 5000 kg klimaschädliches CO₂ im Jahr. Der CO₂-Ausstoss einer Gasheizung liegt nur wenig darunter. Die Klimabelastung einer Wärmepumpe hingegen ist marginal. Wer ein Haus baut, ein bestehendes kauft oder wie die Meiers erbt, ist aber nicht nur aus Klimagründen gut beraten, sich Gedanken über das Heizsystem zu machen.

Nachhaltige Heizsysteme sind langfristig günstiger

Die Wahl eines Heizsystems mit erneuerbarer Energie oder der Umstieg darauf scheint manchem neuen Hausbesitzer sehr komplex und vor allem teuer. Trotz Klimadebatte werden bei Sanierungen immer noch Heizsysteme mit fossiler Energie eingesetzt und in selteneren Fällen sogar bei Neubauten. Die Immobilienbesitzer glauben, so hohe Kosten zu umgehen. Aber Achtung!: Was auf den ersten Blick als teure Investition erscheint, entpuppt sich bei längerem Hinschauen als grosse Chance. Nicht nur weil man etwas für die Umwelt und das Klima tut. Die Wahl eines Heizsystems mit erneuerbarer Energie lohnt sich auch finanziell. Denn aufgrund der tieferen Energiekosten ergeben sich wesentliche Einsparungen beim Betrieb des Heizsystems, und auch die Wartungskosten sind tiefer. Die Preise für fossile Brennstoffe hingegen werden in den nächsten Jahren – nicht zuletzt aufgrund des neuen CO₂-Gesetzes – weiter steigen.

Wertsteigerung der Immobilie

Weiter führt die Entwicklung dahin, dass in ein paar Jahren Häuser mit veralteten Heizsystemen weniger gut verkäuflich sein werden. Der Grund: Potenzielle Neubesitzer scheuen sich vor einer Sanierung der Heizung und den damit verbundenen Kosten. Deshalb werden auch Banken bei der Bewertung von Immobilien mit alten Heizungen vorsichtiger. Wer also sein Haus mit erneuerbarer Energie heizt, steigert dessen Marktwert und macht es besser verkäuflich.

Umsichtige Planung zahlt sich aus

Die Umstellung auf ein klimafreundliches Heizsystem braucht Zeit. Es empfiehlt sich, diese rechtzeitig in Angriff zu nehmen. Fällt nämlich mitten im kalten Winter die alte Ölheizung aus, reicht meistens die Zeit nicht, um auf ein Heizsystem mit erneuerbarer Energie umzurüsten. Die Planung einer Luft-Wasser-Wärmepumpe beispielsweise kann mehrere Monate dauern, und deren Einbau benötigt nochmals ein bis zwei Wochen.

Experten raten, bei einer Sanierung die Gesamtsituation des Gebäudes zu betrachten. Ist die Gebäudehülle intakt? Müssen Dach und Wände neu isoliert werden? Ist es möglich, Sonnenenergie zu nutzen? Gemäss der Schweizer Energiestiftung kann mit einer energetischen Sanierung bestehender Gebäude der Energiebedarf um rund die Hälfte reduziert werden. Bei einer Sanierung nach Minergie-P-Standard sogar um rund 75 Prozent.

Zinsrabatte bei Banken

Eine Übersicht über den Sanierungsbedarf ist auch eine gute Grundlage für ein Beratungsgespräch bei der Bank, wenn beispielsweise für die Finanzierung der Sanierung eine bestehende Hypothek erhöht werden soll. «Wer umweltfreundlich saniert, erhält bei verschiedenen Banken Vorzugskonditionen», erklärt Beat Eglin, der für Hypothekarprodukte bei der Bank Cler verantwortlich ist. «Die Nachhaltigkeitshypothek der Bank Cler beispielsweise gewährt eine attraktive Zinsvergünstigung von 0,25 Prozent mit individuellen Laufzeiten von ein bis zehn Jahren.»

Fördergelder: Von Kanton zu Kanton verschieden

Wichtig zu wissen ist auch, dass die Kantone und Gemeinden Fördergelder für den Ersatz von Heizsystemen mit fossiler Energie vergeben. Diese sind je nach Kanton unterschiedlich geregelt. Die Kantone Basel-Stadt und Baselland sind Vorreiter bei der Vergabe von Fördergeldern für die energetische Sanierung von Gebäuden und den Einbau von nachhaltigen Heizsystemen. In Basel-Stadt beispielsweise sind die Fördersätze für Heizsysteme mit erneuerbarer Energie sehr hoch, weil seit Ende 2017 ein faktisches Verbot von Heizungen mit fossiler Energie gilt. Investitionskosten, die dem Energiesparen und dem Umweltschutz dienen, sind bei den Steuern abzugsfähig, ebenso Rückbaukosten im Hinblick auf einen Ersatzneubau. Auch der Kanton Baselland hat per 1. Mai 2020 seine Fördersätze aktualisiert. Neu unterstützt er den Ersatz von Öl- und Erdgasheizungen durch Luft-Wasser-Wärmepumpen mit signifikanten Beträgen. Dasselbe gilt im Kanton Bern: Dieser spricht Fördergelder für den Ersatz von Ölheizungen, egal, wie alt die Anlage ist.

Allgemein zeigt sich, dass immer mehr Kantone ihre Förderbeiträge ausbauen, um die energetische Sanierung der Gebäude voranzutreiben. Aufseiten des Bundes sind mit der Erhöhung der CO₂-Abgabe und strengeren Grenzwerten für Ölheizungen Massnahmen geplant, die Heizungen mit fossiler Energie mittelfristig finanziell unattraktiv machen. Damit ist absehbar, dass nachhaltig sanierten Gebäuden die Zukunft gehört, was durchaus auch im Sinne der Hausbesitzer ist. Denn neben der Schonung der Umwelt für nachfolgende Generationen profitiert letztlich auch das eigene Portemonnaie.

«Wer umweltfreundlich saniert, erhält bei Banken Vorzugskonditionen.»Beat Eglin, Leiter Hypotheken Bank Cler

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Susanne Assfalg, Fachverantwortliche Nachhaltigkeit Bank Cler. cler.ch
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