Design für Kinder

Wie richtet man das Zuhause stilvoll, aber kindergerecht ein? Iria Degen, renommierte Schweizer Innenarchitektin und Mutter von zwei Kindern, weiss, dass dieses Thema viele Eltern beschäftigt, und verrät Tipps und Tricks für die Inneneinrichtung im Familienhaus.

Design für Kinder
Bilderleisten sind dankbare Einrichtungselemente, denn so kann das Kind nach Lust und Laune mit den ausgestellten Gegenständen variieren.
Text   Donika Gjeloshi Fotos   Iria Degen Interiors│theroomers.com
Wie richtet man das Zuhause stilvoll, aber kindergerecht ein? Iria Degen, renommierte Schweizer Innenarchitektin und Mutter von zwei Kindern, weiss, dass dieses Thema viele Eltern beschäftigt, und verrät Tipps und Tricks für die Inneneinrichtung im Familienhaus.

Iria Degen, viele Eltern wünschen sich ein schön eingerichtetes Haus, stellen ihre Bedürfnisse aber der Kinder wegen oft zurück. Wie kann man geschmackvoll, aber kindergerecht einrichten?

Das ist ein super Thema, um es vorwegzunehmen, denn es beschäftigt mich auch privat. Ich habe zwei Kinder, die in diesem Jahr fünf und zehn werden. Es ist spannend zu beobachten, wie viele Eltern alles auf die Kinder abstellen, bis sie sich selbst eingestehen müssen, dass es zu viel ist. Eine kindergerechte Einrichtung hat für mich nichts damit zu tun, dass wir die Möbel mit Plastik-Eckli ausstatten oder jede Steckdose zukleben. Ich finde, man sollte den Kindern viel mehr die Gefahren bewusst machen, indem man mit ihnen durch die Wohnung geht und dabei auf die gefährlichen Stellen hinweist, sie mit der Hand über die scharfe Kante oder die Tischecke fahren lässt und ihnen sagt: Schau, da musst du aufpassen. Kinder sind ja clever und wollen sich auch nicht wehtun.

Was muss bei der Materialwahl der Möbel beachtet werden?

Das Material sollte robust und pflegeleicht sein. Textilien mit einem hohen Wolle-Anteil lassen sich einfach reinigen. Ein Teppich aus reiner Wolle ist deshalb überhaupt kein Problem mit Kindern. Faux-uni-Stoffe, bei denen verschiedene Fadenfarben zu einem Garn verwoben sind, sind verzeihlicher für Flecken, Staub oder Fuseln als unifarbene Stoffe. Bei der Materialwahl für die kindergerechte Einrichtung gelten im Grunde die gleichen Kriterien wie bei einer Hotellobby oder einem Restaurant, das viel beansprucht wird. Man sollte jedoch nicht nur von Kindern ausgehen, Erwachsenen kann genauso ein Missgeschick passieren. Schliesslich würde ich auf hochwertige Materialien setzen, da sie länger bestehen bleiben. Das Schöne daran ist ja auch, dass die Materialien mit dem Haus altern und sich die Geschichte an ihnen abzeichnet.

Soll man sich also ein Designer-Sofa gönnen mit Kindern ?

Ja, auf jeden Fall. Es wäre schade, wegen der Kinder auf Design und Qualität zu verzichten. Es ist doch prägend für die Kinder, in einem ästhetisch schönen Umfeld aufzuwachsen. Ausserdem kostet ein Sofa, das man nur für kurze Zeit haben will, auch Geld, und die Entsorgung muss man betreffend Nachhaltigkeit vertreten können.

Was soll in den einzelnen Räumen speziell berücksichtigt werden?

Beim Eingang ist es wichtig, dass die Kinder ihre eigene, auf ihre Höhe abgestimmte Garderobe haben, wo sie ihre Schuhe, Jacken und Kindergartentaschen abstellen können. Wenn man den Kindern nicht die Infrastruktur gibt, damit sie selber Ordnung halten können, dann muss man sich nicht wundern, wenn sie die Jacken einfach auf den Boden werfen. Aber wenn die Kinder ihren eigenen Kleiderhaken und ihr eigenes Schuhfach haben, dann wissen sie genau, wo was hinmuss, und sie können sich selbstständig bedienen. Das ist für sie dann wie im Kindergarten, dort haben sie ja auch Ordnung. Und solche Elemente wie kleine Kleiderhaken sind später einfach zu versetzen oder zu entfernen, wenn die Kinder wachsen.

Was braucht es in den anderen Wohnräume n?

In der Küche ist es gut, wenn man einen Stufentritt hat, sodass die Kinder auf die Arbeitsfläche sehen können. Die Kinder wollen ja gerne beim Kochen zuschauen und helfen. Ein schöner Stufentritt, der sich farblich oder vom Material her in die Küche einfügt, muss nicht immer weggeräumt werden. Der Stufentritt sollte lieber nicht klappbar sein, da man sich damit die Finger einklemmen kann. Im Badezimmer gilt das Gleiche. Dort brauchen die Kinder auch einen Stufentritt, damit sie sich selbst die Hände waschen können. Man sagt ja gerne zu den Kindern: Geh bitte deine Hände waschen, hast du deine Hände schon gewaschen? Wichtig finde ich auch, dass die Kinder eine eigene Schublade in der Küche und im Bad haben, wo sie ihre Sachen, ihre Schüsseln, ihr Werkzeug oder auch ihre Malstifte und Malblöcke, aufbewahren dürfen. So können sie während des Kochens auch in der Küche sein und malen, und sobald das Essen serviert wird, ist alles schnell wieder weggeräumt.

Wie sieht es im Wohnzimmer aus?

Im Wohnzimmer finde ich es gut, wenn man einen Salontisch mit zwei Ebenen hat. So kann das Kind dort spielen, und wenn spontan Besuch kommt, kann man die Spielsachen auf der unteren Ebene stehen lassen und auf der Tischplatte den Apéro oder Tee servieren. Kinder sollen nicht zum Spielen in ihre Zimmer verbannt werden, denn sie wollen mitten im Geschehen und bei den Leuten sein. Man will ja auch fördern, dass die Kinder spielen, kommunikativ sind und sich mit ihren Sachen problemlos im öffentlichen Raum aufhalten können.

Braucht es also kein separates Spielzimmer im Haus?

Ein Spielzimmer ist natürlich «nice to have», wenn man Platz im Haus hat. Es ist schön, wenn die Geschwister in einem Raum nebeneinander und miteinander spielen können und kreative Bastelarbeiten liegen bleiben dürfen. Ansonsten kann man ungenutzte Ecken wie den Hohlraum unter einer Treppe gemütlich einrichten. Kinder mögen solche Schlupforte, wo sie vielleicht auf einen Sitzsack liegen und ein Buch lesen können und trotzdem mitten im Geschehen sind. In einen breiten Korridor kann man ein Bücherregal mit Klemmleuchten stellen, wo die Kinder im untersten Regal ihre eigenen Bücher aufbewahren, sich auf einen Hocker setzen und lesen können. Es muss nicht bedeuten, dass das Haus dadurch unaufgeräumt aussieht. Solche Nischen sind später schnell wieder aufgehoben.

Welche Tipps haben Sie für die Gestaltung des Kinderzimmers in den verschiedenen Entwicklungsphasen?

Es gibt einige Möbellinien, die sich darauf spezialisiert haben, dass das Mobiliar mitwachsen kann. Ein Baby-Bett, das später zu einem Kinder-Sofa umfunktioniert werden kann, oder ein höhenverstellbarer Tisch. Wenn man solche Möbel nicht hat, dann würde ich empfehlen, die grossen Elemente – das Bett, den Schrank, die grosse Kommode – farblich und vom Material her relativ neutral zu halten und mit den Accessoires, Wandfarben, Vorhängen oder der Bettwäsche zu variieren. Ein offenes Regal lebt sowieso vom Inhalt, von den aktuellen Spielsachen. Beim Kauf sollte man auf Preis und Qualität achten und wie lange bzw. welche Entwicklungsphasen des Kindes das Möbelstück überdauern kann.

Was hat in einem Kinderzimmer Platz, abgesehen vom Bett, und worauf sollte man verzichten ?

Sachen von den Erwachsenen sind im Kinderzimmer tabu. Es ist schade, wenn man den Kinderschrank noch mit Erwachsenenkleider belegt, weil der Platz anderweitig fehlt. Auch nicht so sinnvoll ist es, die grosse Fläche im Zimmer mit permanenten Objekten zu verstellen, zum Beispiel mit einer Modelleisenbahn, mit der das Kind nur punktuell spielt. Flexibilität ist ganz gross geschrieben im Kinderzimmer. Wählen Sie deshalb auch lieber Deckenleuchten statt Stehleuchten. Textilien, insbesondere Vorhänge, sind ganz wichtig, denn sie geben dem Raum Wärme, Geborgenheit und dämmen die Akustik.

Welche Tipps können Sie sonst noch weitergeben ?

Super finde ich Betten mit einer zusätzlich ausziehbaren Matratze. Solche Betten sind sehr wertvoll im Alltag, wenn man dem Kind beim Einschlafen helfen muss oder wenn es die Nähe der Mutter oder des Vaters braucht, weil es krank ist, oder später, wenn Freunde zum Übernachten bleiben. Der Raum unter dem Bett wird sowieso meist nicht sinnvoll genutzt. Praktisch ist auch eine Mini-Garderobe im Kinderzimmer für den Turnsack, das Pyjama oder den Morgenmantel. Eine persönliche Nachttischleuchte finde ich auch wertvoll – das letzte Lichtlein, welches das Kind selbst vor dem Einschlafen ausschaltet. Ebenso kann ich Wechselrahmen für Poster empfehlen. Mein Sohn hat alle zwei Monate einen anderen Lieblings-Fussballstar. Dank dem Wechselrahmen ist das Poster an einer prominenten Stelle, und die Wandfarbe wird nicht durch Klebeband beschädigt.

«Bieten Sie Ihrem Kind die nötige Infrastruktur, damit es selbst Ordnung halten kann.»Iria Degen, Innenarchitektin

Design für Kinder
Als Innenarchitektin und zweifache Mutter weiss Iria Degen genau, was bei der Einrichtung wichtig ist, damit sich sowohl die Kinder als auch die Eltern wohl fühlen. Foto: Nathan Beck
Design für Kinder
Ein Sitzsack ist sowohl bei Kleinkindern als auch bei Jugendlichen beliebt, somit ist es ein perfektes Element, das verschiedene Entwicklungsphasen übersteht.
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Ein Sitzsack ist sowohl bei Kleinkindern als auch bei Jugendlichen beliebt, somit ist es ein perfektes Element, das verschiedene Entwicklungsphasen übersteht.
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Platz zum Spielen kann man auch mit einem kleinen Teppich schaffen, der auch den Bodenbelag schont.
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Es darf auch mal ein herziger Hocker für die Lese-Ecke sein, auch wenn er irgendwann zu klein sein wird.
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Kinder lieben Schlupforte, wo sie ihr eigenes Reich, z. B. ein Kissenlager oder ein Zelt, haben und gleichzeitig mitten im Geschehen sind.
Design für Kinder
Der Hohlraum unter der Treppe bietet sich für eine Spielecke an. Mit niedlichen Leuchten schafft man Gemütlichkeit.
Design für Kinder
Es ist wichtig, dass Kinder selbst aufräumen können, erklärt Iria Degen, deshalb sei Übersicht das A und O. Ein offenes Regal ist dafür ideal.
Design für Kinder
Dank einer eigenen Garderobe können Kinder selbstständig Ordnung halten. Wandhaken eignen sich besonders gut, da die Höhe mit der Zeit angepasst werden kann.
Design für Kinder
Eine elegante Aufbewahrungslösung können Kisten oder Körbe sein. Ist der Inhalt zudem sichtbar, hat das Kind auch den Anreiz zum Spielen.
Design für Kinder
Kurz vor dem Einschlafen selbst das letzte Lichtlein auszuschalten, kann ein schönes Ritual für das Kind sein. Wie wäre es mit einer Wandleuchte in Wolken-Form?
Design für Kinder
Auch im Kinderzimmer ist eine Garderobe sinnvoll, denn es gibt vieles, was aufgehängt werden kann, wodurch das Zimmer sofort aufgeräumter wirkt.
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