Tipps vom Profi: Auf den Teppich kommen
Der Teppich feiert sein Comeback. Viele wissen aber nicht, wie sie das Textil im Raum richtig einsetzen. Wie viel der Einrichtungsgegenstand der Stunde zu bieten hat und wie man ihn am besten in Szene setzt, erklärt Innenarchitektin Birgit Roller im Interview.

Der Teppich ist wohl das älteste und aktuellste Textil im Raum. Seine Geschichte geht über 10 000 Jahre zurück. Im Orient stehen Teppiche für Kultur und Tradition. Im heutigen Europa erleben sie eine Renaissance und haben in der zeitgemässen Einrichtung wieder ihren festen Platz.Wo braucht es einen Teppich?
Teppiche sind Multitalente. Sie sind Kunstwerk, Schallschlucker, verbinden Möbel und geben uns ein Wohlgefühl. Wohnungen und Häuser haben heute oft Loftcharakter. Küche, Esstisch und Wohnbereich sind auf einer Fläche. Dort möchte man Zonen schaffen, um sich nicht im Raum zu verlieren. So entstehen Inseln. Bei grossen Fensterflächen wirkt der Teppich schallschluckend und sorgt somit für eine gute Raumakustik.
Welche Grösse sollte man wählen? 
 Die Grösse des Teppichs hängt vom Grundriss und von der Möblierung ab. Beim Esstisch ist sie klar definiert. Im Zentrum steht der Tisch. Die Stühle sollten grosszügig auf dem Teppich Platz haben, um den Fussboden, ob Parkett oder Stein, beim Bewegen nicht zu berühren. Er sollte hier nicht zu hochflorig sein, damit die Stühle leicht über ihn gleiten können. Im Wohnbereich kann der Teppich als weiches Textil einzelne Möbel zusammenfassen und somit Spannung in die Möblierung bringen. Im Schlafzimmer sollte er natürliche Wärme und Weichheit ausstrahlen. Sehr schön ist es, wenn der Teppich mindestens die unteren zwei Drittel des Bettes umrahmt, um ein angenehmes Laufgefühl beim Aufstehen zu unterstützen. Die Positionierung eines Teppichs beim Eingangsbereich hängt von der Raumsituation ab. Dort begrüsst und verabschiedet er unsere Gäste. Er sollte deshalb einladend sein. Ein individuelles Exemplar könnte hier für Gesprächsstoff sorgen. Ein runder Teppich beim Entree bringt nicht nur alles auf den Punkt – es ist eine Freude, im Kreis von Freunden beim Empfang oder Abschied noch unterhaltend zusammenzustehen.
Was eignet sich fürs Badezimmer?
 Es gibt wunderbar gestaltete, handgewobene Baumwollteppiche aus Finnland. Man kann sie nach Wunsch in den Farben des Badezimmers weben lassen und in der Waschmaschine waschen.
Welches Material ist gut für Allergiker?
 Das kommt natürlich sehr auf die jeweilige Allergie und ihren Grad an. Kunstfasern wie Nylon, Polyester oder Polyamid sind sehr geeignet. Bei einer stark ausgeprägten Allergie würde ich jedoch gänzlich auf einen Teppich verzichten.
Was ist bei der Wahl des Teppichs zu beachten, wenn man Haustiere hat?
 Man sollte in diesem Fall nicht zu helle und zu hochflorige Teppiche verwenden. Für die Reinigung gibt es einen speziellen Fleckschutz, der oft bereits vom Hersteller angeboten wird.
Welche Teppiche liegen im Trend? 
 Es ist ähnlich wie in der Mode. Das Angebot und die Ideen der Designer sind vielfältig. Im Trend liegen Naturmaterialien wie Wolle, Leinen, Bambus und Seide. Bambus ist eine kostengünstige Alternative zur Seide. Beide Fasern reflektieren das Licht und schaffen je nach Blickwinkel eine einzigartige Optik. Gleichzeitig sorgt das sanfte Material für eine besonders weiche Haptik. Das Spiel mit Oberflächenstrukturen ist jetzt ein absolutes Muss. Florales Design ist ebenso sehr aktuell: Blüten und Pflanzen in Naturtönen oder gewollt farbenfroh.
Birgit Roller, Innenarchitektin
Übrigens, ein grosses Thema ist auch der Outdoorteppich. Er bringt eine wohnliche Atmosphäre auf den Balkon und die Terrasse. Outdoorteppiche werden vorwiegend aus witterungsbeständigem Kunststoff gewoben. Im Trend liegen rezyklierte Polyestergarne, die aus PET-Flaschen gewonnen werden und deshalb umweltfreundlich sind. Mit grossformatigen Kissen wird der Outdoorteppich zur Liegefläche und lädt zum Chillen ein.
Maschinell oder von Hand gefertigt: Worin liegt der Qualitätsunterschied? 
 Gute Qualität gibt es sowohl bei maschineller Fertigung als auch in der Handarbeit. Natürlich geht es mit der Maschine schneller und in der Regel gleichmässiger. Ein handgefertigter Teppich weist oft Unregelmässigkeiten auf, aber gerade das macht ihn zum geliebten Unikat. Bei beiden Methoden wird auf die gewünschte Grösse gefertigt, deshalb haben beide ihre Lieferzeiten.
Woran erkennt man also gute Qualität?
 Das ist schwierig zu sagen. Der Preis ist nicht unbedingt ein Indiz. Fachpersonen erkennen Wertigkeit vor allem an der Auswahl der Faser und am Griff. Als Laie sollte man auf die Beratung des Experten vertrauen.
Haben Sie Tipps und Tricks für die Pflege?
 Auf jeden Fall sollte man mit dem Händler Kontakt aufnehmen, bei dem der Teppich gekauft wurde. Meist kann dieser mit dem Produzenten Rücksprache halten oder eine gute Reinigung empfehlen.
 Wie bereitet man sich auf den Teppichkauf am besten vor?
 Nehmen Sie die Infos zu Grundriss, Farben und Materialien der Räume zum Beratungsgespräch mit. Ebenso hilfreich sind Bilder von Teppichen, die Ihnen gefallen.
Möchten Sie noch etwas ergänzen?
 Der Teppich ist ein wundervolles Unikat. Er ist so individuell zu gestalten wie kein anderes Objekt der Möblierung und hat das Potenzial zum Lieblingsstück.











