«Das Unperfekte finde ich schön»

Tanja Grandits gilt mit 2 Michelin-Sternen und 18 Gault-Millau-Punkten als beste Küchenchefin der Schweiz. Während sie ihre Gäste mit aufwendig zubereiteten Menüs verzaubert, kocht sie zu Hause für sich und ihre Tochter einfache Gerichte, aber immer mit Pfiff.

«Das Unperfekte finde ich schön»
Tanja Grandits gilt mit 2 Michelin-Sternen und 18 Gault-Millau-Punkten als beste Küchenchefin der Schweiz. Während sie ihre Gäste mit aufwendig zubereiteten Menüs verzaubert, kocht sie zu Hause für sich und ihre Tochter einfache Gerichte, aber immer mit Pfiff.
Interview Donika Gjeloshi | Fotos Tanya Hasler
Tanja Grandits führt seit zehn Jahren das Restaurant Stucki auf dem Bruderholz in Basel. Am 1. Juni feierte sie ihr Jubiläum, und im Herbst bringt sie ihr sechstes Kochbuch heraus mit einfachen, schnellen Rezepten, die sie auch gerne privat zu Hause kocht. Gemeinsam mit ihrer zwölfjährigen Tochter Emma und dem jüngsten Mitglied der Familie, Hund Norma, lebt sie in der Wohnung gleich über dem Restaurant im obersten Stockwerk. «Einen Lift gibt es hier nicht, ich gehe bestimmt täglich hundertmal die Treppe hoch und runter. Sport müsste ich eigentlich nicht mehr machen», lacht Tanja Grandits. Doch die Chefköchin macht täglich Sport – Yoga und seit neustem auch Kung-Fu. Vielleicht schöpft sie gerade daraus die positive Energie und innere Ruhe, die sie stets ausstrahlt.Sie wohnen und arbeiten im gleichen Haus. Wie ist das für Sie?
Das hat für mich nur Vorteile. Es gibt Leute, die sagen, so viel Nähe zum Restaurant sei doch zu viel, dann könne man nie abschalten. Das ist für mich aber überhaupt nicht der Fall. Ich kann immer gut abschalten, muss aber gar nicht, denn das, was ich beruflich mache, ist das, was ich am allerliebsten mache. Es erfüllt mich jeden Tag. Leben und Arbeiten sind für mich eins.

Wie oft benutzen Sie die private Küche?
Jeden Tag. Ich bereite jeden Morgen Frühstück für meine Tochter Emma zu, sie liebt Crêpes, Pancakes, japanische Omeletten und Fried Rice. Abends koche ich nur an freien Tagen hier oben. Wir gehen aber auch oft und gerne auswärts essen. Die japanische Küche mag ich besonders.

Kocht Ihre Tochter auch?
Als passionierte Reiterin backt sie selbst Pferde-Guetsli. Ansonsten kocht sie nicht, dafür isst sie gerne. Sie darf alles essen, was sie mag, auch Schoggi und Chips. Ich finde es allgemein wichtig, dass man sich beim Essen nicht so verkrampft. Von all den Ernährungsreligionen halte ich nichts. Ich bin der Meinung, dass man mehr auf den eigenen Körper hören, mit frischen Zutaten kochen und das Essen geniessen sollte.

Kochen Sie zu Hause anders als in der Restaurantküche?
Auf jeden Fall. Im Restaurant kochen wir extrem aufwendig. Jeder Teller hat 15 bis 30 Komponenten. Zu Hause koche ich ganz einfach, aber mit tollen Zutaten, denn ich habe ja nichts anderes im Haus. Mein grosser Vorteil ist, dass ich nie einkaufen gehen muss. Auch wenn ich einmal nur «Gschwellti» machen möchte, haben wir im Haus die besten Kartoffeln und etwa 40 Sorten Käse zur Auswahl. Ich schätze das unglaublich, denn ich sehe den Aufwand, den viele andere Frauen täglich betreiben müssen. Allein das Einkaufen kostet viel Zeit. Alles unter einen Hut zu bringen, ist schon nicht so einfach. Ich habe das Glück, tolle Menschen um mich herum zu haben. Mein Team ist eine grosse Unterstützung, es ist wie eine Familie für mich.

Was bereiten Sie heute zu?
Einen Flammkuchen und einen Blaubeerkuchen. Beide Rezepte sind aus meinem neuen Kochbuch, das im Herbst erscheint. Darin geht es genau darum, zu zeigen, was ich hier oben in meiner privaten Küche koche. Es sind Rezepte, die mit wenigen und einfachen Zutaten schnell zubereitet sind und trotzdem etwas Raffiniertes an sich haben. Auf dieses Kochbuch freue ich mich selbst sehr, denn ich denke, es ist für viele, insbesondere für berufstätige Frauen und Mütter, eine grosse Challenge, jeden Tag zu kochen.

Was gefällt Ihnen an Ihrer privaten Küche?
Mir gefällt, dass sie so gemütlich, speziell und unperfekt ist. Auf dem grünen Herd hat schon Hans Stucki vor Jahrzehnten gekocht. Ich habe bewusst nichts umgebaut, denn ich mag es, wenn Sachen nicht ganz so perfekt sind. Sonst verlieren sie an Charme. Und obwohl wir eine grosse Wohnung mit einer riesigen Sofalandschaft haben, sitzen wir am liebsten hier in der Küche auf dem Sofa. Es mag vielleicht viel Platz einnehmen, aber ich liebe es. Hier lese ich die Zeitung, trinke meinen Kaffee oder Tee oder falte die Wäsche zusammen. Wenn wir Besuch haben, stellt meine Tochter gerne ihr Zimmer zur Verfügung, um mit dem Hund auf dem Sofa schlafen zu können.

Ihre Gerichte erkennt man sofort, denn sie haben alle eine Hauptfarbe, nach welcher sich die Zutaten richten. Wie kam es dazu?
Als ich hier im Restaurant Stucki angefangen habe, hatte ich das Bedürfnis, mich neu zu erfinden. Ich hatte zuvor schon meinen eigenen Stil mit Kräutern und Aromen entwickelt. So habe ich mir überlegt, dass gleichfarbige Zutaten zusammen am besten schmecken. Seither sind die Farben zu meinem Markenzeichen geworden. Es ist schön, wenn die Leute dadurch meine Gerichte als die meinen erkennen.

Wenn Sie Ihre private Küche neu planen müssten, welche Farbe hätte sie?
Ein zartes Pastellrosa – meine absolute Lieblingsfarbe.

Wie sähe Ihre neue Küche sonst noch aus?
Sie wäre bestimmt grösser als diese Küche und hätte eine Kochinsel mit viel Ablagefläche. Das Waschbecken müsste sehr gross und die Armaturenbrause ausziehbar sein. Es gäbe einen riesengrossen Tisch, wo sich alle aufhalten könnten. Viele offene Regale würde ich einbauen lassen, um Zutaten aufzubewahren, denn so habe ich jederzeit eine Übersicht und sehe sofort, worauf ich gerade am meisten Lust habe. Oder ich finde neue Ideen zum Kochen. Wenn die Sachen in einer Packung im Schrank verräumt sind, vergisst man sie leider schnell. Schliesslich wünschte ich mir einen Wintergarten für meine Kräuter direkt neben der Küche. Mir ist es wichtig, dass die Küche praktisch, aber auch schön und individuell ist. Es soll ein Ort sein, an dem ich mich wohlfühle und oft und gerne aufhalte.

«Ich liebe das Sofa in meiner Küche.»
Tanja Grandits, Sterneköchin

Vom Glück der einfachen Küche

«Das Unperfekte finde ich schön»

Tanjas Kochbuch
Rezepte von Tanja Grandits für Familie und Freunde.

Rezepte für alle Gelegenheiten: für das Frühstück, für unterwegs, die Grillparty, den Vorrat.
100 alltagstaugliche Rezepte, dazu viele Tipps und überraschende Techniken.

Während in ihrem hoch dekorierten Restaurant Stucki in Basel aufwendige Gourmet-Menüs zubereitet werden, kocht Spitzenköchin Tanja Grandits zu Hause gerne einfach und unkompliziert. Täglich bereitet sie etwas Frisches für ihre Tochter zu und lädt auch mal das ganze Team in ihre Wohnung zum gemeinsamen Essen ein. In ihrem neusten und sechsten Kochbuch zeigt Ihnen die Chefköchin, wie Sie im Alltag mit wenigen und einfachen Zutaten raffinierte Gerichte zaubern können. Tanjas Kochbuch erscheint im September 2018.
ISBN 978-3-03800-067-9,
gebunden, 250 Seiten,
21 cm × 26,5 cm.
at-verlag.ch

Radicchio-Flammkuchen mit Gorgonzola

«Das Unperfekte finde ich schön»
Wenige und einfache Zutaten hat Tanja Grandits verwendet. Die Granatapfelkerne lockern den herzhaften, würzigen Flammkuchen geschmacklich auf.

ZUTATEN

250 g Mehl
15 g Hefe
1 Prise Salz
1 Prise Zucker
2 rote Zwiebeln
½ TL Salz
1 TL Himbeeressig
300 g Crème fraîche
Frischer Pfeffer aus der Mühle
200 g Gorgonzola
1 Kopf Radicchio
1 Granatapfel

ZUBEREITUNG

Die Hefe in 130ml lauwarmes Wasser hineinbröseln und verrühren. Mit dem Mehl und Salz & Zucker zu einem geschmeidigen Teig verkneten. Abgedeckt an einem warmen Ort 30 Minuten gehen lassen. Die Zwiebel schälen, halbieren und in feine Streifen schneiden. Mit dem Salz und Himbeeressig gut vermischen und 10 Minuten ziehen lassen.

In der Zwischenzeit den Teig dünn ausrollen und mit der Crème fraîche bestreichen. Grosszügig schwarzen Pfeffer darüber mahlen. Die Zwiebeln abtropfen lassen und gleichmässig auf dem Flammkuchen verteilen. Den Gorgonzola darüber bröseln und im 200°C heissen Ofen ca. 16 Minuten goldbraun backen.

Den Radicchio in feine Streifen schneiden und zusammen mit den ausgelösten Granatapfelkernen auf dem heissen Flammkuchen verteilen.

Blaubeer-Ricotta-Cake

«Das Unperfekte finde ich schön»
Frisch aus dem Ofen – der süsse Duft des Blaubeerkuchens verführt dazu, sofort ein Stück zu probieren. Doch der Kuchen muss zuerst noch eine Weile auskühlen.

ZUTATEN

200 g Mehl
180 g Zucker
2 TL Backpulver
Grosse Prise Salz
3 Eier
400 g Ricotta
1 Vanilleschote
120 g Butter, geschmolzen
150 g Blaubeeren

ZUBEREITUNG

Eine Springform mit Backpapier auskleiden. Mehl, Zucker, Backpulver und Salz in einer Schüssel mischen. In einer anderen Schüssel die Eier, Vanille und Ricotta verrühren. Beides zusammenmischen und die geschmolzene Butter unterrühren. Zum Schluss die Blaubeeren einrühren und in die Form füllen. Im 170°C heissen Ofen 1 Stunde backen.

«Das Unperfekte finde ich schön»
Mögen Sie keine Blaubeeren? Das Rezept funktioniert genauso gut mit feinen Himbeeren.
«Das Unperfekte finde ich schön»
«Das Unperfekte finde ich schön»
Hier und in ihrem neuen Kochbuch zeigt Tanja Grandits, was sie privat gerne zubereitet und wie schnell und einfach frisches Kochen sein kann.
«Das Unperfekte finde ich schön»
«Das Unperfekte finde ich schön»
Tanja Grandits ist Botschafterin von V-Zug und ein grosser Fan des Combi-Steamers. In ihrer Profiküche sind zehn Stück davon ständig im Einsatz, während er in der Küche zu Hause das einzige Hightech-Gerät ist.
«Das Unperfekte finde ich schön»
In hochwertiges Küchenwerkzeug lohne es sich auch privat zu investieren, sagt die Sterneköchin, während sie mit dem Kochlöffel von LeCreuset ein Stück Butter für den Kuchen in die Ladina-Pfanne gibt und dieses langsam zum Schmelzen bringt.
«Das Unperfekte finde ich schön»
Auch die Bulldogge Norma liebt das Sofa in der Küche, denn hier ist sie im Mittelpunkt des Geschehens.
«Das Unperfekte finde ich schön»
Aus den Augen, aus dem Sinn – darum bewahrt die Profiköchin trocken zu lagernde Zutaten wie Polenta, Kichererbsen und Co. in offenen Regalen auf.
«Das Unperfekte finde ich schön»
Trockenzutaten hat Tanja Grandits in Gäsern abgefüllt. und in offfenen Regalen vor dem Esstisch platziert. Das ist übersichtlich und inspiriert beim Kochen.
«Das Unperfekte finde ich schön»
Kräuter sind eine grosse Leidenschaft von Tanja Grandits und müssen deshalb auch in ihrer privaten Küche stets griffbereit sein. Für das Restaurant pflegt sie draussen einen grossen Kräutergarten.
«Das Unperfekte finde ich schön»
In filigranen Keramikschalen stehen die Zutaten für den Kuchen bereit. Tanja Grandits mag Geschirr, das schön und handlich ist.
«Das Unperfekte finde ich schön»
Wenige und einfache Zutaten hat Tanja Grandits verwendet. Die Granatapfelkerne lockern den herzhaften, würzigen Flammkuchen geschmacklich auf.
«Das Unperfekte finde ich schön»
«Das Unperfekte finde ich schön»
Frisch aus dem Ofen – der süsse Duft des Blaubeerkuchens verführt dazu, sofort ein Stück zu probieren. Doch der Kuchen muss zuerst noch eine Weile auskühlen.
«Das Unperfekte finde ich schön»
Die Keramikschalen sind von einer Töpferin aus der Region handgefertigt.
«Das Unperfekte finde ich schön»
Mögen Sie keine Blaubeeren? Das Rezept funktioniert genauso gut mit feinen Himbeeren.
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