Wenn Kunst auf Badekultur trifft

Drei unterschiedliche Badezimmer, drei verschiedene Badwelten und eine Handschrift –jene des Innenarchitekturbüros Go Interiors. Starke und weiche Kontraste geben den Ton an, ohne aufdringlich zu sein. Denn das Interior-Design gibt der Kunst Raum und bildet mit ihr eine geschmackvoll inszenierte Bühne, auf der sich der Alltag abspielt.

Wenn Kunst auf Badekultur trifft
Schwarz-Weiss lautet das Farbkonzept des Elternbades. Hier trifft der weisse Naturstein «Lasa Bianco Ortles» auf schwarzes Metall. Die Armaturen und Handtuchwärmer sind von Vola. Kunstvolle Bilder lassen dabei Wohnlichkeit einziehen.
Text Donika Gjeloshi  | Fotos Philipp Funke, Go Interiors GmbH
Drei unterschiedliche Badezimmer, drei verschiedene Badwelten und eine Handschrift –jene des Innenarchitekturbüros Go Interiors. Starke und weiche Kontraste geben den Ton an, ohne aufdringlich zu sein. Denn das Interior-Design gibt der Kunst Raum und bildet mit ihr eine geschmackvoll inszenierte Bühne, auf der sich der Alltag abspielt.
Bereits auf den ersten Blick vermittelt dieses Masterbad ein Gefühl von innerer Ruhe und Gelassenheit. Genau das möchte man empfinden, wenn man sich dem täglichen Pflegeritual widmet. Der Raum ist hell und wirkt freundlich. Dies einerseits dank einer grossen Fensterfront, die viel Tageslicht hereinströmen lässt und das Grün des Gartens integriert, wovon auch die freistehende Badewanne profitiert. Andererseits aber auch durch das Innenleben, das dem kontrastreichen Farbkonzept von Schwarz-Weiss folgt.Weniger offensichtlich sind die Kontraste der Formen und Materialien. Das Zusammenspiel von klaren Linien, sanften Rundungen, glänzenden und matten Oberflächen ist sehr subtil und harmonisch. Weisser Naturstein zieht sich durch den Boden und die Wände der Dusche und jene des WCs, kleidet den Doppelwaschtisch, die Becken sowie auch die Schubladenfronten aus und reflektiert das Licht. Armaturen, Radiator, Deckenspots und Dekoleuchten sowie andere Details sind in mattem Schwarz gehalten. Schliesslich zeichnen schwarz lackierte Metallrahmen bei den Glastüren und beim Spiegel markante Konturen und schlagen damit den Bogen zu den Französischen Türen zum Schlafzimmer mit Stahlrahmen in derselben Nichtfarbe. Der Stilbruch gelingt hier mit einer Ablage aus rustikalem Holz. Gemeinsam mit dem durchdachten Lichtkonzept trägt sie zu einer behaglichen Ambiance bei.

«Die Bewohner dieses Hauses sind Kunstliebhaber und Kunstsammler. Sie hatten klare Vorstellungen davon, was sie im Design inkorporiert haben wollten», sagt Vanessa Cerasoli, die verantwortliche Innenarchitektin dieses Projekts und Geschäftsführerin von Go Interiors. Gemeinsam mit ihrem Team hat sie nicht nur die Bäder, sondern die gesamte Wohnung neu gestaltet. Obwohl die Wohnung am Zürichsee bereits in gutem Zustand war, wollte das Paar sie komplett umbauen lassen. Die Innenarchitektur sollte ihren Vorstellungen hinsichtlich Funktionalität und Ästhetik entsprechen und die Kunstsammlung würdigen. «Diese Kundschaft hatte konkrete Ideen hinsichtlich Materialisierung, und die Wohnung bot eine gute Ausgangslage, um die Wünsche der Bauherrschaft zu erfüllen», erklärt Vanessa Cerasoli.

So ähnlich und doch verschieden

So trendy wie das Interior-Design des Masterbads ist auch das Kinderbad. Doch für die zukünftigen Kinder durfte es mehr Farbe sein. Den gewünschten Farbtupfer geben die grünen Wandplatten, wobei das Fischgratmuster Bezug auf das Parkett im Haus nimmt. Was vorhin als Detail beschrieben war, das den Stilbruch schafft, ist hier dominanter: das Holz. Aus gebeiztem, gebürstetem und lackiertem Eichenholz fertigte der Schreiner Badmöbel. Das dunkle Holz harmoniert mit den tannengrünen Platten und dem Waschtisch aus weissem Acryl von LG Himac. Hier finden die schwarzen Elemente des Elternbades ihre Wiederholung und ziehen damit den roten Faden weiter: Die Armaturen und Radiatoren sind von Vola, die Metallelemente sind Spezialanfertigungen vom Metallbauer. Die dekorativen Leuchten von Roll & Hill hat die Bauherrschaft selbst ausgesucht. Sie passen hervorragend zu den schwarz umfassten Deckenspots. Der rund zehn Quadratmeter grosse Raum wirkt durch die Spiegelreflexionen noch grösser, wodurch das Raumgefühl verbessert wird. Ein Gemälde an der Wand neben der Tür setzt hier die Ausstellung vom Korridor fort und rundet die Idee von mehr Farbe im Bad in Form von Kunst ab.

Verspielter präsentiert sich das Gäste-WC. «Die geblümten Plättchen waren eine Idee der Kunden, die wir toll fanden», erinnert sich die Innenarchitektin. Besonderer Blickfang sind die kupferfarbenen Armaturen und Details, die die Schwarz-Weiss-Töne ergänzen. Obwohl dieser Raum einen Grundriss von lediglich zweieinhalb Quadrat-metern aufweist, gewinnt er durch die gekonnte Anordnung und die wohnliche Ausstattung an beeindruckender Grösse.

Bühne des Alltags

Mit einem stringenten Konzept, das auf die Wünsche der Bauherrschaft, aber auch auf die baulichen Gegebenheiten eingeht, sowie hochwertigen Materialien und Spezialanfertigungen vermögen diese Badwelten zu überzeugen. Nicht nur bei den Badezimmern, sondern auch bei allen anderen Räumen dieser Wohnung spielte Vanessa Cerasoli mit Kontrasten. Das Interior-Design ist ausdrucksstark, konkurriert aber nicht mit der Kunst. Im Gegenteil. Es gibt der Kunst und auch der Persönlichkeit der Bewohner viel Raum und bildet somit eine Bühne, auf der sich der Alltag abspielt.

Interview mit der Innenarchitektin

Vanessa Cerasoli, Sie haben ein neues Konzept für die ganze Wohnung entworfen, die komplett umgebaut werden sollte. Wodurch liessen Sie sich inspirieren?

Durch unsere Kunden und das Objekt selbst. Wie bei jedem Projekt nehmen wir zunächst die verschiedenen Wünsche der Kunden auf und erstellen ein Gesamtkonzept. Nicht alle Ideen können berücksichtigt werden, sonst verliert man den roten Faden. Das «Wow» der Kunden und ihre Zufriedenheit sind dabei stets unser Ziel.

Welche Wünsche hatte die Bauherrschaft?

Das Paar hatte schon konkrete Ideen wie beispielsweise Fischgratparkett für den Boden, weissen Naturstein im Masterbad und den Wunsch, mehr Tageslicht im Elternbad zu haben. Der Ausbau sollte so sein, dass ihre Kunstsammlung zur Geltung kommt.

Mit welchen Schwierigkeiten sahen Sie sich bei diesem Projekt konfrontiert?

Wie es bei Umbauten so ist, gibt es da und dort Einschränkungen. Bauliche Hürden gab es beispielsweise beim Masterbad. Wegen bestehender Positionen und Distanzen für den Abfluss war es nicht einfach, das Masterbad an die Fensterfront zu platzieren. Um die Neigung für den Ablauf hinzubekommen, liegt das Masterbad eine Stufe höher als das Schlafzimmer.

Was ist in Ihren Augen besonders gelungen?

Wir sind rundum happy mit dem Projekt. Die Bäder und die Küche sind toll geworden. Sie sind wirklich etwas anderes. Viele trauen sich eben nicht, etwas anderes auszuprobieren. Deshalb war es schön, an diesem Projekt zu arbeiten. Mir gefällt das Kontrastreiche insgesamt, aber speziell die Französischen Türen, die an verschiedenen Orten eingeplant wurden, und das Fischgratparkett.

Welchen Ratschlag für die Planung möchten Sie angehenden Bauherren geben?

Das Badezimmer muss seinem Zweck dienen, die Ästhetik muss aber nicht darunter leiden. Und: Less is more! Boden und Wände dürfen aus dem gleichen Material sein, das wirkt ruhiger. Man darf das Bad aber auch ausgefallener gestalten. Dazu ist auf die Kombination der Materialien und Farben zu achten.

Wie lautet Ihr persönlicher Tipp für ein wohnliches Bad?

Da Platten und Naturstein eher kalt wirken, kombinieren wir das Material gern mit Holz. Beispielsweise können die Möbel oder nur Details aus Holz sein.

Wenn Kunst auf Badekultur trifft
Ein Blickfang sind definitiv die Französischen Türen mit Stahlrahmen. Sie trennen das Masterbad vom Schlafbereich.
Wenn Kunst auf Badekultur trifft
Mit dem Fischgratmuster für die Wandplatten nimmt die Innenarchitektin Bezug auf das Parkett. Die glasierten Platten sind von der Firma Hug Baustoffe.
Wenn Kunst auf Badekultur trifft
Schwarze Armaturen von Vola und massgefertigte Metallrahmen kommen auch im Kinderbad zum Einsatz.
Wenn Kunst auf Badekultur trifft
Nebst den tannengrünen Wandplatten setzt im Kinderbad auch ein Kunstwerk farbige Akzente.
Wenn Kunst auf Badekultur trifft
Der einzigartige Stil zeigt sich in der gesamten Wohnung. So ist auch das Wohnzimmer sehr kontrastreich gestaltet und lässt gleichzeitig die Kunstwerke wirken.
Wenn Kunst auf Badekultur trifft
Details in Kupfer, wie beispielsweise der WC-Papierhalter, ergänzen das Schwarz-Weiss-Konzept.
Wenn Kunst auf Badekultur trifft
Wie aus einem Guss wirkt der Waschtisch aus Acryl.
Wenn Kunst auf Badekultur trifft
Trotz kleinem Grundriss wirkt das Gäste-WC gross und gemütlich. Die geblümten Platten geben dem Raum einen verspielten Charakter.
Wenn Kunst auf Badekultur trifft
Vom Entree führen auch hier Französische Türen zum Wohnbereich mit Blick auf den Zürichsee.
Wenn Kunst auf Badekultur trifft
Nicole Gotschall und Vanessa Cerasoli,
(Visited 6 times, 1 visits today)

Weitere Beiträge zum Thema