«Ich liebe es, selbst zu kochen»
Richard Kägi ist seit über zwanzig Jahren als Foodscout für das Warenhaus Globus unterwegs, um Köstlichkeiten aus aller Welt zu entdecken. Mit «traumhaus» spricht er über seine fleischigen Funde und den Hype um den Veganismus.

Richard Kägi, wo führte Ihre letzte Delikatessenentdeckungsreise hin?
An ein Trüffelfestival in der Emilia Romagna, Colli Bolognesi, einem Weinbaugebiet in Bologna.
Welche Köstlichkeit haben Sie dort entdeckt ?
Fantastischen Käse aus Cremona, Salumi, Schinken und Guanciale vom Mora Romagnola, einer Schweinerasse mit dunkler Haut, von der es nur noch einige hundert Tiere gibt. Und immer entdecke ich tolle Weine und neue Restaurants.
Vermissen Sie dann das Kochen ?
Und wie! Ich bin insgesamt drei bis vier Monate im Jahr unterwegs, verteilt über Kurztripps bis zu mehrwöchigen Aufenthalten in Übersee und im Fernen Osten. Dabei wohne ich meistens in Hotels. Auf längeren Reisen vermisse ich das Kochen am meisten. In spannenden Restaurants zu essen ist zwar schön, aber ich liebe es zu sehr, mir mein eigenes Essen zuzubereiten.
Zu Hause ist es schliesslich am schönsten. Welcher Raum in Ihrem Haus gefällt Ihnen am besten?
Im Sommer ist die Dachterrasse wie ein Outdoor-Wohnzimmer, bei Regen lege ich mich gerne aufs Bett oder in die Badewanne im Schlafgeschoss und lese. Im Winter bin ich am liebsten in der Wohnküche, zum Arbeiten oder einfach zum Sein, und zünde im Cheminée ein Feuer an.
In Ihren Kolumnen schreiben Sie herzhaft über Fleischgerichte und servieren sie mit einer guten Portion Humor, sodass die Leser Ihre Texte genüsslich verschlingen. Der Fleischkonsum wird immer öfter kritisiert. Was halten Sie vom Vegantrend?
Das ist für mich eher ein Hype. Zu viele springen auf den Veganzug auf, um dabei zu sein, ohne konsequent auf alle tierischen Produkte zu verzichten. Es genügt eben nicht, in der Ernährung auf Tierisches zu verzichten und gleichzeitig in die Lederschuhe zu schlüpfen und sich auf dem Büffelledersofa zu fläzen. Das Schlimmste sind die veganen Produkte, die Fleisch oder Käse imitieren. Warum erfinden Veganer Dinge, die aussehen und schmecken wie etwas, das zu essen sich ihrer Weltanschauung verschliesst? Fleischesser kommen nicht auf die Idee, ein Rüebli aus Rindermark nachzubauen. Ich bin auch ein Kritiker des ausufernden Fleischkonsums und bezeichne mich selber als Flexitarier. Ich esse selten und sehr selektiv Fleisch, denn ich möchte wissen, wo und wie das Tier gelebt hat. Alle wollen jeden Tag ein Schnitzel auf dem Teller, und die Grossverteiler und Discounter spielen bei ihrer Aktionitis gerne mit. Das kann nicht ewig so weitergehen, unsere Ressourcen schieben da irgendwann einen Riegel. Ich möchte mir nicht vorstellen, wie ein Tier gelebt hat, dessen Fleisch für drei Franken das Kilo auf den Markt kommt.




