Tipps vom Profi: Ästhetik gehört auch ins Kinderzimmer

Spielwiese, Arbeitsplatz und Erholungsort in einem: Das Kinderzimmer ändert in nur wenigen Jahren mehrfach sein Aussehen aufgrund der verschiedenen Ansprüche, denen es genügen muss. Innenarchitektin Neshat Compani verrät die wichtigsten Einrichtungstipps, die dem Zimmer eine gemütliche Stimmung und Ästhetik verleihen.

Tipps vom Profi: Ästhetik gehört auch ins Kinderzimmer
Die Collage für ein Kinderzimmer im Pastellton zeigt Möbel und Accessoires von Brokis, Kuukuu, Watt + Veke, Leander, Sebra, Zara Home, EO Denmark, HK Living, Nobodinoz, Oyoy sowie Rafa Kids.
Interview Lina Giusto
Spielwiese, Arbeitsplatz und Erholungsort in einem: Das Kinderzimmer ändert in nur wenigen Jahren mehrfach sein Aussehen aufgrund der verschiedenen Ansprüche, denen es genügen muss. Innenarchitektin Neshat Compani verrät die wichtigsten Einrichtungstipps, die dem Zimmer eine gemütliche Stimmung und Ästhetik verleihen.
Neshat Compani, manchmal ist das Kinderzimmer Kletterpark, Manege, Arbeits- und Schlafzimmer zugleich. Wie richtet man diesen Raum nun richtig ein?
Die Möblierung soll sich den wandelnden Bedürfnissen der Kinder anpassen, sie soll vielseitig nutzbar sein und nicht zu viel Fläche beanspruchen. Beispielsweise ist ein Hochbett eine platzsparende Lösung. Spielfläche im Kinderzimmer ist wichtig, genau wie Möbel, die nicht zu viel vorgeben. Denn ein Tisch kann von Kindern mit ihrer Fantasie sehr schnell in eine Höhle umfunktioniert werden.Auf welche Möbelstücke kann man in einem Kinderzimmer nicht verzichten?
Ein Kinderzimmer braucht ein Bett, das im Idealfall bis ins grössere Kindesalter mitwächst, dann ein offenes Fach oder Regal für Bücher und Stauraum für Spielsachen in Form von Körben und Kisten. Diese Elemente sollten unbedingt auf Augenhöhe angebracht sein, damit sie das Kind auch wirklich nutzen kann. Körbe und Kisten haben den Vorteil, dass das Kind seine Spielsachen sieht. So kann dem Kind auch das Aufräumen einfacher beigebracht werden. Zudem braucht es einen verschliessbaren Kleiderschrank oder eine grosse Kommode. Herumliegende Spielsachen hauchen dem Kinderzimmer schon genug Leben ein. Kleine Haken oder eine Garderobe sind schöne Elemente, damit das Kind auch mal selbst etwas aufhängen kann. Wenn das Kind ins Schulalter kommt, benötigt es im Zimmer sicher noch einen Tisch mit Stuhl. Den Sitzsack hielt ich lange Zeit für ein stilistisches No-Go, aber seit ich Mutter bin, habe ich diesen Einrichtungsgegenstand schätzen gelernt.In welche Bereiche soll das Zimmer eingeteilt sein?
Es braucht eine Zonierung in einen Ruhe- und einen Spielbereich. Das Bett sollte nicht von Spielsachen eingerahmt sein. Optisch kann man das Zimmer mithilfe eines Teppichs und mit unterschiedlichen Lichtbereichen unterteilen. Ein Baldachin über dem Bett sorgt für einen geborgenen Schlafbereich, der sich von der bunten Spielzeugecke abgrenzt. Bei grösseren Kindern wird dann die Strukturierung in einen Arbeits- und einen Ruhebereich wichtig. Der Computer sollte dann nicht direkt neben dem Bett stehen.Was sind typische Einrichtungsfehler, die Sie beobachten?
Dass zu viel Farbe, zu viele Formen und zu viele Möbel kombiniert werden. Auch verstaut man Spielsachen häufig und gern falsch. Kindgerecht bedeutet, dass man der Fantasie des Kindes und den Spielsachen Raum lässt. Beispielsweise lebt ein Regal von seinem Inhalt. Deswegen braucht es weder eine ausgefallene Form noch viel Farbe. Dabei muss aber klar sein, Ästhetik macht vor dem Kinderzimmer nicht halt. Vielmehr ist es wichtig, hochwertige und langlebige Materialien zu verwenden. Besonders geeignet sind Wollstoffe und Holz.

Was für Beleuchtungsformen gehören in ein Kinderzimmer?
Auch beim Licht empfehle ich eine Zweiteilung. Es braucht ein warmes, atmosphärisches Licht für eine schöne Stimmung und das ein Gefühl von Geborgenheit vermittelt. Hier würde ich eine geschlossene Deckenleuchte aus Textil oder aus warmem Papiermaterial einer Stehleuchte vorziehen. Solche Lampen finde ich für ein Kinderzimmer unpraktisch, da sie nur Platz stehlen. Eine Stehleuchte passt schon besser in das Zimmer eines Teenagers. Auf dem Pult benötigt das Kind sicher noch eine Arbeitsleuchte und für den Nachttisch eine Leseleuchte. Bei ganz kleinen Kindern ist ein Nachtlicht neben dem Bett toll. Das Ein-und Ausschalten kann man dann gut ins Einschlafritual integrieren.

«Man sollte Kinder, sofern sie sich für die Einrichtung interessieren, unbedingt einbeziehen.»
Neshat Compani

Gibt es bei Textilien, Farben und Accessoires praktische Tipps, die für viel Freude und schöne Träume sorgen?
Auch da versuche ich stets, Ruhe ins Kinderzimmer zu bringen. Denn nicht jedes Kissen und nicht jeder Vorhang müssen ein witziges Muster haben. Unifarbene oder melierte Stoffe, auf denen man nicht gleich alle Flecken sieht, eignen sich dafür viel besser. Harmonisch wirkt ein Zimmer dann, wenn man in Farbgruppen arbeitet, also die Vorhänge und die Bettwäsche im gleichen Farbton wählt. Als Blickfang kann man dann noch ein Kissen mit einem Bezug in einer knalligen Farbe oder mit Print dazulegen. Weniger ist definitiv mehr.

Wie sieht es mit Vorhängen und der Verdunkelung im Kinderzimmer aus?
Hier habe ich gute Erfahrungen mit halb transparenten Stoffen gemacht, die nicht komplett verdunkeln. Leinenvorhänge fallen sehr schön und haben eine lebendige Struktur, die nicht zu streng wirkt. Das Niveau der Verdunkelung ist von Kind zu Kind unterschiedlich. Aber auch wenn das Zimmer über gute Storen verfügt, würde ich nicht auf Vorhänge verzichten, da sie Wärme vermitteln und die Atmosphäre im Zimmer stark prägen. Zudem sind sie wie der Teppich für die Akustik im Raum von grosser Bedeutung.

Lieblingsfarben und -formen ändern sich bei Kindern fast täglich. Worauf kann man diesbezüglich beim Einrichten achten?
Bei grossen Anschaffungen wie Bett, Schrank und Regal ist es von Vorteil, wenn sie in Weiss, Beige oder Grau gehalten sind, da sie sich dann äusserst gut mit anderen Farben kombinieren lassen. Mobile Möbel, Vorhänge, Körbe, Accessoires, Bettwäsche, Kissen und Teppich würde ich dann je nach Alter des Kindes anpassen.

Wie können Kinder beim Dekorieren und Gestalten des Zimmers miteinbezogen werden?
Man sollte Kinder, sofern sie sich für die Einrichtung ihres Zimmers interessieren, unbedingt bei der Auswahl einbeziehen. Schon im Kleinkindalter können sie gewisse Dinge ganz gut für sich auswählen. Je älter sie werden, desto mehr entwickeln sie ihre eigenen geschmacklichen Präferenzen. Diese sind dann aber auch etwas stabiler. Mit zunehmendem Alter sollte man den Kindern weniger vorgeben und ihnen damit die Entscheidungsgewalt und den Freiraum in ihrem Zimmer überlassen.

Die Übergänge vom Baby- zum Kinder- und schliesslich zum Jugendzimmer sind fliessend. Wie erwischt man den richtigen Zeitpunkt für die Umgestaltung?
Dabei ist man gut beraten, Möbel zu kaufen, die sich für verschiedene Phasen eignen. Ein weisser schlichter Schrank in klassischer Form und guter Qualität eignet sich für das kleine Kind und den Teenie. Neuanschaffungen lassen sich natürlich nie vermeiden. Denn irgendwann kommt der Wunsch nach einem grösseren Bett. Wenn man die Grundmöblierung klassisch gewählt hat, lässt sich das aber gut mit den sich ändernden Bedürfnissen kombinieren. Gerade wenn für die eigentliche Gestaltung des Zimmers die Accessoires verantwortlich sind. Dafür dürfen aber die Basics nicht zu dominant sein. Anstelle eines Teppichs mit Bärchen würde ich auf einen qualitativen Wollteppich setzen. Anstatt einer Tapete lieber auf Sticker und Wandfarbe, die man später überstreichen kann.

Worin unterscheidet sich das Jugend- vom Kinderzimmer?
Im Jugendzimmer entscheidet eher das Kind, wie der Raum geordnet ist, und hält auch meist selbst Ordnung. Gutes Licht und ein guter Stuhl werden wichtig. Der Computer zieht ein, die Spielsachen verschwinden zunehmend, und Poster oder Bilder bekommen mehr Bedeutung. Dadurch ergeben sich neue gestalterische Möglichkeiten. Eltern können dem Kind bei dieser Entwicklung mit Hilfsmitteln wie einer Bilderleiste oder schönen Bilderrahmen zur Seite stehen – damit beispielsweise nicht direkt an die Wand geklebt wird.

Welche Bereiche sollte ein Jugendzimmer unbedingt enthalten?
Neben dem Arbeits- und Schlafbereich soll der Raum, sofern das möglich ist, über eine private Relaxzone verfügen, damit das Kind einen Rückzugsbereich ausserhalb des Familienwohnzimmers hat. Dafür eignen sich ein Sessel mit Beistelltisch oder ein Sitzkissen sowie ein Sitzsack zusammen mit einem Teppich für den Boden.

Tipps vom Profi: Ästhetik gehört auch ins Kinderzimmer
Neshat Compani, Innenarchitektin VSI.ASAI.
(Visited 25 times, 1 visits today)

Weitere Beiträge zum Thema

up to date mit dem
traumhaus 
Newsletter
Entdecken Sie mit traumhaus Ihr zukünftiges Eigenheim – inspirierende Architektur, moderne Technik und innovative Designkonzepte.
anmelden!
Sie können sich jederzeit abmelden!
close-link