Von Walliser Bergen umgeben

Neben Villen unterschiedlicher Stile sucht dieser Neubau in Grimisuat die Verbindung zur Natur.

Von Walliser Bergen umgeben
Das EG beherbergt die Garage sowie den Wein- und Käsekeller, das OG die Wohn- und Schlafräume. Rechts ist die doppelstöckige Einliegerwohnung.
Text Donika Gjeloshi | Fotos Lionel Henriod
Neben Villen unterschiedlicher Stile sucht dieser Neubau in Grimisuat die Verbindung zur Natur.
Wo einst Obstbäume Wurzeln schlugen und die Äste gen Himmel streckten, um ihre Früchte von der Sonne reifen zu lassen, steht nun ein Wohnbau, der mit der Natur verwachsen zu sein scheint und sich mit vielen Fenstern nach Süden öffnet, um seine Bewohner mit möglichst viel Sonnenschein zu beglücken. Das 1640 Quadratmeter grosse Grundstück in Grimisuat wurde zuvor für den Obstanbau genutzt. Durch die Umzonung ergab sich für die Bauherren die Gelegenheit, den Wunsch vom Eigenheim zu verwirklichen. Dafür suchten sie Rat beim Architekten Ralph Germann, der sein Büro im nahe gelegenen Martigny führt.

Den Wurzeln treu

Die Villen aus der Nachbarschaft, die in unterschiedlichen Stilen gestaltet sind, machten es dem Architekten nicht gerade einfach, den Neubau in die Umgebung zu integrieren. Bei der Ideenfindung liess er sich deshalb von der Naturlandschaft leiten. Eine Mauer, die vor dem Gefälle schützt und stabilisiert, war die Vision von Ralph Germann. Daraufhin entwarf er einen langen Baukörper mit einem Rückgrat aus Beton und Mauerwerk. Im Kontrast dazu verlieh er der nach Süden ausgerichteten Fassade mit grossen Fenstern im Obergeschoss und vertikalen Holzlamellen im Erdgeschoss viel Leichtigkeit. Die graue Farbe der Fassade scheint die Idee eines schützenden Felsen zu untermauern, während der Garten mit hohen Gräsern der Natur des Landes Tribut zollt. «Wir wollten keine Rasenfläche mit Thujen wie bei einigen Nachbarvillen. Wir wollten einen ortstypischen Aussenraum gestalten und somit an die ursprünglich landwirtschaftliche Zone auf den Walliser Hügeln erinnern», erklärt Ralph Germann.

Der 36 Meter lange und 6,5 Meter breite Baukörper macht es möglich, die gesamte Wohnfläche auf einer Etage zu verteilen und dazu eine doppelstöckige Einliegerwohnung zu integrieren. Doch das war nicht das Einzige, was der Architekt bewirken wollte. Mit dem rund 200 Quadratmeter grossen Flachdach kommt Ralph Germann dem Wunsch seiner Klienten nach, Platz für möglichst viele Solarmodule zu schaffen. «Hier in Grimisuat scheint die Sonne 300 Tage im Jahr», sagt Ralph Germann. Dank der Photovoltaikanlage und den Batterien für die Speicherung von überschüssiger Energie kann sich das Haus selbst mit Strom versorgen. Aber auch die Elektroautos profitieren davon. Ebenso ökologisch wird mit Geothermie geheizt.

Hausstamm mit Zukunft

Ins Hausinnere gelangt man über die offen gestaltete Garage, und genau sie stellt das Charakteristikum dieses Neubaus dar. «Frei von Abgasen, da sie Elektroautos beherbergt, könnte die Garage ihre Hauptfunktion verlieren», sagt Ralph Germann, «sie könnte zu einem Ort werden, wo man vor Hitze geschützt empfangen und essen kann.» Schliesslich befände man sich ganz in der Nähe des Käse- und Weinkellers. Die vertikalen Latten aus Lärchenholz würden beim Apéro den nötigen Schatten spenden und gleichzeitig Ausblick auf den Garten ermöglichen.

Man erntet, was man sät

Eine Glastür mit Holzrahmen bittet die Bewohner und ihre Gäste ins Haus hinein. Rechts sind die Garderobe und das Gäste-WC mit praktischem Aussenwaschbecken aus schwarzem Beton. Die Waschküche ist ebenso im Erdgeschoss angesiedelt. Eine Treppe führt hoch zum Obergeschoss. Hier findet man sich im Wohnzimmer mit offener Küche und behaglichem Cheminée wieder. Die raumhohen Fensterfronten öffnen den Blick auf das gegenüberliegende Tal, das Val d’Hérens. Das Eringertal und seine Alpen sind beliebt für Höhenwanderungen, Klettertouren und Wintersport. Der herrliche Panoramablick wird denn auch von der Terrasse neben der Küche gerahmt. Von dieser aus führt eine Wendeltreppe wieder nach unten in den Garten. Rechts neben der Küche an der Nordfassade befindet sich ein weiterer Zugang zum Aussenbereich respektive ein zweiter Hauseingang.

Die Farbe der Fassade findet im Hausinneren durch den gewachsten Betonboden ihre Wiederholung. Im Gegenzug dazu wählte Ralph Germann Holz für Einbauschränke, Türen und Fenster. Im Übrigen wurden sämtliche Einbaumöbel, aber auch der grosse Esstisch vom Architekturbüro entworfen. Schliesslich legt Ralph Germann bei seinen Projekten grossen Wert auf ein harmonisches Gesamtbild. Im Korridor gibt es einen Wechsel hinsichtlich der Materialisierung für Boden und Wände: Hier geht man auf Parkett, wobei die Wand zum Rücken des Hauses aus Sichtbeton besteht. Sie verweist auf die Idee des Architekten von einer schützenden und stützenden Mauer. Dank dem zenitalen Lichtkanal ist der Flur hell und freundlich. Überdies führt er zu den Privaträumen, die dank den Fensterfronten ebenso hell sind und zum südlich gelegenen Tal blicken. Neben dem Schlafzimmer mit Ankleide und Badezimmer en Suite befinden sich zwei Büroräume und anschliessend das Gästezimmer ebenso mit eigenem Badezimmer. Während die Bewohner tagsüber vom Sonnenlicht profitieren, lässt abends künstliches Licht in durchdachter Komposition die Architektur wirken, und die Räume werden in eine gemütliche Stimmung getaucht.

Das Ergebnis überzeugt nicht nur die Bauherren, Ralph Germann ist ebenso zufrieden: «Die Architektur hat eine einfache und zeitlose Ästhetik, und sie integriert sich in die Umgebung.» Die Rücksicht auf die Natur drückt sich denn auch durch die umweltbewusste Technik aus. Dass in diesem Projekt die ökologischen Aspekte integriert werden konnten, erfüllt den Architekten mit Stolz.

«Die Garage für Elektroautos könnte ihre Hauptfunktion verlieren.»Ralph Germann, Architekt

TECHNISCHE ANGABEN

Von Walliser Bergen umgeben
Obergeschoss
Von Walliser Bergen umgeben
Erdgeschoss

[ ARCHITEKTUR ]

Ralph Germann SA, Martigny | ralphgermann.ch

[ KONSTRUKTION ]

Beton, Mauerwerk, Holz | Flachdach

[ Raumangebot ]

Nettowohnfläche: 220 m² | Anzahl Zimmer: 6

[ Ausbau ]

Boden: gewachster Beton, Eichenparkett | Wandbeläge: Beton, Gips | Fenster: Doppelverglasung mit Lärchenrahmen

[ Technik ]

Erdwärmepumpe | Photovoltaikanlage | Cheminée

Von Walliser Bergen umgeben
Blick vom Essbereich zur Wohnecke mit Cheminée. Sowohl der Esstisch als auch der Einbauschrank wurden vom Architekturbüro entworfen.
Von Walliser Bergen umgeben
Lärchenholz gibt den Fenstern einen Rahmen und schafft so auch eine harmonische Verbindung zum Interieur.
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Die Terrasse neben der Küche lockt mit Aussicht auf das Val d’Hérens.
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Die Farbe der Fassade findet im Badezimmer ihre Wiederholung. Dieses ist mit Produkten von Gessi bestückt.
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Die Geradlinigkeit der Architektur widerspiegelt auch die Küche. Schlicht in Weiss nimmt sie sich zurück und reflektiert das Tageslicht, das durch die Panoramafenster hineinströmt.
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Ein schmaler Flur führt zu den Schlafzimmern und Büros. Die Wand aus Sichtbeton nimmt Bezug auf die Idee einer schützenden und stützenden Mauer, die Ralph Germann als Inspirationsquelle diente.
Von Walliser Bergen umgeben
Jedes Zimmer und jedes Badezimmer ist zum Tal ausgerichtet.
Von Walliser Bergen umgeben
Erdgeschoss
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Obergeschoss
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