Präzise Architektur mit Kunst von Welt

Ein Haus, das mit den bisherigen Wohnsituationen mithalten kann, wünschte sich das Ehepaar, das an vielen Orten dieser Welt gelebt hat. Entstanden ist eine Villa, welche die Bauherrschaft mit voller Überzeugung ihr Zuhause nennen kann.

Präzise Architektur mit Kunst von Welt
Von dieser Seite wird das markante Profil deutlich. Der Baukörper aus Sichtbeton wirkt wie ein Ausschnitt eines Würfels mit gleichmässigen Stufen.
Text Donika Gjeloshi | Fotos René Rötheli
Ein Haus, das mit den bisherigen Wohnsituationen mithalten kann, wünschte sich das Ehepaar, das an vielen Orten dieser Welt gelebt hat. Entstanden ist eine Villa, welche die Bauherrschaft mit voller Überzeugung ihr Zuhause nennen kann.

In einem ruhigen Wohnquartier in Spreitenbach liegt dieser Betonbau, umgeben von viel Grün, wobei das Geplätscher des unmittelbar nahe gelegenen Bachs fast schon meditativ wirkt. Während einerseits die lang gestreckte Hügelkette Heitersberg die Idylle weiter betont, ist andererseits durch den Ausblick auf den Primetower das Pulsieren der Stadt nahezu spürbar. Dieser Kontrast von ländlicher Ruhe und urbanem Flair findet auch in der Architektur Ausdruck. Hier trifft Pop-Art aus aller Welt auf präzise, zeitlose Architektur, die Schweizer Bodenständigkeit ausstrahlt. Hier erzählen Kunstgegenstände aus dem Leben der Bewohner, während die Innenarchitektur deren Lebensstil widerspiegelt. Hier bieten die Räume private Rückzugsmöglichkeiten und laden auch zu geselligem Beisammensein ein. Hier passt sich die Architektur den individuellen Bedürfnissen und Gegebenheiten an und bleibt gleichzeitig ihren Werten treu, wodurch sie dem Wandel der Zeit standhalten kann. Hier trifft ein aktueller Lebensabschnitt auf zeitlose Architektur, die Flexibilität in neuen Lebenssituationen verspricht.

Fasziniert von der ausdrucksstarken Handschrift

Janet und Christian Wertli haben ihren Wohnsitz oft gewechselt. Sie sind weit gereist und haben dabei verschiedene Kulturen kennengelernt. Vor ein paar Jahren hatte der Vater des Bauherrn ein Grundstück erworben und es in drei Parzellen für seine drei Kinder unterteilt. Das Grundstück von Janet und Christian Wertli wurde als letztes überbaut. Um das Projekt Eigenheim zu realisieren, wandte sich das Ehepaar an das Architekturbüro Endres Architekten AG aus Baden. «Unser Neffe hat uns das Büro Endres Architekten AG empfohlen, weil er ihre Häuser supercool findet», berichten die Bauherren. Von der exakten und kubischen Wirkung der Sichtbetonbauten sei Christian Wertli fasziniert gewesen. Weitere Überzeugungsarbeit war wohl nicht mehr nötig. Die Kunstliebhaber wünschten sich eine präzise Architektur, die sich auch an ihre bisherigen Wohnsituationen anlehnt und ihre Kunstsammlung würdigt. Hinsichtlich des Raumkonzepts war ein Essbereich mit doppelter Raumhöhe, ein Wohnbereich mit Entertainment-System für gesellige Abende mit Freunden sowie genügend Stauraum im ganzen Haus gewünscht. Darüber hinaus war es der Bauherrin als passionierte Köchin ein Anliegen, die Küche zentral anzuordnen. Somit bildet diese nun das Herzstück des Hauses.

«Wir haben über Jahre Ideen aus Architekturmagazinen gesammelt», berichtet Janet Wertli. Thomas Endres und Steffen Jesberger mit ihrem Team gingen von diesen Wünschen und Ideen aus und entwickelten verschiedene Entwürfe. «In der Regel nähern wir uns der Lösung einer Aufgabe mittels verschiedener Varianten. So kann man sehr gut räumliche, gestalterische, aber auch baurechtliche Aspekte klären, um zu einer Lösung zu gelangen, die auch für den Bauherrn nachvollziehbar bleibt», erklärt Steffen Jesberger. «Oft entwickeln sich durch die Varianten gestalterische Ideen und Elemente», führt er weiter aus. In diesem Fall sei es der Wechsel von offenen und geschlossenen Flächen gewesen, der im Hausinneren, aber auch an der Fassade stattfindet. Der möglichst nahtlose Übergang zwischen innen und aussen und die Verzahnung mit der Umgebung sind ein Bestandteil ihrer architektonischen Handschrift.

Mit Kopf und Herz

Der Baukörper mutet wie ein Ausschnitt eines Würfels mit gleich-mässigen Stufen an, woraufhin drei unterschiedlich grosse Wohnebenen mit unterschiedlichen Funktionen und jeweils grosszügigen Terrassen entstanden sind. «Den Baukörper bilden wir gern skulptural aus, sodass durch Addition und Subtraktion von Volumina eine ganz selbstverständliche Formensprache entsteht», erklärt Steffen Jesberger. Horizontale Fugen auf Höhe der Geschossdecken sollen die Ausschnitte zusätzlich betonen.

«Der Weg durch die Räume gewährt spannende Ein- und Ausblicke durch das Haus.»
Steffen Jesberger, Architekt

Sichtbeton spielt auch im Hausinneren eine tragende Rolle. Das starke Material bildet damit im Innenausbau eine Referenz zur monolithischen Architektur. Das Geländer aus Glas bei der Galerie und der Treppe unterstreicht die Grosszügigkeit und trägt zu einem angenehm luftigen Wohngefühl bei. Dazu lässt der transparente Werkstoff die Betontreppe selbst wie ein Kunstwerk hinter einer Vitrine erscheinen. Gekonnt platzierte Deckenspots akzentuieren die Kunst am Bau sowie auch die Fluchten und Achsen, die sich präzis durch das Gebäude ziehen. Während diese Treppe zum Obergeschoss sich zur Schau stellt und dazu einlädt, ins obere Geschoss zu gehen, ist der Aufgang zum Attikageschoss nahezu versteckt. Auf diese Weise betonen die Architekten den privaten Charakter jener Etage, die das Schlafzimmer der Bauherren mit Badezimmer en Suite und Ankleide beherbergt. «Der Weg vom Hauptschlafzimmer in die Wohnküche ist eine spannende Abfolge und führt durch die offenen Räume des Hauses mit ganz unterschiedlichen Ausblicken und Lichtstimmungen», so Steffen Jesberger über sein persönliches Highlight.

Wie bereits erwähnt, bildet die Küche mit Essbereich das Herzstück des Hauses und zieht die Blicke auch von der Galerie aus auf sich. Das Wohnzimmer ist ebenso im Parterre angesiedelt. Gemäss dem klassischen Raumkonzept befinden sich Gäste-, Arbeits- und ein weiteres Wohnzimmer im Obergeschoss, während im Untergeschoss der Weinkeller, ein Fitnessraum und eine Sauna untergebracht sind. Die Räume liessen sich für neue Bewohner gewiss anders nutzen und mit wenig Aufwand umfunktionieren. So könnte beispielsweise das offen gestaltete Büro mit Wohnbereich in ein zusätzliches Zimmer verwandelt werden.

Beim Innenausbau und bei der Einrichtung bewiesen die Bauherren ihren Sinn für Ästhetik. Farben, Tapeten, Materialien und Möbel haben sie selbst ausgesucht und inszeniert.

Hürden, die zu meistern waren

Die Realisation einer klaren Architektursprache sei in der Umsetzung mit viel Aufwand verbunden. Schliesslich müssten nebst der eigentlichen Bauaufgabe sehr komplexe baurechtliche und bautechnische Anforderungen erfüllt werden, begründet Steffen Jesberger. Bei diesem Projekt stellten die beiden angrenzenden Bachläufe eine gestalterische Herausforderung dar. Denn Eingriffe in diesen Grüngürtel sowie Terrainveränderungen seien baurechtlich nur sehr eingeschränkt möglich gewesen. Aus diesem Grund haben die Architekten den Gartensitzplatz in das Gebäudevolumen integriert. «So konnten wir den solitären Charakter des Hauses, das auf der Wiese ‹steht›, zusätzlich unterstreichen.» Die beengte Zufahrt zur Parzelle forderte ebenso eine durchdachte Lösung. «Die Anordnung der Doppelgarage haben wir so gewählt, dass beim Verlassen der Parzelle nicht zusätzlich die Garagenvorplätze der Nachbarhäuser in Anspruch genommen werden müssen», so Steffen Jesberger. In der Ausführung und der Planung seien denn auch die Anforderungen an einen Sichtbetonbau stets sehr hoch. Der Aufwand für ein makelloses Ergebnis hat sich gelohnt. Insbesondere deshalb, weil sich die Bauherrschaft im neuen Zuhause wohlfühlt. «Die Architekten haben es verstanden, unsere Wünsche und Ideen perfekt umzusetzen, sodass es ‹unser Haus› und nicht bloss ein Architekturhaus ist», sagen die Wertlis.
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Präzise Architektur mit Kunst von Welt
Durch die «Ausschnitte des Würfels» entstanden auf jeder Etage grosszügige Aussenbereiche. Der überdachte Sitzplatz unterstreicht diesen solitären Charakter.
Präzise Architektur mit Kunst von Welt
Von jeder Seite zeigt sich das Haus etwas anders. Hier sind die horizontalen Fugen zu erkennen, welche den Baukörper gliedern.
Präzise Architektur mit Kunst von Welt
Materialisierung und Einrichtung haben die Bauherren selbst ausgesucht und inszeniert. Inspiration dafür fanden sie in diversen Zeitschriften.
Präzise Architektur mit Kunst von Welt
Küche und Essbereich bilden das Herzstück im Haus. Die Galerie ist dabei ein besonderes Highlight.
Präzise Architektur mit Kunst von Welt
Der Sichtbeton im Interieur nimmt Bezug auf die skulpturale Architektur dieser Villa.
Präzise Architektur mit Kunst von Welt
Die Galerie im Obergeschoss lenkt die Aufmerksamkeit auf Kunst und Küche.
Präzise Architektur mit Kunst von Welt
An die Zukunft gedacht – der Wohnbereich im OG könnte bei Bedarf mit wenig Aufwand in ein zusätzliches geschlossenes Zimmer verwandelt werden.
Präzise Architektur mit Kunst von Welt
Auf allen Ebenen locken grosszügige Terrassen nach draussen.
Präzise Architektur mit Kunst von Welt
Die Bauherren haben ein Faible für Design. Das beweist auch das Schlafzimmer.
Präzise Architektur mit Kunst von Welt
Die Würfelform mit Ausschnitten wird von dieser Ecke aus sehr deutlich. Die wenigen, klar gesetzten Fenster geben die nötige Privatheit gegenüber den Nachbarn.

TECHNISCHE ANGABEN

Präzise Architektur mit Kunst von Welt
Untergeschoss
Präzise Architektur mit Kunst von Welt
Erdgeschoss
Präzise Architektur mit Kunst von Welt
Obergeschoss
Präzise Architektur mit Kunst von Welt
Attikageschoss

[ ARCHITEKTUR ]

Thomas Endres, Steffen Jesberger Endres Architekten AG endresarchitekten.ch

[ KONSTRUKTION ]

Massivbau | Flachdach | Sichtbetonfassade, innen gedämmt

[ Raumangebot ]

Nettowohnfläche: 266 m² (ohne UG) | Anzahl Zimmer: 5,5

[ Ausbau ]

Boden- und Wandbeläge: keramische Platten, Sichtbeton | Holz-Metall-Fenster, 3-fache Isolierverglasung

[ Technik ]

Wärmepumpe mit Erdsonde | Fussbodenheizung | Freecooling

Architekten-Interview

Präzise Architektur mit Kunst von Welt
Steffen Jesberger und Thomas Endres, Leiter Entwurf und Geschäftsführer. Endres Architekten AG, Baden. endresarchitekten.ch

Was gefällt Ihnen an diesem Projekt ? 
Es ist immer spannend zu sehen, wie sich das Projekt von den ersten Zeichnungen zu einem fertigen Haus entwickelt. Das Resultat dieses Prozesses ist die spannende Mischung aus der präzisen Architektursprache unseres Büros und der lebendigen, farbenfrohen Kunst, welche die Bauherrschaft auf ihren Reisen gesammelt hat.

Wie viel Kreativität lässt die Architektur eines privaten Wohnhauses in der Schweiz denn überhaupt zu ?
Die Schweiz ist baurechtlich sehr offen, was die Gestaltung von privaten Wohnhäusern angeht. Einzig die Anwendung der Dachform wird kantonal und kommunal sehr unterschiedlich gehandhabt. Es gibt immer noch Gemeinden, in denen Flachdächer im Baugesetz ausgeschlossen sind. Auch die Definition oder die Positionierung des Attikageschosses ist kantonal unterschiedlich geregelt. Ich erwähne das deshalb, weil beispielsweise im Kanton Aargau, wo dieses Projekt steht, die Anordnung des Attikageschosses frei gewählt werden kann und somit eine Integration in die Gesamtvolumetrie des Hauses viel besser möglich ist als andernorts. Ähnlich wie in anderen «kreativen» Disziplinen, wie der Mode oder dem Design, ist heute gestalterisch vieles möglich, wobei es immer wieder Trends oder Revivals gibt. Unser Ziel ist es, zeitlose Architektur zu entwickeln, die auf die Bewohner, ganz gleich in welcher Lebensphase, optimal zugeschnitten ist und gut funktioniert.

Wird es in Zukunft in der Schweiz noch genügend Platz für solch grosse und frei stehende Einfamilienhäuser geben ?
Mit knapp 60 Prozent macht das Einfamilienhaus die Mehrheit der Wohngebäude in der Schweiz aus. So besteht auch ein Grossteil unserer Aufgaben in der Nachverdichtung oder dem Ersatz von Einfamilienhäusern in bereits bestehenden Wohnzonen. In den Ballungsgebieten zeigt sich dabei ein grosser Druck durch hohe Landpreise, wodurch bei grösseren Parzellen eine Überbauung mit mehreren Einheiten allenfalls sinnvoll ist. Aus ortsbaulicher, architektonischer, aber auch gesellschaftlicher Sicht haben solche Projekte ein grosses Potenzial.

Welchen Rat haben Sie für angehende Bauherren ?
Die Wahl des Architekturbüros ist für den Erfolg eines Projekts entscheidend. Neben der «architektonischen Chemie» ist ein erfahrenes Team aus Baufachleuten wie Bauleitung, Fachplanern und Unternehmern relevant, die zum termin- und kostengerechten Gelingen eines Projekts beitragen.

Präzise Architektur mit Kunst von Welt
Durch die «Ausschnitte des Würfels» entstanden auf jeder Etage grosszügige Aussenbereiche. Der überdachte Sitzplatz unterstreicht diesen solitären Charakter.
Präzise Architektur mit Kunst von Welt
Von jeder Seite zeigt sich das Haus etwas anders. Hier sind die horizontalen Fugen zu erkennen, welche den Baukörper gliedern.
Präzise Architektur mit Kunst von Welt
Materialisierung und Einrichtung haben die Bauherren selbst ausgesucht und inszeniert. Inspiration dafür fanden sie in diversen Zeitschriften.
Präzise Architektur mit Kunst von Welt
Küche und Essbereich bilden das Herzstück im Haus. Die Galerie ist dabei ein besonderes Highlight.
Präzise Architektur mit Kunst von Welt
Der Sichtbeton im Interieur nimmt Bezug auf die skulpturale Architektur dieser Villa.
Präzise Architektur mit Kunst von Welt
Die Galerie im Obergeschoss lenkt die Aufmerksamkeit auf Kunst und Küche.
Präzise Architektur mit Kunst von Welt
An die Zukunft gedacht – der Wohnbereich im OG könnte bei Bedarf mit wenig Aufwand in ein zusätzliches geschlossenes Zimmer verwandelt werden.
Präzise Architektur mit Kunst von Welt
Auf allen Ebenen locken grosszügige Terrassen nach draussen.
Präzise Architektur mit Kunst von Welt
Die Bauherren haben ein Faible für Design. Das beweist auch das Schlafzimmer.
Präzise Architektur mit Kunst von Welt
Die Würfelform mit Ausschnitten wird von dieser Ecke aus sehr deutlich. Die wenigen, klar gesetzten Fenster geben die nötige Privatheit gegenüber den Nachbarn.
Präzise Architektur mit Kunst von Welt
Steffen Jesberger und Thomas Endres, Leiter Entwurf und Geschäftsführer. Endres Architekten AG, Baden. endresarchitekten.ch
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Untergeschoss
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Erdgeschoss
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Obergeschoss
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Attikageschoss
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