Mitten im Grünen
Umgeben von Bäumen, Sträuchern und Blumen wirkt dieser Betonkubus leicht und natürlich, so als ob er schon immer hier seinen Platz gehabt hätte. Im Hausinneren wird das Naturschauspiel zum Spektakel und der Blick auf die Stadt Linz zum Genuss.

Ehrliche Architektur
Die Nachbarshäuser inspirierten den Architekten und Bauherrn Paul Wichert. So nimmt er mit dem Beton-Monolith Bezug auf die umliegenden würfelförmigen Wohnhäuser mit Zeltdach – sogenannte Punkthäuser – und interpretiert diese neu. Durch das Flachdach und die viereckigen Fenster kommt die Würfelform des Hauses besonders gut zur Geltung. Selbstbewusst präsentiert sich das Haus mit starken Wänden aus Sichtbeton. Schaut man genau hin, so sieht man die Maserung der Holzschalungsplatten, in die der Beton gegossen wurde. «Es ist eine ehrliche Architektur. Wir wollten mit den Materialien nichts vortäuschen, deshalb sind sie grösstenteils unbehandelt», erklärt Paul Wichert. Roher Sichtbeton, unbehandeltes Tannenholz und schwarzer Stahl spielen eine tragende Rolle. «Das Haus ist das, was es ist. Mir gefällt, wenn man sieht, wie alles funktioniert.» Etwas schwierig sei es gewesen, eine Firma zu finden, die sich mit Sichtbeton im Aussenbereich gut auskannte. «Sichtbeton kommt in Oberösterreich relativ selten vor im Vergleich zur Schweiz, wo viel mehr mit diesem Werkstoff gearbeitet wird, und viele Unternehmungen damit Erfahrung haben», erzählt Paul Wichert von der grössten Herausforderung, die sich für ihn beim Hausbau stellte. Verständlich, verlangt diese handwerkliche Arbeit doch, dass präzise und fehlerlos agiert wird, da allfällige Unebenheiten direkt sichtbar sind. Schliesslich hatte Paul Wichert einen deutschen Spezialisten gefunden, der in Linz eine Niederlassung hatte und der die gewünschte Arbeit in qualitativ hochstehender Art ausführen konnte.
Helles und offenes wohnen
Paul Wichert und seine Frau wünschten sich ein offenes und helles Haus. So betritt man das Gebäude auf der mittleren Ebene und hat sofort einen Überblick über alle Etagen. Dies geschieht dank der grossen Öffnung für die Stahltreppe, die somit auch Galerien entstehen lässt. Die Offenheit setzt sich konsequent fort. Deshalb hat der Wohnbereich im oberen Stockwerk keine Trennwände. Die Küche und das Wohnzimmer sind durch Splitlevel und offene Bücherregale zoniert. Ein weiterer Wunsch des Paares war ein Mehrzweckraum, der als Turnhalle, Spielplatz oder Party-Raum genutzt werden kann. Dieser Raum ohne vorgegebene Funktion bildet die mittlere Ebene. «Tritt man ins Haus ein, ist man gleich in diesem Raum, einen Eingangsbereich in diesem Sinne gibt es also nicht», so der Architekt. Derzeit wird diese multifunktionale Ebene, die auch die Kinderzimmer erschliesst, von den beiden Kindern zum Spielen genutzt. Der Elternbereich befindet sich introvertiert in der Hangebene, verfügt aber auch über einen direkten Zugang zum Aussenbereich. Bei der Erstellung des Raumkonzeptes ging der Architekt vom Wohnraum aus. Dieser sollte im obersten Stockwerk sein, weil von dort aus die Aussicht am schönsten ist und weil die Familie oben am längsten von der Sonne profitiert.
Mit viel Herzblut gebaut
Um die Innenarchitektur und Einrichtung hat sich der Architekt selbst gekümmert. So hat er beispielsweise die Küche selbst entworfen und von einer Tischlerei aus der Region umsetzen lassen. Auch das Lichtkonzept hat Paul Wichert selbst erstellt. Er hat bewusst auf LED- und Halogenlampen verzichtet und sich für ganz einfache Glühbirnen entschieden. Sie spenden einerseits warmes Licht und passen andererseits zum schlichten Gesamtkonzept. Tagsüber lassen die raumhohen Fenster viel Sonnenlicht hinein. Holzstoren aus speziell behandeltem Tannenholz spenden Schatten und lassen den Lichteinfall, aber auch den Sichtbeton weicher und wärmer erscheinen.
Für die Gestaltung des Aussenbereichs holte sich der Architekt Unterstützung von einer befreundeten Landschaftsarchitektin. Zwischen dem dreistöckigen Haupthaus und dem flachen Nebengebäude, das die Garage und einen Lagerraum beherbergt, ist ein geschützter Ort zum Sein und Spielen entstanden. Mit einem Wassertrog aus Beton wird der Innenhof in Szene gesetzt. «Wassertröge haben Tradition in Oberösterreich. Man sieht sie bei Familienhäusern und Bauernhöfen», so der Architekt. Der Aussenraum erhält auch im Hausinneren eine bedeutende Rolle. Paul Wichert erinnert sich, wie er bei der Planung den Wohnraum nach dem beeindruckenden Blick auf die Stadt ausgerichtet hat. Doch später entpuppte sich die Aussicht auf den unmittelbar gelegenen Wald als das wahre Highlight. Die Natur, der Wechsel der Jahreszeiten sei vom Wohnzimmer aus erlebbar. «Es ist spannend und entspannend zu beobachten, wie die Blätter vom Wind bewegt werden oder wie die Eichhörnchen, denen unsere Kinder sogar Namen gegeben haben, den Baum vor dem Fenster hochklettern», erzählt Paul Wichert. Den Hausbau behält er in positiver Erinnerung. «Es war intensiver, als für jemand anderen zu bauen, zumal man als Architekt an sich selbst hohe Ansprüche hat und dabei das eigene Budget nicht vergessen darf.» Planen und Bauen ist immer aufreibend, doch für das Paar verlief der Hausbau sehr harmonisch. «Meine Frau und ich haben uns nie wegen des Hauses gestritten», schmunzelt Paul Wichert.
TECHNISCHE ANGABEN






[ ARCHITEKTUR ]
Paul Wichert Caspar Wichert Architektur casparwichert.at
[ KONSTRUKTION ]
Massivbau | Stahlbeton | Flachdach
[ Raumangebot ]
Nettowohnfläche: 212 m² | Anzahl Zimmer: 5,5
[ Ausbau ]
Boden: geschliffener Estrich, Tannenholzparkett in den Schlafzimmern, Zementplatten in den Badezimmern | Wände: roher Sichtbeton | Fenster: Metallfenster 3-fach verglast
[ Technik ]
Erdwärmesonde und Wärmepumpe | kontrollierte Lüftung mit Wärmerückgewinnung




















