Mit der Umgebung verschmolzen

Die Bauherrschaft dieses Einfamilienhauses in Cortaillod stellte ihren Freund, den Architekten Andrea Pelati, vor eine besondere Herausforderung, denn unmittelbar vor einem bestehenden Haus der Familie sollte ihr eigenes Eigenheim entstehen.

Mit der Umgebung verschmolzen
Text Donika Gjeloshi | Fotos Thomas Jantscher
Die Bauherrschaft dieses Einfamilienhauses in Cortaillod stellte ihren Freund, den Architekten Andrea Pelati, vor eine besondere Herausforderung, denn unmittelbar vor einem bestehenden Haus der Familie sollte ihr eigenes Eigenheim entstehen.
Die kleine Gemeinde Cortaillod liegt idyllisch am Neuenburgersee und kann mit ihrer Lage und der von Weinreben geprägten Landschaft überzeugen.Die Hanglage, die für die Gemeinde typisch ist, brachte bei der Planung dieser Liegenschaft grosse Herausforderungen. Sie brachte aber auch neue Möglichkeiten mit sich, zumal bzw. gerade weil auf dem fraglichen Grundstück bereits ein Anwesen aus den 40er-Jahren stand, in dem Familienangehörige der Bauherrschaft leben. Rein bodenrechtlich gesehen sollte das Grundstück geteilt werden. Aus architektonischer Sicht gestaltete sich die Lösung jedoch um einiges schwieriger, da die physische Nähe zum bestehenden Haus nicht ignoriert werden konnte. Ziel war es somit, keinen visuellen Konflikt mit dem bestehenden Haus entstehen zu lassen und den Neubau so zu planen, dass er optisch nicht als Widerspruch mit eben diesem empfunden wurde. Hierzu machte sich der mit der Bauherrschaft befreundete Architekt Andrea Pelati von Neuchâtel die topografischen Eigenheiten der Hanglage zunutze. «Wir haben uns entschlossen, das neue Haus im Hang zu verstecken. Diese Lösung erlaubte es, das Dach des Neubaus als Garten für das bestehende Haus zu nutzen», erklärt Andrea Pelati. Als Ergebnis ist der Neubau von der Strasse her kaum zu sehen, da er nicht aus dem Erdreich herausragt. Auch von vorne betrachtet scheint das Flachdachgebäude durch die Spiegelung der Landschaft in der Fensterfront mit seiner Umgebung zu verschmelzen.

«Wir mussten eine Lösung finden, die das Zusammenleben des alten und des neuen Hauses ermöglicht.»Antonio Conroy

Die Höhle als Idee

Betreten wird das neue Einfamilienhaus durch eine in das Dach eingelassene Treppe, die sich den Weg vom Eingangsbereich weiter über die Halbgeschosse der Liegenschaft bahnt. Das Wohnzimmer im mittleren Geschoss mit Essbereich und offener Küche bildet den zentralen Lebensraum dieses Hauses, bei dem auf eine grosszügige und einladende Wirkung geachtet wurde. Einen entscheidenden Aspekt stellt auch die wunderbare Aussicht auf den Neuenburgersee und die Rebberge von Cortaillod dar, die mit Panoramafenstern optimal in Szene gesetzt wird. Öffnet man die Fensterfronten, so gibt es keine Grenzen mehr zwischen innen und aussen. Während das Wohnzimmer durch seine Grosszügigkeit und Offenheit besticht, stand bei den Schlafzimmern der Schutz der Intimsphäre im Vordergrund. Sie befinden sich nach dem Eingang seitlich hinter einer Betonwand versteckt. Komplettiert wird das Haus durch ein Spiel- und ein Arbeitszimmer, die so angeordnet sind, dass sie der Raumgestaltung einen vielfältigen Charakter verleihen. Das Spielzimmer ist ein halbes Geschoss tiefer als das Wohnzimmer, an welches es über eine kurze Treppe angeschlossen ist. So kann sich das Kind zum Spielen zurückziehen, ohne dass es den Eltern genommen wäre, einen gewissen Kontakt vom Wohnzimmer aus aufrecht zu erhalten.

«Von der Idee einer Höhle inspiriert sind die Wände und Böden im Wohnzimmer und die Treppe mineralisch gehalten.»Andrea Pelati

Die Innenarchitektur entwickelte sich aus dem Gedanken, dass der Eingangsbereich an das Hinabsteigen in eine Höhle erinnert. Aus diesem Grund stellt bei den Innenwänden der Beton das prägende Element dar, das insbesondere im Eingangsbereich, in der Küche und im Wohnzimmer seine Wirkung entfaltet. Die Böden sind hier mit Zementstrich ebenfalls mineralisch gehalten. Im Wohnzimmer wird so durch den Grauton die puristische Seite betont, während in den Schlafräumen durch ein Holzparkett aus Nussbaum Behaglichkeit und Wärme geschaffen wird. Die Wände in den Zimmern sind mit einem weissen Putz versehen. So leitet die helle Farbe das durch die grossen Fenster einströmende Sonnenlicht bis zu den hinteren Winkeln. Trotzdem war diese Massnahme noch nicht ausreichend, damit überall genügend natürliches Licht einströmen konnte. Der Architekt hat deshalb zusätzlich Oberlichter eingeplant, die vor allem in der Küche, den begehbaren Kleiderschränken und dem Badezimmer das Ambiente von oben aufhellen.

Das grundsätzlich helle Erscheinungsbild der Liegenschaft wird durch schwarze Elemente ergänzt, die sich konsequent durch das ganze Haus ziehen. Sie haben die Aufgabe, Akzente zu setzen, aber auch von weniger wichtigen Einrichtungsgegenständen wie dem TV-Gerät abzulenken. Zahlreiche farbige Möbel und Dekorationsgegenstände kolorieren die Räume und lassen eine gewisse Fröhlichkeit entsteht. «Die sehr bunten Möbel waren eine interessante Wahl der Kunden. Sie bringen Leben in die neutrale Szenografie. Die Giraffe ist mein persönliches Highlight», gesteht Antonio Conroy humorvoll, der ebenfalls am Projekt beteiligt war.

Überzeugendes Ergebnis

Obwohl beim Bau die Funktionalität der Liegenschaft das wichtigste Leitmotiv war, interessierte sich die Bauherrschaft auch sehr dafür, ein möglichst energieeffizientes und ökologisches Haus zu errichten. Die Minergie-Standards erfüllt die Liegenschaft zwar nicht, doch durch die Erdwärmepumpe und die auf dem Dach der etwas versteckt liegenden Garage angebrachten Solar-Panels konnte auf eine nachhaltige Energiegewinnung Rücksicht genommen werden.

Die Bauherrschaft ist mit ihrem neuen Heim auf jeden Fall zufrieden, konnten ihre Wünsche nach maximaler Funktionalität doch vollumfänglich berücksichtig werden. In den gemütlichen, lichtdurchfluteten Räumen kann die Familie rund um die Uhr die fabelhafte Aussicht geniessen, die durch die gewählte Architektur perfekt in Szene gesetzt wird. Zu ihren Familienangehörigen haben sie es auch nicht weit, entstand doch durch das Dach ein ideales Verbindungsstück zwischen den beiden Haushalten und ein harmonischer Übergang zwischen der traditioneller und moderner Architektur.

TECHNISCHE ANGABEN

Mit der Umgebung verschmolzen
Situation
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Schnitt
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Südfassade
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Erdgeschoss
Mit der Umgebung verschmolzen
Untergeschoss

[ ARCHITEKTUR ]

andrea pelati architecte | Neuchâtel | ap-architecte.ch
Andrea Pelati | Mitarbeiter Antonio Conroy

[ KONSTRUKTION ]

Stahlbetonkonstruktion | Flachdach | Fassade: gestrichener Beton

[ Raumangebot ]

Bruttowohnfläche: 265 m² | Anzahl Zimmer: 5,5

[ Ausbau ]

Boden: Zementestrich, Platten, Parkett |Wandbeläge: Zementestrich, weisser Putz | Fenster: Dreifachverglasung, Minimal-Rahmen |

[ Technik ]

Erdwärmepumpe | Solar-Panels | Cheminée

Mit der Umgebung verschmolzen
Schwarze Elemente sind Teil des Konzepts und integrieren unschöne Gegenstände wie das TV-Gerät stilecht in die Architektur.
Mit der Umgebung verschmolzen
Gezielte Farbtupfer setzte die Bauherrschaft mit der Möblierung, so zum Beispiel durch bunte Stühle und Sessel. Oder durch die dekorative Giraffe, die dem Architekten Antonio Conroy besonders gefällt.
Mit der Umgebung verschmolzen
Das Spielzimmer steht halb offen zum Wohnzimmer, sodass sich der Sohn zurückziehen kann, aber die Kommunikation zwischen den Eltern und dem Kind erhalten bleibt.
Mit der Umgebung verschmolzen
Wie durch eine Höhle führt die Treppe vom Eingangsgeschoss zum Wohnzimmer mit offener Küche.
Mit der Umgebung verschmolzen
Vom Hauseingang her steigt man ein paar Stufen hinab zum Wohnzimmer.
Mit der Umgebung verschmolzen
Eine kurze Treppe führt vom Wohnzimmer zum halb offenen Spielzimmer und Arbeitszimmer.
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Der unterschiedliche Boden- und Wandbelag führt zu unterschiedlichen Räumen. Nach unten geht’s zum Wohnzimmer, links zu den Privaträumen.
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Dunkles Parkett und weisse Wände gestalten die Schlafzimmer hell und gemütlich. Von hier aus blicken die Bewohner auf den Neuenburgersee und auf die goldgefärbten Blätter der Reben.
Mit der Umgebung verschmolzen
Die Hanglage stellte Herausforderungen, bot aber auch eine grosse Chance, denn so stiehlt der Neubau dem bestehenden Haus keine Aussicht. Im Gegenteil, sein Dach bietet ihm eine Erweiterung der Terrasse.
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Auch vom überdachten Gartensitzplatz aus lässt sich mit Blick auf den See gemütlich verweilen.
Mit der Umgebung verschmolzen
Untergeschoss
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Erdgeschoss
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Südfassade
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Schnitt
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Situation
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