Vom Horizont geprägt
In der Villa Schatzlmayr verschmelzen die Grenzen zwischen Haus und Natur. Vom Wohnzimmer aus überblickt man Wiese und Blumen, am Horizont trifft der Himmel auf die Donau. Die Bauherren wünschten sich ein ebenerdiges Domizil, an das sie spezielle Anforderungen stellten.

Ei ne puristisch weisse Fassade, klare Linien und harmonische Abschrägungen zeichnen den kubischen Neubau in Hofkirchen im niederbayerischen Landkreis Passau direkt an der Donau aus. Mit der Villa Schatzlmayr haben sich die Bauherren – ein Ehepaar mittleren Alters – einen Lebenstraum erfüllt: eine Villa mit sieben Zimmern und drei Bädern ganz nach ihren Vorstellungen. Wohnen, Schlafen, Arbeiten und Entspannen finden im Neubau, der ein dreiteiliges Raumkonzept aufweist, gleichermassen Platz. «Eine gute Idee entwickelt sich immer aus den Wünschen der Bauherren und dem Eingehen auf den Bauort, sodass ein Einklang von Mensch, Natur und Architektur entsteht», sagt die Architektin Anna Philipp, die das Projekt realisiert hat. Entstanden ist eine Villa mit insgesamt 760 Quadratmetern Wohn-und Nutzfläche auf einem Grundstück von 10 242 Quadratmetern. Inspiriert ist das Einfamilienhaus von der Natur. Das Ziel war, die Jahreszeiten direkt ins Wohnzimmer zu holen. «Architektur nach diesem Prinzip ist einzigartig und nur auf diesem Grundstück verortet», so Anna Philipp. So schlicht die Fassade von aussen scheint, so komplex ist das Raumkonzept im Innern.

Zwei Materialien im Duett
Bei der Fassadengestaltung hat die Architektin auf viel Glas gesetzt und so einen Ausblick bis weit über die Landschaft ermöglicht. Die nicht unterbrochene, bodentiefe Verglasung unterstützt die Idee der uneingeschränkten Sicht nach aussen an der privilegierten Lage des Grundstücks. Zur Strasse sorgt die bewusst reduzierte Fassade für einen architektonischen Kontrast zur Glasfront und stellt somit die Privatsphäre sicher. Auf den ersten Blick ersichtlich ist das Pultdach, ein abgeschrägtes Dach, das einen der drei Gebäudeteile überdeckt und die Silhouette des Baus massgeblich prägt. «Das ist der Bauvorschrift geschuldet», erklärt die Architektin. «Durch die vorgelagerte Pergola konnte aber dem Wunsch der Bauherrschaft nach einer ästhetischen Anmutung eines Flachdaches entsprochen werden.» Die Dualität der Materialien beim Bau ist ein weiteres Merkmal, das die Architektur ausmacht. Das Untergeschoss ist in Massivbauweise erstellt, während das Erd-und Obergeschoss in Holzbauweise realisiert wurden. «Baukonstruktiv sind erdberührte Bauteile nicht in Holzbauweise umsetzbar», erklärt Anna Philipp. «Für die Holzbauweise sprachen das behagliche Ambiente, der Einsatz von ökologischen Materialien, die gute Wärmedämmung und letztlich auch die ökologisch besseren Rückbau und Entsorgungsaufwände am Ende der Nutzungsdauer.» Das Ehepaar stellte neben der Ästhetik auch Anforderungen an die Funktionalität der Räume.

Trilogie der Lebensbereiche

Der Grundriss der Villa Schatzlmayr lässt sich in drei Bereiche unterteilen. Wohnen, Schlafen und Arbeiten waren hier die Stichworte und waren der Grund für das dreiteilige Raumkonzept, das sowohl von aussen als auch von innen sicht-und erlebbar ist. Den Bauherren war wichtig, dass sich das tägliche Leben auf einer Etage abspielt. Das Untergeschoss gleicht das Höhenniveau zwischen Strasse und dem abfallenden Grundstück aus, sodass die Villa eingeschossig erscheint. Das Herzstück ist der loungeartig gestaltete Wohnbereich mit offener Küche sowie Essund Kaminzimmer in der Mitte der Wohnfläche. Angrenzend daran erstreckt sich auf der einen Seite der Privatbereich mit Masterschlafzimmer, Masterbad mit frei stehender Badewanne, Ankleide und Fitnessraum. Auf der anderen Seite liegt der Arbeits-und Kreativbereich. «Die Bauherrin ist Modedesignerin und arbeitet dort in ihrem Atelier mit freiem Blick auf die weitläufige Natur», erzählt Anna Philipp. Neben Wohn-und Esszimmer, Küche und TV-Zimmer befinden sich somit auch das Schlafzimmer mit Ankleide, Fitnessraum und Aussensauna, der Hauswirtschaftsund Vorratsraum, das Foyer und die Garderobe sowie das Atelier im Erdgeschoss. Exakt über dem Atelier liegt das Büro des Bauherrn, das durch das exzentrische Pultdach von aussen gekennzeichnet ist. Zudem können im Obergeschoss Gäste im eigens dafür gebauten Zimmer mit Bad logieren. Ergänzt werden die Räumlichkeiten mit einer Tiefgarage, Abstellräumen und der Haustechnik im Untergeschoss. Die Haupteingangstür mit Garderobe, der Zugang zur Tiefgarage und die unterschiedlichen Wohnzonen werden dabei durch schmale, feine Holzlamellen abgegrenzt.

Dezente Farben und mutige Akzente

Von der Küche und dem Esszimmer ist der windgeschützte Aussenbereich zugänglich. Hier schmilzt die Grenze zwischen innen und aussen – die Jahreszeiten gestalten das Ambiente im Neubau mit. Die dort beginnende Terrasse mit ihrer vorgehängten Pergolakonstruktion erstreckt sich über die gesamte Gebäudebreite von rund 46 Metern. Für Ruhe und Entspannung sorgt der Infinitypool, der sich teilweise in das Gebäude ausdehnt und gegen aussen mit dem Ufer der Donau verschmilzt. Während aussen puristisches Weiss dominiert, sind im Innern der Villa Schatzlmayr natürliche Farbtöne und hochwertige Materialien wie der sandfarbene Natursteinboden oder die Möblierung aus Nussbaumholz anzutreffen. Das cognacfarbene Chesterfield-Ledersofa gibt dem Raum Charakter und Wärme. Die Küche erstrahlt in schlichtem Weiss mit wenigen dunkelgrauen Details, wohingegen der Kronleuchter über dem Esstisch ein echter Blickfang ist und einen glamourösen Akzent im Raum setzt. Ei-nen mutigen Kontrast zu der ansonsten dezent gehaltenen Wohnzone setzen die Bauherrschaft im Obergeschoss mit einem abweichenden Farbkonzept: Ein warmes Orange lockert dort die Atmosphäre auf, während die in kraftvollem Pink gehaltene Gästetoilette mit Witz und Ironie überrascht. Die Villa Schatzlmayr ist eine massgeschneiderte Architektur, die ganz darauf ausgerichtet ist, der Natur eine grosse Bühne zu bieten. Die über die komplette Breite des Ensembles gesetzte Glasfront bricht den Wohnraum für Umgebung und Himmel auf und öffnet den Blick auf ein Licht-und Farbenspiel, von dem niemand je genug bekommt.


