«Im Holzhaus wohnt man behaglich»

Nachhaltigkeit ist auch in der Architektur ein grosses Thema. Bauherrschaften interessieren sich immer mehr für den Baustoff Holz. Was beim Bauen mit Holz beachtet werden soll, erklärt der Architekt Reto Ebneter von der Kobelt AG.

 

Reto Ebneter, welches Holz sollte zu welchen Zwecken eingesetzt werden?
Für Konstruktionsholz werden hauptsächlich Nadelhölzer eingesetzt. Einige davon wie Fichte, Weisstanne oder Lärche werden unter anderem für Fenster, Täfer sowie im Innenausbau und für Möbel verwendet. Im Innenausbau kommen zudem die härteren Laubhölzer wie Eiche, Buche, Esche, Ahorn und Nussbaum zum Zug. Grundsätzlich sind die verschiedenen Holzarten vielseitig einsetzbar und erlauben unterschiedliche Designs.

 

Holz zum Bauen vs. Holz zum Heizen: Was sind die Unterschiede?
Beim Holzbau werden nebst naturbelassenen Hölzern auch behandelte Hölzer und Holzwerkstoffe eingesetzt, die beispielsweise verleimt oder mit Bindemitteln gefestigt sind. Im Gegensatz dazu ist beim Heizen mit Holz zwingend, dass das Holz unbehandelt und optimal getrocknet ist.

 

Wie sieht es mit den einheimischen Holzreserven aus, hat es noch genug Holz in unseren Wäldern?
Der Wald ist einer der wichtigsten Rohstofflieferanten der Schweiz. Rund 30 Prozent unserer Bodenfläche sind Wälder. Somit ist in der Schweiz genügend Holz vorhanden. Trotzdem gilt es diesen Gebieten und dem Holzabbau Sorge zu tragen. Der Import von Holz hat aufgrund des günstigeren Preises beim Abbau und bei der Verarbeitung zugenommen. Die Schweizer Holzbauer legen aber nach wie vor sehr grossen Wert auf den Einsatz von einheimischen Hölzern.

 

Wie ist die Lage bezüglich Lieferengpässen?
Lieferengpässe sind bei vielen Baumaterialien die aktuelle Herausforderung. Holzbauer, die seit Jahren an seriösen Orten Rohstoffe beziehen, wurden über die letzten Monate immer beliefert. Mit kleinen Verzögerungen muss aber gerechnet werden.

 

Welche Vorteile hat das Bauen mit Holz?
Der grösste Vorteil ist die Nachhaltigkeit. Holz ist ein natürlicher, nachwachsender Baustoff, der ohne grosse Verarbeitung oder lange Transportwege eingesetzt werden kann. Die Herstellung von Holzprodukten braucht viel weniger Energie als die Produktion anderer am Bau gängiger Materialien, deshalb fällt der CO₂-Ausstoss geringer aus. Häufig werden im Holzhaus ökologische Dämmmaterialien verwendet, was die Umweltfreundlichkeit verstärkt. Wenn wir in die Zukunft schauen, fällt nach einem Abbruch oder Rückbau die Entsorgung ökologischer aus.

 

Wo liegen die Nachteile?
Für Fachpersonen sind derzeit die Material­beschaffung und die Preisentwicklung die grössten Herausforderungen. Konstruktive Nachteile sind längst passé – ich kann mich daran erinnern, wie es im Haus meiner Grosseltern ständig Durchzug hatte und gefühlt das ganze Haus zitterte, wenn jemand im obersten Stock herumlief. Die Holzbauweise hat sich inzwischen technisch weiterentwickelt und ist bezüglich Brandschutz einwandfrei. In einem Holzhaus wohnt man sehr behaglich.

 

Wie hat sich die Nachfrage nach der Holzbauweise für Einfamilienhäuser in den letzten Jahren entwickelt?
Wir stellen fest, dass Bauinteressenten immer mehr Wert auf Ökologie, Umweltfreundlichkeit und einheimische Baustoffe legen. Die Bauherrschaften sind bereit, für diese Aspekte und für gute Qualität mehr Geld auszugeben. Ausserdem wird der traditionelle Holzbau immer mehr in zeitgemässe Architektur übersetzt. Bei Kobelt sind zurzeit zehn Prozent der Häuser, die wir realisieren, aus Holz.
Es ist zwar ein beliebter Baustoff bei unserer Kundschaft, doch der etwas höhere Preis ist eine Hemmschwelle. Die Holzpreise sind weiter gestiegen, weshalb ein Holzhaus im Schnitt sechs bis zehn Prozent mehr kostet als ein Haus mit Mauerwerk.

Weshalb kostet ein Holzhaus mehr als ein Massivbau?
Ein Holzhaus ist mehrschichtiger aufgebaut, überdies ist die Planung aufwendiger. Weiter sind die ökologischen Wärmedämmungen, die oft eingesetzt werden, teurer als jene aus Poly­styrol – und einheimische Rohstoffe kosten leider immer noch etwas mehr.

 

Womit werden Holzbauten üblicherweise gedämmt?
Es gibt viele ökologische Dämmmaterialien wie Stein-, Holz-, Glas- und Schafwolle oder Zellulosefasern, die verwendet werden.
Diese Produkte werden in der nahen Umgebung abgebaut und verarbeitet, was im Gegensatz zu den weitverbreiteten Polystyrolwärmedämmplatten aus Erdöl, die ebenfalls im Holzbau eingesetzt werden können, viel nachhaltiger ist.
Wer bezüglich Ökologie noch einen Schritt weiter gehen möchte, kann zu Alternativen wie Kork, Hanffasern oder Stroh greifen.

 

Welche Holzbauweisen gibt es?
Blockbau, Fachwerkbau, Ständerbau, Rahmenbau und Modulbau.

 

Welche davon wird für Einfamilienhäuser meist verwendet?
Der Rahmenbau.
Dafür werden aus Konstruktionsholz stockwerkhohe Rahmen erstellt, welche die vertikalen Lasten übernehmen. Seitliche Verkleidungen oder Beplankungen steifen die Wände aus, die Zwischenräume sind jeweils mit Wärmedämmstoffen gefüllt. Die Holzelemente werden in der Werkhalle gefertigt und innert weniger Tage auf der Baustelle aufgerichtet.
Die rasche Bauweise kann die Bauzeit verkürzen. Falls es auf der Baustelle noch schneller gehen soll, werden Modulbauten eingesetzt.
Hierfür erstellt man raumartige Holzmodule im Werk samt Bodenbelägen und setzt diese vor Ort zusammen. Mit dem bereits fertigen Innenausbau wird die Bauzeit auf ein Minimum reduziert.

 

Reto Ebneter
Architekt bei der Kobelt AG.
kobeltag.ch

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