Harmonie in Holz

Traditionell, aber dennoch modern gibt sich dieses Einfamilienhaus im Bregenzerwald. Für die Konstruktion, die Fassade und die Einrichtung kam Holz zum Einsatz. Gekonnt verwendet, verströmt es die Wärme und Gemütlichkeit eines Landhauses sowie die schnörkellose Ruhe skandinavischer Interieurs.

Harmonie in Holz
Text Anna Ettlin | Fotos Albrecht Immanuel Schnabel
Traditionell, aber dennoch modern gibt sich dieses Einfamilienhaus im Bregenzerwald. Für die Konstruktion, die Fassade und die Einrichtung kam Holz zum Einsatz. Gekonnt verwendet, verströmt es die Wärme und Gemütlichkeit eines Landhauses sowie die schnörkellose Ruhe skandinavischer Interieurs.
Holzbau hat eine lange Tradition im Bregenzerwald. Wer der gebirgigen Region im österreichischen Vorarlberg einen Besuch abstattet, darf sich aber nicht nur auf historische Holzbauten freuen. Trotz – oder gerade wegen – strengen Bauvorschriften zu Dachneigung, Gebäudeform und Fassadenmaterialien bietet der Bregenzerwald auch eine hohe Dichte an moderner Holzbaukunst. Dazu darf sich auch dieses schlichte und stilvolle Einfamilienhaus in Au zählen. «Wir hatten bereits für Familienmitglieder der Bauherrin gebaut», sagt der Architekt Jürgen Haller. Dass sich das Paar ausgerechnet an ihn wandte, war also kein Zufall. «Die Projekte von Herrn Haller haben mir gut gefallen», erinnert sich die Bauherrin Christiane Übelher. Als sie und ihr Mann sich den Traum vom Eigenheim erfüllen wollten, hatten sie schnell eine lange Wunschliste beisammen. «Herr Haller empfahl uns, auch Dinge zu notieren, die wir in unserem Haus nicht möchten», sagt Christiane Übelher. «Das fand ich sehr hilfreich.» Kurz vor Weihnachten war der erste Entwurf bereit – und konnte schon bald mit wenigen Anpassungen in die Realität umgesetzt werden. Entstanden ist ein moderner Holzbau mit Satteldach und Holzfassade, der die Wünsche der Bauherrschaft erfüllt und die Budget-Einschränkungen respektiert. Da das Grundstück nahe am Berghang liegt und in den Wintermonaten schattig ist, galt es, das natürliche Tageslicht zu maximieren. «Das Haus ist grosszügig verglast, was für diese Region eher untypisch ist», sagt Jürgen Haller. Neben Glas bestimmt Holz die Materialisierung, sowohl im Innen- als auch im Aussenraum. «Die Aussenfassaden im Bregenzerwald müssen vorschriftsgemäss aus unbehandeltem Holz sein», erklärt der Architekt. «Da ist es naheliegend, die ganze Konstruktion in Holz auszuführen.» Die schnelle und unkomplizierte Bauzeit und die Nachhaltigkeit seien weitere Argumente für das Naturmaterial.

Holz durch und durch

Auch im Inneren des Hauses spielt Holz die Hauptrolle. Wände und Decken wurden mit Weisstanne aus der Region vertäfert. Das horizontal ausgerichtete Täfer sorgt mit seiner ruhigen Maserung für eine entspannte Atmosphäre. Das Parkett besteht aus Eiche, einem Hartholz. Auch die von Jürgen Haller und seinem Team entworfenen Möbel wurden in Eiche ausgeführt. «Wir wollten eine geradlinige Einrichtung aus einer Hand», sagt Christiane Übelher. Also liess die Bauherrschaft die Möbel vom Architekturbüro gestalten und von einem Schreiner anfertigen. Die schlichte Küche wurde vom selben Fachmann ausgeführt und in Weiss gehalten, um einen Gegenpunkt zum Holz zu schaffen. Das Highlight für Architekt und Bauherrschaft bildet die mit Holz ausgekleidete Sitznische mit Cheminée. «Die Ofenbank ist ein typisches Element im Bregenzerwald», sagt Jürgen Haller. «Hier haben wir sie modern interpretiert.» Von Anfang an ein Wunsch der Bauherrschaft, hat sich die Sitznische zu ihrem Lieblingsplatz entwickelt. Zugleich dient sie als Raumteiler im Erdgeschoss, denn dieses wollte die Bauherrschaft offen gestalten. Durch bodentiefe Fenster gelangt man im Nu nach draussen. Um ein Haar wäre das nicht möglich gewesen. «In der Nähe fliesst ein Bach den Hang hinunter», erklärt Christiane Übelher. «Wir haben von der Wildbach- und Lawinenverordnung eine Auflage bekommen, das ganze Haus angehoben zu bauen.» Auf den direkten Zugang zum Garten wollte die Bauherrschaft aber nicht verzichten. Jürgen Haller löste das Problem mit einer Einfriedungsmauer aus Sichtbeton, die sich auf der Hangseite um das Grundstück zieht. «Die Mauer ist nicht nur praktisch, sondern auch ein Blickfang», freut sich die Bauherrin.

Auch die Energieeffizienz und die Nachhaltigkeit lagen der Bauherrschaft am Herzen. Geheizt wird mit Erdwärme, Solarkollektoren auf dem Dach unterstützen die Warmwasseraufbereitung. Viele Installationsarbeiten hat der Bauherr, ein Installateur und Haustechnik-Fachmann, selbst erledigt. «Wir haben auch bei der Inneneinrichtung Hand angelegt», sagt die Bauherrin. Das sei für die Region nicht unüblich, erklärt Jürgen Haller: «Die Bauherren bringen viel Eigenleistung ein.» Mit dem Ergebnis der etwa eineinhalb Jahre langen Planungs- und Bauphase ist die Bauherrschaft sehr zufrieden. Christiane Übelher weiss die Wärme und den Duft des Holzes besonders zu schätzen. «Als unser Sohn zur Welt kam und ich mit ihm aus dem Krankenhaus nach Hause kam, fühlte ich mich sofort wohl, sobald ich die Weisstanne wieder gerochen habe», erinnert sie sich.

«Wir wollten eine geradlinige Einrichtung aus einer Hand.»Christiane Übelher, Bauherrin

TECHNISCHE ANGABEN

Harmonie in Holz
Querschnitt
Harmonie in Holz
Kellergeschoss
Harmonie in Holz
Obergeschoss
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Erdgeschoss

[ ARCHITEKTUR ]

Baumeister Jürgen Haller, Mellau (A) | juergenhaller.at

[ KONSTRUKTION ]

Holzbau | Satteldach | Fassade: vertikale Holzschalung mit unterschiedlichen Elementbreiten

[ Raumangebot ]

Wohnfläche: 150 m² | Anzahl Zimmer: 5,5

[ Ausbau ]

Boden: Eichenparkett, Platten | Wände: Holztäfer (Weisstanne), Platten | Holzfenster und -türen

[ Technik ]

Erdsonde | Sole-Wasser-Wärmepumpe| Cheminée | Fussbodenheizung | Lüftung mit Wärmerückgewinnung

Harmonie in Holz
Sitzplätze, hier auf der rechten Seite, schaffen eine Verbindung zum Aussenraum. In der Übergangszeit können sie mit Schiebeläden geschützt werden.
Harmonie in Holz
Ein grosses Fenster versorgt die Galerie im Obergeschoss mit Tageslicht. Hier liegen die vier Schlafzimmer und zwei Bäder des Hauses.
Harmonie in Holz
Die Wände sind in Weisstanne getäfert, der Boden ist Eiche. Mit der Zeit gleicht sich die Farbe der beiden Hölzer etwas an.
Harmonie in Holz
Die breite Fensterbank zieht sich weiter und dient als Sitzgelegenheit im Esszimmer.
Harmonie in Holz
Die Sitznische ist der Lieblingsort der Bewohner. Der Ofen kann dank seiner zentralen Lage auch zum Beheizen des Hauses dienen.
Harmonie in Holz
Das Holz an den Schlafzimmerwänden liess die Bauherrschaft unbehandelt, um ein gesundes Raumklima zu fördern.
Harmonie in Holz
Erdgeschoss
Harmonie in Holz
Obergeschoss
Harmonie in Holz
Kellergeschoss
Harmonie in Holz
Querschnitt
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