Vom Stahlblech zum Cheminée

Mit viel Handwerkskunst und Liebe zum Detail produziert die Baumann Cheminée-Öfen GmbH in der Berner Gemeinde Steffisburg exklusive Design-Öfen aus Stahl. Besondere Materialwahl und individuelle Herstellung machen jedes Stück zum Unikat.

Vom Stahlblech zum Cheminée
Die Tür zu den Produktionsräumen wurde im Betrieb selbst aus Zunderstahl hergestellt – eine Visitenkarte für das Handwerk dahinter.
Text Anna Ettlin | Fotos Holger Jacob
Mit viel Handwerkskunst und Liebe zum Detail produziert die Baumann Cheminée-Öfen GmbH in der Berner Gemeinde Steffisburg exklusive Design-Öfen aus Stahl. Besondere Materialwahl und individuelle Herstellung machen jedes Stück zum Unikat.

Eine natürliche schwarze Oberfläche ist das Erkennungsmerkmal von Zunderstahl. Wie die Haut auf der erhitzten Milch bildet sich die Zunderschicht beim Warmwalzen auf dem Blech. Ebenso wie die Milchhaut kann die Zunderschicht, wenn verletzt, nicht mehr repariert werden. Zwar ist die Oberfläche beständig gegen Alltagsbelastungen, aber beim Schleifen und Sägen verlangt sie von den Handwerkern eine besondere Sorgfalt. «Ein Mitarbeiter braucht etwa zwei Jahre, um die Verarbeitung zu lernen», sagt Christoph Bachmann, Geschäftsführer der Baumann Cheminée-Öfen GmbH. Das Unternehmen aus Steffisburg hat sich auf die Herstellung exklusiver Cheminée-Öfen spezialisiert. Die modernen Feuerstellen aus Zunderstahl zeichnen sich durch eine lebendige Oberfläche und exakte Kantenverarbeitung aus. Aber der kleine Betrieb hat noch mehr zu bieten.

Handwerk im Fokus

Gegründet 1979 von Daniel Baumann, führte das Unternehmen zunächst Schlosserarbeiten aus, bevor es sich dem Ofenbau widmete. Was mit klassischen «Iglu»-Stahlöfen begann, entwickelte sich zu einer umfassenden Produktpalette, von schlicht und modern bis ausgefallen und verspielt. Und wer seinen Traumofen in den Ausstellungsräumen der Baumann Cheminée-Öfen GmbH nicht findet, bekommt ihn vom erfahrenen Team nach Mass hergestellt – und kann den Handwerkern dabei sogar über die Schulter schauen. Mit nur elf Mitarbeitenden ist der Betrieb sehr persönlich. «Es ist uns wichtig, dass wir die Kunden kennenlernen und sie uns. Wir stellen das Handwerk und das Menschliche in den Vordergrund», sagt Christoph Bachmann. Der gelernte Polymechaniker übernahm die Firma vor rund einem Jahr und hat seither nicht nur die Produktion optimiert und die Ausstellung neu gestaltet, sondern auch die meisten Öfen selbst geliefert und montiert. Früher als Betriebsleiter in der Produktion von Bauteilen für Gasturbinen sowie Luft- und Raumfahrt tätig, entdeckte er bei Baumann eine andere Welt: «Es fasziniert mich, mit dem Kunden gemeinsam seinen Ofen zu kreieren», erklärt Bachmann.

«Wir stellen das Handwerk und das Menschliche in den Vordergrund.»Christoph Bachmann, Geschäftsführer

Profis am Werk

Der Weg zum eigenen Baumann-Cheminée beginnt in der Ausstellung in Steffisburg. Neben den selbst produzierten Öfen verkauft die Baumann Cheminée-Öfen GmbH Produkte anderer Hersteller und bietet auch Reparaturen und Renovationen an. «Unser Fokus liegt aber auf der Eigenproduktion», sagt Christoph Bachmann. Von den rund 150 Öfen, die das Unternehmen im Jahr verkauft, werden zwei Drittel selbst hergestellt. In der Ausstellung findet man aber nicht nur Feuerstellen: Stilvolle Regale, Tische und Sideboards aus eigener Produktion möblieren die Räume. Eine Tür, ebenfalls aus Zunderstahl gearbeitet, führt von der Ausstellung in die Produktionsräume. Dahinter werden die grossen und die kleinen Aufträge in Handarbeit ausgeführt – Fliessbandarbeit gibt es nicht. Damit sich der Kunde seinen zukünftigen Ofen genau vorstellen kann, wird zunächst eine dreidimensionale CAD-Zeichnung angefertigt – oder, bei besonders grossen und komplexen Projekten, gleich der ganze Ofen en miniature nachgebaut. Stehen die Details fest, geht es an die Herstellung, die etwa zwei bis vier Wochen in Anspruch nimmt. Die Brennzelle wird eingekauft. In Steffisburg bekommt sie den Stahlmantel verpasst, der aus dem rein funktionalen Bauteil ein Design-Objekt macht. Auf zwei Stockwerken werden die Stahlbleche sorgfältig zugeschnitten, gekantet, geschweisst und gerundet. Auch das Ofenglas und die Schamottsteine werden hier verarbeitet. «Die Prozesse sind je nach Cheminée unterschiedlich», erklärt Christoph Bachmann. «Jeder Produktionsmitarbeiter kann einen grossen Teil der anfallenden Arbeiten erledigen.» Zu den elf Mitarbeitern zählt auch ein Metallbau-Lehrling. «Es ist wichtig, dass wir unser Know-how weitergeben», sagt Christoph Bachmann. Wie dem Firmengründer Daniel Baumann liegt auch dem neuen Geschäftsführer das soziale Engagement am Herzen, weshalb der Betrieb am Programm für Arbeitsintegration des Spitals Thun beteiligt ist und zwei Teilzeit-Arbeitsplätze für Personen bietet, die den Weg zurück ins Arbeitsleben suchen.

Wer die Produktion durch die Stahltür wieder verlässt, hat eine neue Wertschätzung für den Zunderstahl und die sorgfältige Verarbeitung gewonnen, die dem Material zuteil wird. Im Gegensatz zu den üblichen pulverbeschichteten Stahloberflächen wirkt die Hülle der fertigen Cheminée-Öfen lebendig, und die durch den Schliff klare, helle Kante lässt sie noch effektvoller in Erscheinung treten.

«Es ist faszinierend, mit dem Kunden gemeinsam seinen ganz individuellen Ofen zu kreieren.»Christoph Bachmann, Geschäftsführer

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Roboter findet man in der Produktion keine: Handwerk steht im Fokus, nicht zuletzt weil das Unternehmen auch individuelle Feuerstellen herstellt.
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Christian Lörtscher führt Schleifarbeiten an einer Ofentür aus, bevor sie verglast und eingebaut werden kann.
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Der runde «Sito» ist eines der zahlreichen Modelle aus Eigenproduktion.Neben den Cheminée-Öfen selbst findet man in den Ausstellungsräumen auch Kaminbesteck und weiteres Zubehör.
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Geschäftsführer Christoph Bachmann zeigt die hellen geschliffenen Kanten, welche die Zunderstahl-Öfen von Baumann auszeichnen.
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Nicht nur grosse Bleche, auch kleinere Bauteile müssen sorgfältig verarbeitet werden. Die Materialien werden intern auf Qualität geprüft, bevor sie verbaut werden.
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Marcel Greub schneidet das Zunderstahl-Blech zu. Die Maschine macht gerade Schnitte, gebogene werden von Hand gemacht.
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Simon Schenk schweisst die Bauteile zusammen. Die Arbeiten an einem Cheminée-Ofen nehmen insgesamt zwischen zwei und vier Wochen in Anspruch.An einem Stück geliefert, wiegt ein fertiger Cheminée-Ofen aus Stahl bis zu 500 Kilogramm.
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Martin Schranz arbeitet an der Biegemaschine. Durch das Abkanten erhalten zugeschnittene Stahlbauteile präzise Winkel.
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Für zylindrische Öfen wie «Sito» wird das Blech gerundet. Simon Schenk braucht etwa 20 Minuten, um den Mantel für den Ofen im Hintergrund zu runden.
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Links: Michael Röthlisberger, Metallbauer im zweiten Lehrjahr, schneidet das feuerfeste Glas für die Ofentür zu.
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Ein kleines, geordnetes Lager im Untergeschoss beherbergt Kaminrohre und Anschlüsse sowie anderes Verbrauchsmaterial.
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Simon Schenk schneidet Schamottsteine zu, mit denen der Feuerraum ausgekleidet wird.
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