«Unser Ziel ist die Rückkehr zur Gemütlichkeit»
Das Wohn- und Esszimmer ist private Oase und Ort der Geselligkeit gleichzeitig. Umso wichtiger ist es, dass der Raum ästhetisch, funktional und persönlich eingerichtet ist. Carina Kümmeke ist Architektin und CEO der Upscale Interiors AG und gibt uns neben Tipps und Tricks auch Einblicke in neue Trends.

Carina Kümmeke, wie beeinflusst die Architektur eines Hauses die Gestaltung von Wohn- und Esszimmer?
Ich denke, man kann die Architektur eines Hauses respektieren und ihm dennoch mit den richtigen Details wie Stuck an den Decken oder anderen Elementen ein völlig neues Erscheinungsbild verleihen.
Welche Materialien und Farben sind aktuell besonders gefragt, wenn es um die Gestaltung eines Wohn- und Esszimmers geht?
Der Trend geht immer noch zu natürlichen Materialien wie Holz, Natursteine wie Travertin oder Taj Mahal. Erdtöne wie Salbei oder Terrakotta, aber auch leichte Gelbtöne liegen im Trend und bringen eine wohnliche Atmosphäre in ein Wohnzimmer.
Wie schaffen Sie es, Funktionalität und Ästhetik miteinander zu verbinden, ohne dass die Atmosphäre des Raumes leidet?
Wir sehen Funktionalität als festen Bestandteil unseres Designs. Das bedeutet: Schon bei der Planung achten wir darauf, dass Materialien, Proportionen und Licht nicht nur schön wirken, sondern auch praktisch sind. Wenn der Kunde zum Beispiel Haustiere hat, muss besonders darauf geachtet werden, dass die Materialien nicht zu sensibel ausgewählt werden. Leder ist zum Beispiel sehr robust und pflegeleicht, auch strukturierte Stoffe oder Teppiche sind langlebiger.
Gibt es spezifische Herausforderungen bei der Umgestaltung von Bestandsbauten?
Zu Beginn ist es wichtig, alle Wünsche zu formulieren und sich nicht zu sehr von den Gegebenheiten limitieren zu lassen. Es ist gut, wenn man das technische Know-how mitbringt, was architektonisch umsetzbar und lösungsorientiert an die Umgestaltung herangeht.
Gibt es bestimmte Designtrends, die Sie momentan für Wohn- und Esszimmer empfehlen?
Eine Wandverkleidung aus Holz verleiht einem Raum nicht nur Wärme, sondern setzt zugleich ein ausdrucksstarkes und gestalterisches Statement. Unser Ziel ist die Rückkehr zur Gemütlichkeit, gerade in Zeiten von Hektik und Unbeständigkeit wächst die Sehnsucht nach einem behaglichen Zuhause.
Welche Trends sehen Sie als vorübergehend an?
Einige Trends wirken nur kurz spannend, etwa auffällige Farben, bunte Tapeten, Instagram-Looks oder Möbel aus minderwertigen Materialien. Zeitlos bleiben dagegen natürliche Materialien, klare Linien und ein Design, das wirklich zur Persönlichkeit der Bewohner passt. Genau darauf legen wir in unseren Projekten Wert.

Wie wählen Sie die richtigen Möbelstücke aus, um eine harmonische Atmosphäre zu schaffen?
Es sollte vorab entschieden werden, welche Atmosphäre man im Raum schaffen möchte und dieser Linie sollte man sich dann treu bleiben. Eine harmonische Atmosphäre entsteht dann, wenn die ausgewählten Stücke farblich aufeinander abgestimmt sind. Unterschiedliche Stilrichtungen lassen sich dabei durchaus kombinieren. Entscheidend ist eine einheitliche Farbwelt. Ebenso wichtig ist die Wahl eines durchgängigen Finishs: Werden Stühle oder Sessel aus Holz gewählt, wirkt es ruhiger, wenn alle in derselben Holzart gehalten sind. Gleiches gilt für Metalloberflächen. Einheitlich in Chrom oder Bronze entfalten sie ihre volle Wirkung.
Was sind Ihre bevorzugten Möbelstile für Wohn- und Esszimmer? Wie integrieren Sie unterschiedliche Stile, um einen stimmigen Raum zu kreieren?
Wir lieben es, verschiedene Stile miteinander zu verbinden. Die Kombination aus modernen Möbeln oder Designklassikern und sorgfältig ausgewählten Vintage-Stücken verleiht jedem Raum eine ganz persönliche Note. Besonders freut es uns bei Upscale, wenn wir Möbel mit emotionalem Wert unserer Kunden in ein neues, stimmiges Konzept integrieren dürfen.

Könnten Sie uns einige Tipps geben, wie man die Balance zwischen komfortabler Einrichtung und ästhetischen Ansprüchen hält?
Komfort und Ästhetik kann man gleichzeitig haben. Ich würde vorschlagen, zuerst die Bedürfnisse im Alltag zu definieren: Wo will ich mich entspannen, wo arbeitet man, wo verbringt man Zeit mit Familie oder Gästen? Auf dieser Basis wähle ich Möbel, die ergonomisch und bequem sind, aber gleichzeitig eine klare Formsprache haben. Materialien spielen auch eine grosse Rolle – Naturstoffe wie Holz, Wolle oder Leinen sind nicht nur angenehm, sondern auch optisch sehr ansprechend. Und schliesslich gilt: Weniger, aber bewusst ausgewählte Stücke schaffen mehr Harmonie als zu viele Kompromisse.
Wie gehen Sie bei der Raumaufteilung in grossen und offenen Wohn- und Esszimmern vor?
Wir lieben es, in grossen Räumen verschiedene Zonen zu schaffen. Wir bezeichnen diese Zonen als «Inseln». Durch Teppiche und geschwungene Möbelstücke schaffen wir verschiedene Bereiche, die den Raum unterteilen.
Welche Bedeutung haben Teppiche, Vorhänge und Wandgestaltung Ihrer Meinung nach für das Gesamtbild eines Raumes?
Um ein geschmackvolles Gesamtkonzept zu erreichen, sind Vorhänge, Teppich und Kunst an den Wänden unverzichtbar. Wichtig ist hierbei, dass die Vorhänge etwas aufliegen. Wir lassen die Vorhänge mindestens 4 cm aufliegen. Der Raum wirkt dadurch höher. Teppiche sollten nicht zu klein gewählt werden. Unter einem Esstisch sollte der Teppich mindestens 80 cm vom Tisch rechts und links gemessen werden, damit man die Stühle zurücksetzen kann, ohne dass diese halb auf dem Teppich und halb auf dem Boden platziert sind. Abgesehen von der Ästhetik haben diese Elemente auch akustische Vorteile: Teppiche dämpfen den Schall, Vorhänge verringern den Nachhall, und Wandverkleidungen verbessern die allgemeine Geräuschkontrolle.
Was sind Ihrer Meinung nach die grössten Fehler, die Menschen bei der Gestaltung ihres Wohn- und Esszimmers machen, und wie kann man diese vermeiden?
Am Anfang steht das genaue Ausmessen des Raumes, um die richtigen Proportionen für die Möbel zu bestimmen. Ein Sofa oder Esstisch sollte weder zu klein noch zu gross wirken, sondern sich harmonisch einfügen. Hilfreich ist es, den Grundriss mit Klebeband oder einem Massstab am Boden nachzulegen, so erkennt man sofort, ob das gewünschte Möbelstück ausreichend Platz hat. Auch beim Teppich gilt eine einfache Regel: Er sollte stets breiter sein als das Sofa, da dies durch die Zonierung mehr Ruhe in den Raum bringt. Und wer Stühle mit Armlehnen bevorzugt, sollte vorab prüfen, ob diese bequem unter den Esstisch geschoben werden können. Bei der Auswahl von Leuchten prüfen Sie, ob alle die gleiche Lichtfarbe haben. Es ist viel schöner, wenn alle Leuchtmittel die gleiche Farbe haben, zum Beispiel 2700 Kelvin oder 3000 Kelvin.





