Wie nachhaltig ist die Massivbauweise?

Wer nachhaltig bauen möchte, greift meist auf Holz zurück. Beton und Mauerwerk haben jedoch auch ihre Vorzüge. Diese zeigt Experte Martin Graf auf.

Wie nachhaltig ist die Massivbauweise?

Was ist unter Massivbauweise zu verstehen?

Im Wesentlichen versteht man unter Massivbau ein Gebäude, das aus Beton oder Mauerwerk erstellt wurde. Teilweise kommt mittlerweile aber auch Holz im Massivbau zum Einsatz, das mit Beton und Ziegel kombiniert wird. Viele Unternehmen des Bauhauptgewerbes haben deshalb eigene Holzabteilungen geschaffen.

Welche Baustoffe werden für Einfamilienhäuser in Massivbauweise in der Schweiz vorwiegend verwendet?

In der Schweiz werden über 85 Prozent der Einfamilienhäuser in Massivbauweise erstellt. Dieser Wert ist seit Jahren konstant und scheint weiter anzuhalten.

Inwiefern sind diese Baustoffe oder die Bauweise nachhaltig?

Der Massivbau besticht in erster Linie insbe­sondere durch seine Langlebigkeit. Bereits die alten Römer setzten auf Beton und errichteten beispielsweise damit das Pantheon oder das Kolosseum, Gebäude, die noch 2000 Jahre später eindrücklich ihre Langlebigkeit zeigen. Aber auch technologisch hat sich viel getan. So gibt es heute CO₂­bindenden Beton, und die Wiederverwertungsquote bei Bauabfällen beträgt bereits 75 Prozent.

Welche Baustoffe bieten sich generell für eine nachhaltige Bauweise an, und wie nachhaltig sind sie jeweils?

Eine generelle Aussage zu machen, ist schwierig. Die unterschiedlichen Baumate­rialien haben alle ihre Vor­ und Nachteile. Für den Bauherr gilt es herauszufinden, wel­che Bauweise am meisten seinen Bedürfnis­sen entspricht. Das kann durchaus eine Kombination verschiedener Materialien sein.

Recyclingbeton ist zunehmend ein Thema. Wann ist eine Verwendung sinnvoll?

Wer auf eine nachhaltige Bauweise setzt, kann Recyclingbeton fast überall verwenden. Das zeigt sich am besten anhand eines Bei­spiels: der Erweiterung des Kunsthauses Zürich. Für den Erweiterungsbau wurden über 90 Prozent Recyclingbeton sowie treib­hausgasreduzierter Zement gebraucht.

Warum ist die Bauweise mit Lehm und Kork in der Schweiz nicht verbreitet?

Die Schweiz wird zunehmend verdichtet. Ge­bäude werden zukünftig höher und stellen somit grössere Anforderungen an die Tragfes­tigkeit und die Statik. Hier müssen sich die Materialien Lehm und Kork zuerst beweisen.

Welche Faktoren beeinflussen eine nachhaltige Bauweise?

Wir stellen fest, dass der Trend zu einer nach­haltigen Bauweise in der Schweiz begonnen hat. Der Preisvergleich erfolgt in der Regel zu einseitig, sodass die Preise für nachhaltige Baustoffe zu hoch erscheinen. Bei genauerer Betrachtung beispielsweise bezüglich Le­bensdauer oder späterer Veränderungen prä­sentiert sich der Wert der Investition bereits ganz anders.

Wie wirkt sich eine nachhaltige Bauweise konkret auf die Kosten aus?

Derzeit sind im Massivbau die nachhaltigen Baustoffe noch leicht teurer. Das ist vor allem dadurch bedingt, weil die Wiederaufberei­tung von Materialien aufwendig ist. Innova­tion schreitet jedoch auch hier voran, sodass die Preise in Zukunft weiter fallen dürften. Hier ist sicher ebenfalls die Politik gefordert, damit sie Anreize schafft und unnötige Regu­lierungen abbaut. Ein Beispiel sind die Vorga­ben für Wiederaufbereitungsanlagen, die be­züglich Lärmschutz, Einsatzorte oder Zufüh­rung von Abbruchmaterial regulatorisch nicht weiter verteuert werden sollten.

Wie lässt sich überprüfen, wie viel Energie die Herstellung und der Transport (graue Energie) gebraucht haben?

Entsprechende Angaben können von An­bietern bereits in der Ausschreibungs­-und Offertphase einverlangt werden.

In dieser Ausgabe zeigen wir ein Haus, das Holz-und Massivbauweise kombiniert. Dabei sieht man dem Haus nicht an, dass überhaupt Holz verwendet wurde. Wann ist eine solche Kombination zu empfehlen?

Die Kombination verschiedener Baumateria­lien wird wohl in Zukunft öfter zu sehen sein. Dabei geht es vor allem darum, die best­mögliche Kombination der verschiedenen positiven Eigenschaften der Materialien wie Langlebigkeit, Statik, Dämmwerte und Energieeffizienz auf das individuelle Bedürf­nis der Bauherrschaft abzustimmen.

Eines der Projekte in diesem Heft ist aus Sichtbeton mit begrünten Dächern. Macht eine Dachbegrünung den Bau ökologischer?

Die Begrünung von Betonwänden und Dächern wird im städtischen Raum zuneh­men und von den Bauherren tendenziell stär­ker nachgefragt werden. Motivation können ästhetische Gründe sein oder das Ziel, so CO₂ zu binden. Der Gebäudepark in der Schweiz ist überaltert, und die Energieeffizienz weist ein grosses Potenzial auf. Das bei einer Sanie­rungsquote unter 1 Prozent. Es muss gelingen, dass ein Ruck durch die Schweiz geht und eine Offensive für die Modernisierung um­gesetzt werden kann. Begrünungen können ein Weg sein, um Verdichtung und Lebens­qualität besser zu vereinbaren.

Gibt es für Bauherrschaften eine Möglichkeit, um den ökologischen Fussabdruck durch die Errichtung eines Einfamilienhauses in Massivbauweise oder grundsätzlich zu kompensieren?

Heute besteht in vielen Bereichen die Mög­lichkeit, die CO₂­Belastung finanziell zu kompensieren. Wer jedoch bewusst nach­haltig bauen möchte, kann auch eine Zerti­fizierung seines Gebäudes in Betracht ziehen. Hier bietet die Schweiz mit Minergie, dem Gebäudeausweis der Kantone oder dem Standard für nachhaltiges Bauen Schweiz diverse Möglichkeiten.

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