Ein Fall für Innenarchitektur
Kinderzimmer zu gestalten, ist eine anspruchsvolle Aufgabe, ändern sich die Anforderungen und Bedürfnisse doch schnell. Die Herausforderung ist besonders gross, wenn wenig Platz zur Verfügung steht. Dieses Kinderzimmer in Zürich zeigt, wie Wohnen mit Kindern auch auf kleinem Raum funktioniert.

Das Projekt
Kompakte zehn Quadratmeter misst das Kinderzimmer in dieser Altbauwohnung in Zürich. Innenarchitektin Katja Schlosser hat nicht irgendein Zimmer gestaltet, sondern das ihres zweijährigen Sohnes. Damit war sie Auftragnehmerin und Auftraggeberin zugleich. «Diese Ausgangslage erleichterte die Aufgabe insofern, als dass das Endergebnis nur mir und meiner Familie gefallen musste. In erster Linie galt es jedoch, die Bedürfnisse unseres Kindes richtig einzuschätzen.» Was schön aussehe, sei nämlich nicht immer funktional im Alltag, weder für das Kind noch für die Eltern.
Das Konzept
Bei der Gestaltung eines Kinderzimmers geht Katja Schlosser Schritt für Schritt vor. Zunächst wird der Raum begutachtet, es wird geklärt, welche Funktionen das Zimmer erfüllen muss und in welcher Wachstumsphase sich das Kind befindet. Gibt es Möbel oder Accessoires, die noch gebraucht werden können oder die definitiv keinen Platz mehr haben? Auf die Dinge, die behalten werden sollen, baut sie dann das Konzept auf und stimmt die neue Möblierung sowie Farben und Materialien darauf ab. Aus den Gegebenheiten, dazu zählt auch das Budget, versucht dann die Inneneinrichterin, das Beste herauszuholen. Mit Moodboards und Visualisierungen hilft sie den Kunden bei der Entscheidungsfindung. Beim eigenen Projekt war die Umgestaltung ein laufender Prozess. Ursprünglich teilten sich das Babyzimmer und das Büro den Raum. Das sollte sich bald ändern. Die Einteilung in zwei Bereiche wurde aber beibehalten: ein Spiel- und ein Schlafbereich. Als Raumtrenner fungiert das auf beiden Seiten offene Regal. Wo vorher der Bürotisch war, liegt nun eine 140 Zentimeter grosse Matratze auf einem Lattenrost am Boden, um die Verletzungsgefahr zu verringern. «Obwohl viele erst für das Jugendzimmer ein grosses Bett wählen, haben wir uns jetzt schon dafür entschieden, wenn auch der Raum sehr klein ist. Im Alltag ist es so viel praktischer. Tagsüber kann es als Spielfläche genutzt werden. Abends können wir Eltern uns dazulegen, um beim Einschlafen zu helfen», erklärt Katja Schlosser.
Die Farben und Materialien
Die Möblierung folgt dem Motto «Mix and Match» – Fundstücke aus dem Brockenhaus werden mit preiswerten Möbeln und Designaccessoires kombiniert. Das passt nicht nur zum Altbaucharme, sondern entspricht auch dem persönlichen Geschmack und den Werten der Interior-Designerin und Mutter: «Was man noch brauchen kann, soll man behalten.» Bei den Farben versuchte Katja Schlosser, zurückhaltend zu sein, da die Spielsachen ohnehin schon sehr bunt sind. Sie wählte ein dezentes Blau und kombinierte es mit Senfgelbtönen als Kontrast. Vieles hat sie selbst genäht. Durch den Baldachin und die Boxen ergab sich das Thema «Zirkus» ganz beiläufig.
Darüber Hinaus
Beim Wohnen mit Kindern gilt es, nicht nur das Kinderzimmer zu berücksichtigen. Man muss weiterdenken und Lösungen finden, damit sich das Kind auch in den anderen Räumen zurechtfindet und sich zu Hause fühlt. Beispielsweise braucht es eine eigene Garderobe, damit es sich selbstständig die Schuhe und die Jacke an- und ausziehen kann. Kindgerechte Möbel förderten die Autonomie des Kindes, und es fühle sich dadurch auch ernst genommen, erklärt die Expertin. Im Wohnzimmer hat Katja Schlosser Stauraumlösungen in Form von Körben gewählt. «Körbe sind einerseits toll, um Ordnung zu halten, andererseits sind sie keine grosse Investition, wenn man die Stilrichtung ändern will.»
«Ich bevorzuge keine Stilrichtung oder Designer, sondern versuche, aus den Gegebenheiten die optimale Lösung zu finden.»Katja Schlosser
Die Innenarchitektin
Nach ihrer Ausbildung zur Grafikerin hat Katja Schlosser an der ZHDK Design studiert und mit dem Master als Kuratorin abgeschlossen. Dieser Werdegang führte sie für einige Jahre in die Werbebranche, in der sie als Grafikerin und Art Director gearbeitet hat. Anschliessend zog es sie zurück in die Welt des Designs. Nach ihrer Weiterbildung zur Inneneinrichterin gründete sie Anfang dieses Jahres ihre eigene Firma. Mit Atelier Schlosser hat sie bereits diverse Einrichtungskonzepte im Privatbereich umgesetzt, vom Kinderzimmer bis zur gesamten Wohnung. Zudem bietet sie auch Einkaufsberatung an. «Als Inneneinrichterin kommt man in eine Familien- oder Partnerstruktur hinein. Es braucht viel Fingerspitzengefühl, um Lösungen zu finden, die den unterschiedlichen Bedürfnissen und Geschmäcken gerecht werden. Genau das macht meine Arbeit interessant und spornt mich jedes Mal wieder aufs Neue an, individuelle Lösungen zu finden, die alle im Haushalt begeistern», sagt Katja Schlosser. Auch privat ist die Interior-Designerin kreativ. Wenn sie nichts Passendes für sich findet, näht oder baut sie selbst. So hat sie das «Holzschaukelmotorrad» für ihren Sohn selbst entworfen und gefertigt.










