Der Kuppler zwischen Einrichtung und Architektur

Der Bodenbelag im Garten schafft eine Verbindung zwischen innen und aussen, er verkuppelt die Architektur mit dem Interieur. Welche Faktoren das harmonische Wechselspiel beeinflussen, erklärt Experte Antonio Carpenito im Interview.

Der Kuppler zwischen Einrichtung und Architektur
Platten in Holzoptik vereinen die natürliche Ästhetik von Holz mit der zuverlässigen Widerstandskraft von Feinsteinzeug.
Interview Donika Gjeloshi | Foto Maxxpark AG
Der Bodenbelag im Garten schafft eine Verbindung zwischen innen und aussen, er verkuppelt die Architektur mit dem Interieur. Welche Faktoren das harmonische Wechselspiel beeinflussen, erklärt Experte Antonio Carpenito im Interview.
Antonio Carpenito, welche Materialien sind für Bodenbeläge im Aussenbereich besonders gut geeignet?Steinprodukte, Granite und Beton sind die gängigen Werkstoffe, die im Aussenbereich zum Einsatz kommen. Sie sind langlebig, haben aber auch eine natürliche Patina. In den letzten sieben Jahren kam das Feinsteinzeug immer mehr auf. Das Material ist eine kompakte Keramikmischung. Es bringt viele Vorteile mit sich: Da es bereits ab einer Stärke von zwei Zentimetern verlegt werden kann, ist es leichter als beispielsweise Granitstein, der eine Stärke von mindestens drei Zentimetern aufweist. Das Gewicht der Platten beeinflusst die Transportkosten und die Verlegearbeit. Durch seine Beschaffenheit lässt sich Feinsteinzeug einfach zuschneiden, wodurch flexible Lösungen möglich sind. Aufgrund der niedrigen Porosität nimmt das Material kaum Wasser auf, weshalb es frostbeständig ist. Ausserdem bietet Feinsteinzeug unzählige Möglichkeiten in seiner optischen Erscheinung – von Marmor über Holz bis zu Textil sind verschiedenste Dekore und Farben realisierbar.

Was liegt derzeit im Trend?

Da Feinsteinzeug gestalterisch so vielfältig ist, ist es momentan sehr beliebt. Damit können beispielsweise Farbe oder Struktur den optischen Eigenschaften der Fassade nachempfunden oder Bezug auf Materialien im Hausinneren genommen werden. Feinsteinzeug gibt es zudem in grösseren Formaten als Naturstein. Beispielsweise gibt es Platten, die bis zu 120 × 120 Zentimeter oder gar 120 × 240 Zentimeter gross sind. Grossformatige Platten haben weniger Fugen, sind aber schwieriger zu verlegen und weniger flexibel einsetzbar.

«Feinsteinzeug bietet
viele Gestaltungsmöglichkeiten im Aussenbereich.»
Antonio Carpenito

Gibt es neue Materialien, die wir in Zukunft antreffen werden?

Dazu haben wir noch keine Informationen. Meine Einschätzung ist, dass die Feinsteinzeugmischungen verfeinert werden, damit die Platten leichter und noch robuster werden. Das würde die Transportkosten verringern und die Arbeitsabläufe effizienter gestalten, da so auch das Verlegen vereinfacht würde. Das spart Zeit und Geld.

Was müssen Kunden wissen, die sich für drinnen und draussen den gleichen Bodenbelag wünschen?

Der gleiche Boden drinnen und draussen lässt Räume grösser wirken. Der Bodenbelag für den Aussenbereich muss aber rutschfest sein. Aus diesem Grund ist die Oberfläche im Vergleich zu Indoorböden leicht aufgeraut, weshalb das gleiche Material optisch unterschiedlich wirken kann. Wir achten bei der Beratung darauf, Platten zu kombinieren, die trotz leichter Abweichungen sehr gut harmonieren. Bei einem überdachten Balkon beispielsweise könnte man den Boden vom Innenbereich gut nach aussen ziehen, wenn dieser die erforderliche Rutschfestigkeit aufweist.

Welche Kombinationen für drinnen und draussen schaffen interessante Kontraste?

Eine beliebte Kombination ist Holz oder Holzoptik für den Innenbereich und Beton oder Betonoptik im Aussenbereich. Braun- und Grautöne harmonieren sehr gut miteinander und sind derzeit sehr beliebt. Kontrastreicher, aber dennoch stimmig wirkt beispielsweise die Kombination von dunklem Anthrazit und Weiss. Ebenso ein Trend, den ich beobachte, ist Stein mit Marmoroptik in Brauntönen, kombiniert mit hellem Beige oder Grauweiss. Ich habe auch festgestellt, dass Kunden, die helle Bodenbeläge hatten, dunkle bevorzugen und Kunden, die mit dunklen Böden ihre Erfahrungen machten, Lust auf helle Böden haben. Im Aussenbereich hat die Farbe einen Einfluss auf die Lichtreflexion und die Wärmespeicherung.

Auf welchem Boden kann man denn im Sommer unbeschwert barfuss gehen?

Am angenehmsten sind Kalksteine, beispielsweise Travertin. Seine Offenporigkeit hat zwar hinsichtlich Saugkraft Nachteile. Der grosse Vorteil aber ist, dass die Wärme, wie bei Holz auch, nicht zu stark gespeichert wird. Beton oder Granit wird im Sommer eher heiss, weil die Masse sehr dicht ist, sodass noch abends die gespeicherte Wärme zurückgestrahlt wird. Feinsteinzeug weist eine mittelmässige Wärmespeicherung auf.

Inwiefern beeinflusst der Outdoor-Bodenbelag die übrige Ausstattung?

Immer mehr. Viele bauen von innen nach aussen. Der Outdoor-Boden wird entweder dem Hausinneren angepasst, oder man schaut, welche Materialien zur Fassade und zum Architekturstil passen. Ich schaue mir das Objekt jeweils immer als Gesamtkonzept an und stimme den Bodenbelag darauf ab. Wir geben den Bauherren jeweils Probeexemplare mit, damit sie diese auslegen und vergleichen können. Denn vor Ort erkennt man besser, was passt und was nicht und wie die Platten im Sonnenlicht wirken. Gern gebe ich auch mal ein Probeexemplar mit, das ich persönlich empfehlen würde. Nicht selten kommt es vor, dass sich Bauherren dann für diese unerwartete Alternative entscheiden.

Worauf sollte man bei der Auswahl des Bodens für den Aussenbereich achten?

Die Rutschfestigkeit muss gegeben sein, das ist insbesondere in der Zwischensaison oder bei Regen relevant. Dann hängt die Wahl auch von der Nutzung und der Umgebung ab. Ist beispielsweise eine Grillstelle geplant? Wie viel Fläche muss verlegt werden, und welche Verlegeart ist gewünscht und realisierbar? Gibt es beispielsweise Ablaufrinnen von Wasserelementen, die berücksichtigt werden sollten und optisch integriert werden können? Wie stark ist der Boden der Sonne ausgesetzt? Wie viel Pflegeaufwand ist man bereit, auf sich zu nehmen? Wenn man diese ersten Fragen geklärt hat, kann man stärker ins Detail gehen.

«Gute Qualität lässt sich definitiv nicht am Preis erkennen.»Antonio Carpenito


Woran erkennt man gute Qualität?
Nicht am Preis! Die beste Referenz ist der Erfahrungswert Ihres Beraters oder Gartenbauers. Wenn wir neue Produkte in unser Sortiment aufnehmen, testen wir sie bereits, indem wir sie beispielsweise im Showroom verlegen. So sehen wir, ob die Verarbeitung gut ist: Akkurate Schnitte und Winkel bedeuten für uns, dass die Platten einfach zu verlegen sind. Es kommt auch vor, dass wir mal mit dem Hammer prüfen, wie robust die Steine sind. Wenn wir einmal Produkte haben, die nicht so gut abschneiden, ist das auch hilfreich, denn so können wir unseren Kunden die Unterschiede aufzeigen.

Wie pflegt man Outdoor-Bodenbeläge?

Für jedes Material gibt es spezifische Pflegemittel, die beispielsweise bei grünem Moos oder Flecken zum Einsatz kommen können. Ich persönlich empfehle, zuerst nur mit Wasser oder Wasserdampf zu reinigen, bevor man zu chemischen Mitteln greift. Schliesslich gehört die Patina zum Charakter von Naturprodukten.

Wie lange halten Bodenbeläge im Aussenbereich?

Holz hat aufgrund der Witterung die kürzeste Lebensdauer, das bedeutet, dass es bereits nach zwei Jahren optisch nicht mehr schön ist. Natürlich kann man durch Anschleifen und Ölen das Holz pflegen. Doch nach vier bis fünf Jahren wird der Boden morsch. Natursteine sind bereits Tausende Jahre alt und werden auch verbaut überdauern. Aber man muss damit leben können, dass sich die optische Erscheinung mit der Zeit verändert. Bei Feinsteinzeugplatten sind wir uns über die Lebensdauer noch nicht ganz sicher, da es eher frisch auf dem Markt ist. Da Feinsteinzeug eine Mischung aus natürlichen Produkten ist, gehen wir davon aus, dass es sicher 20 Jahre schön bleibt, wobei der Untergrund ein relevanter Faktor ist.

Haben Sie einen persönlichen Rat für angehende Bauherren?

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass viele Bauherren Entscheidungen unter Zeitdruck fällen. Das ist sehr schade. Deshalb rate ich, den Outdoor-Bodenbelag schon früh bei der Hausplanung einzubeziehen. Das Verlegen des Bodens ist eine bauliche Massnahme, die in den Zeitplan für den Hausbau einbezogen werden muss. Der Bodenbelag lässt sich auch nicht so einfach austauschen wie beispielsweise ein Möbel. Es lohnt sich also, in aller Ruhe auszuwählen und auf das eigene Bauchgefühl zu hören. Ausserdem empfehle ich, offen für Neues zu sein. Denn oft ist das, was einem gefällt, nicht unbedingt das, was zum Objekt respektive zum Gesamtkonzept passt. Es lohnt sich, offen für neue Ideen zu sein.

Der Kuppler zwischen Einrichtung und Architektur
Antonio Carpenito, Verkauf & Beratung.
plaettlimaxx.ch
(Visited 24 times, 1 visits today)

Weitere Beiträge zum Thema

up to date mit dem
traumhaus 
Newsletter
Entdecken Sie mit traumhaus Ihr zukünftiges Eigenheim – inspirierende Architektur, moderne Technik und innovative Designkonzepte.
anmelden!
Sie können sich jederzeit abmelden!
close-link