«Es ist nicht nur Luxus»

Was der Mensch nicht selbst erledigen möchte, lässt sich technisch automatisieren. Genau das beinhalte die Hausautomation, erklärt Experte Philipp Heer. Im Interview spricht er über die Vorteile eines intelligenten Einfamilienhauses und die Zukunftsaussichten.

«Es ist nicht nur Luxus»
INTERVIEW Donika Gjeloshi
Was der Mensch nicht selbst erledigen möchte, lässt sich technisch automatisieren. Genau das beinhalte die Hausautomation, erklärt Experte Philipp Heer. Im Interview spricht er über die Vorteile eines intelligenten Einfamilienhauses und die Zukunftsaussichten.
Philipp Heer, was alles umfasst die Hausautomation ?
Im Grunde alles, was der Mensch nicht manuell einstellen möchte. In der Regel ist es die Regulierung der Energiesysteme, also der Heizung, der Lüftung, der Solaranlage, des Lichts oder der Gartenbewässerung. Neuerdings werden auch Haushaltsgeräte integriert. Mit Hausautomation macht man nichts anderes, als die Funktionen der Geräte bedienungsfrei in wiederkehrende Abläufe zu bringen. Dazu sind Sensoren nötig, welche die Geräte mit der Steuerung verbinden.Was spricht für die Hausautomation im Einfamilienhaus ?
Komfort, Energieeffizienz und Sicherheit. Angefangen hat es mit Lichtszenarien, die man per Knopfdruck einstellen konnte. Das war früher noch sehr teuer und wurde im gehobenen Standard verwendet. Mittlerweile steht immer mehr die Ressourcen- und Energieeffizienz im Fokus, wodurch der Nutzer Kosten sparen kann. Ausserdem behält man die Funktionstüchtigkeit der Geräte im Blick, was zu einem sicheren Haus beiträgt.

Wie viel Energie kann eingespart werden ?
Im Vergleich zu einem Gebäude ohne Hausautomation können durchschnittlich 10 bis 20 Prozent Energie eingespart werden. Es kommt aber darauf an, wie ausgeprägt diese ist. Sind nur Lichtszenarien automatisiert, oder ist die Haustechnik umfassend digitalisiert?

Wann sollte geplant werden?
Bereits in der Vorprojektphase sollte die Hausautomation berücksichtigt werden. Beim Gebäudeautomationsplaner, dem sogenannten MSRL-Planer, fliessen quasi alle Fäden zusammen. Er muss wissen, welche Geräte wo eingebaut werden, und abklären, ob jeweils ein zusätzliches Kommunikationsmodul nötig ist. Jedes Haus ist ein Unikat, deshalb variiert auch die Technik, weshalb die Planung der Hausautomation immer eine individuelle Angelegenheit ist. Implementiert beziehungsweise programmiert wird sie erst zum Schluss, wenn alle Geräte installiert sind. Die Dienstleistung bieten häufig auch Elektroplaner an.

Wie können bestehende Häuser Smart-Home-tauglich gemacht werden ?
Mittels Vernetzung der Geräte (Internet of Things). Dazu rüstet man bestehende Geräte mit kleinen, einfachen Sensoren oder Aktoren nach. So können Informationen beziehungsweise messbare Daten von bestehenden Geräten generiert und auf dem Smartphone oder dem Tablett visualisiert und somit die Geräte gesteuert werden. Eine drahtlose Steuerung ist dank batteriebetriebenen Sensoren oder Sensoren, welche die Energie über die Betätigung der Taste generieren können, möglich. Sobald jedoch Motoren oder Ventile gesteuert werden müssen, braucht es eine leistungsstarke, drahtgebundene Spannungsquelle. Diese erfordert bauliche Massnahmen.

Mit welchen Kosten müssen Hauseigentümer für ein «smartes» Gebäude rechnen ?
Für eine gute Hausautomation muss man in der Regel mit circa 10 bis 15 Prozent der Bausumme rechnen. Aber Achtung!: Möchte man nach abgeschlossener Planung noch eine zusätzliche Funktion integrieren, ist der Aufwand sehr hoch. Das kann schnell viel teurer werden.

In welchem Fall lohnt es sich nicht, in eine Hausautomation zu investieren ?
Bei Gebäuden, die nur noch wenige Jahre bestehen. Schliesslich muss die Hausautomation ein paar Jahre im Einsatz sein, um hinsichtlich Energie Vorteile zu bringen.

Wie sieht es bezüglich Datenschutz aus ?
Welche persönlichen Daten man freigibt oder die Gebäudeautomation sammelt, kann der Nutzer selbst bestimmen. Die Funktionalität nimmt jedoch mit reduzierten Daten ab. Denn sobald man etwas auf dem Handy visualisiert haben möchte, muss man die Daten übers Internet austauschen können. Es gibt verschlüsselte Lösungen, um personalisierte Daten zu anonymisieren.

Die Technik verbessert sich rasant. Wird die Hausautomation von heute in wenigen Jahren schon überholt sein ?
Da prallen tatsächlich zwei Welten aufeinander. Die Herausforderung ist, die Elektronik so robust zu gestalten, dass sie mehrere Jahre aktuell ist. Diese Qualität gibt es, sie ist aber entsprechend teurer.

Welche Trends beobachten Sie ?
Hausautomation ist nicht mehr nur Luxus. Die Haltung gegenüber Komfort, aber auch das Bewusstsein für Energieeffizienz haben sich verändert: Es wird als selbstverständlich wahrgenommen, dass sich beispielsweise die Storen per Handy bedienen lassen. Die Bewohner möchten wissen, wo Energie gebraucht wird und wie sie besser genutzt werden kann. Die einfachere Darstellung der Daten ist ebenfalls ein Trend. So werden die Daten quasi per App vorverdaut und für den Nutzer verständlich dargestellt, beispielsweise in Form eines Emoticons.

Wo können Bauherren mehr über Hausautomation erfahren ?
An der Empa in Dübendorf demonstrieren wir unsere Forschungsprojekte. Wir bieten Führungen an und zeigen Planern, Architekten, aber auch angehenden Bauherren die neuesten Lösungen. Weitere Anlaufstellen für mehr Information bieten auch die Gebäudenetzwerk-Initiative und EnergieSchweiz.

Was erwartet uns in Zukunft ?
Derzeit forschen wir daran, wie Gebäude innerhalb von einem Quartier, seien es Privat- oder Gewerbegebäude, durch Gebäudeautomation hinsichtlich Energieeffizienz voneinander profitieren können.

«Es ist nicht nur Luxus»
Philipp Heer, Leiter Energy Hub.Empa, Swiss Federal Laboratories for Materials Science and Technology.
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