Verwandlung des Kuchenstücks
Querdenken eröffnet auch in der Gartenplanung neue Perspektiven: Wie ein Naturgarten durch einen Kunstgriff optisch an Weite gewinnt, zeigt dieses Beispiel.

Parallel oder diagonal?
Stefan Gebert wünschte sich schon lange einen Schwimmteich. Genauer gesagt, einen Naturbadeteich, dessen Wasser allein durch die Pflanzen in der Regenerationszone gereinigt wird, ohne jegliche Technik. Eine Variante wäre gewesen, den Teich quer zum Haus einzubetten. Spannender fand der Gartenbesitzer jedoch die zweite Variante, bei welcher der Gestalter Peter Richard mit der Diagonalen spielte, angefangen bei den Sandsteinplatten auf der Terrasse am Haus über die Lage des Schwimmteichs bis zur Ausrichtung der Pergola. Letztere liegt optisch am Ende des Gartens. Den dahinterliegenden Spickel nimmt der Betrachter nur als blühenden und grünenden Hintergrund wahr. Das eigentlich letzte nutzbare Gartenzimmer ist der Sitzplatz unter der von Rosen berankten Pergola.
Beim Baden für sich
Die erhöht liegenden Nachbargärten an der Ostseite werden von einer massiven Mauer aus Granitblöcken abgestützt. «Wenn dort keine Hecke oder Bäume gepflanzt werden, gehen Sie nicht ins Wasser», hatte Peter Richard bei der Erstbesprechung vorausgesagt. Eine Aussage, die der Besitzer im Nachhinein voll und ganz nachvollziehen kann. Das Spalier aus einheimischen Felsenbirnen zählt mittlerweile aus vielerlei Gründen zu den Lieblingen im Garten. Tatsächlich ist es so, dass die schmale, hohe Hecke vom Frühling bis in den Herbst den gewünschten Sichtschutz bietet. Aber es ist noch mehr, was begeistert. Bereits im März schmücken sich die Sträucher mit zahlreichen weissen Blüten. Später folgen heidelbeerähnliche Früchte und dichtes Laub, das sich im Herbst bunt färbt. Peter Richard freut sich, weil das Spalier zeigt, wie man mit Pflanzen allein einen wunderbaren Sichtschutz schaffen kann, der gleichzeitig Lebensraum für einheimische Vögel und Insekten ist.
Mit der Sonne wandern
Im Zuge der Umgestaltung im Jahr 2013 wurden mehrere Sitzplätze und Nischen angelegt: eine Terrasse am Haus, deren Sandsteinplatten fliessend in den Kies übergehen, eine Bank am Teichrand und die Pergola am Holzdeck. Je nach Tages- und Jahreszeit bevorzugen die Bewohner einen anderen Ort. Von der Bank am Teich lassen sich die badenden Vögel und die schwirrenden Libellen beobachten. Bei Einbruch der Dunkelheit bietet die Pergola eine lauschige Atmosphäre. Von hier eröffnet sich eine ganz andere Perspektive auf Haus und Garten. Wenn die Grillen an einem Sommerabend zirpten, wähne man sich in den Ferien. Zur besonderen Stimmung trägt auch die punktuelle Beleuchtung bei. Im Teich und am Fusse des Felsenbirnenspaliers befinden sich kleine Spots, die einzelne Bereiche des Gartens in dezentes Licht tauchen.
Rund ums Jahr
Pflanzenliebhaber Stefan Gebert lag eine naturnahe Gestaltung am Herzen. Ein Pool, dessen Anblick immer gleich ist, wäre für ihn nicht infrage gekommen. Das Reizvolle an einem Schwimmteich sei der Wandel im Laufe der Jahreszeiten. Nach dem Rückschnitt der Stauden und Gräser am Ende des Winters gebe es nur eine kurze Ruhephase. Sobald sich die ersten Frühlingsblüher zeigten, beginne ein neuer Zyklus, der sich bis in den Herbst hineinziehe. Und selbst im Winter sei der Blick auf den Schwimmteich eine Freude. Vor allem, wenn Raureif oder Schnee die Samenstände ziere. Auch ein Stockentenpaar habe die kleine Oase für sich entdeckt und schaue immer mal wieder vorbei, um sich schnatternd im Teich zu erfrischen.
Stefan Gebert, Bauherr








