Das Traumhaus in Griffnähe
Das Haus mit Garten gehört zu einer Familie wie das Messer zur Gabel – so lebt es zumindest der amerikanische Traum in einschlägigen Hollywood- oder Netflix-Produktionen vor. Den meisten Schweizern bleibt das Eigenheim angesichts des knappen Angebots und der hohen Preise jedoch vorenthalten. Das könnte sich bald ändern.

Viele Baupromotoren haben ihr Geschäftsmodell angepasst. Anstelle von Eigenheimen entwickeln sie Wohnungen zur Miete und verkaufen die Liegenschaften einem institutionellen Anleger. Die Entwicklung von Wohneigentum wurde in diesem Zinsumfeld vergleichsweise unattraktiv. Das gilt für das Einfamilienhaussegment umso mehr. In den vergangenen Jahren wurde der Bau von Einfamilienhäusern in der Schweiz daher stark gedrosselt. Kurz nach dem Millenniumwechsel wurden schweizweit nahezu 17 000 Einfamilienhäuser pro Jahr erstellt. 2018 waren es gerade noch 7000. Gemessen an einem jährlichen Bevölkerungswachstum von rund 60 000 Personen ist das Angebot an neuen Einfamilienhäusern äusserst rar.
Winterthur hat die Nase vorn
Man könnte meinen, dass die wenigen neuen Einfamilienhäuser vorwiegend in ländlichen Gebieten entstehen. Schliesslich scheint dort häufig noch Bauland zu erschwinglicheren Preisen vorhanden zu sein. Das stimmt nicht ganz. Die Schweizer Gemeinde mit der grössten Bautätigkeit im Einfamilienhausbereich war in den letzten fünf Jahren die Stadt Winterthur, gefolgt von Bellinzona und Sion. Die Stadt Zürich befand sich mit 133 neuen Einfamilienhäusern immerhin auf Platz acht. Im Kanton Zürich wird die Rangliste der Gemeinden mit den meisten neuen Einfamilienhäusern jedoch rasch sehr ländlich. Nach Winterthur und Zürich folgen Hüttikon, Russikon, Mettmenstetten und Turbenthal. Die Hypothese, dass Einfamilienhäuser in ländlichen Gebieten entstehen, ist zumindest teilweise richtig.
Aktuell werden nur noch wenige Baugesuche für Einfamilienhäuser eingereicht. Damit dürften auch in Zukunft nur ein paar wenige Glückliche in neu erstellte Einfamilienhäuser ziehen können. Dennoch muss das eigene Traumhaus nicht ewig ein unerfüllter Wunsch bleiben. Die Chancen stehen gut, in Zukunft ein älteres Einfamilienhaus erwerben zu können. Die sogenannten Babyboomer erreichen inzwischen das Rentenalter. Das Haus, in dem sie ihre Kinder grossgezogen haben, wird für viele zu gross und aufwendig im Unterhalt. In den nächsten Jahren dürfte somit das Angebot älterer Einfamilienhäuser am Markt zunehmen.
Besonders Gute Chancen im Tessin
In welchen Regionen stehen die Chancen besonders gut? Um diese Frage zu beantworten, hat das Immobilienresearch der Zürcher Kantonalbank berechnet, in welchen Gemeinden die meisten 40- bis 50-jährigen Einfamilienhäuser stehen. Damals befanden sich viele der heutigen Pensionäre in der frühen Familienphase, in der sie ein Einfamilienhaus frisch erstellt hatten. Gemäss dieser Analyse hat der Kanton Tessin besonders gute Aussichten, dass in Zukunft wieder mehr Häuser verkauft werden. In Bellinzona und Lugano stehen in diesem Alterssegment mehr als 500 Einfamilienhäuser. Auch in Basel-Landschaft ist mit Reinach und Oberwil mit einem ähnlichen Angebot zu rechnen. Innerhalb des Kantons Zürich dürften die Aussichten auf eine grössere Auswahl in Illnau-Effretikon, Maur und Uster sehr gut sein. In der Stadt Zürich gibt es jedoch nur gerade 200 Einfamilienhäuser, welche zwischen 40 und 50 Jahre alt sind. Eine Portion Glück wird auch in Zukunft nötig sein, um ein geeignetes Einfamilienhaus erwerben zu können.
Rangliste der Zürcher Gemeinden nach der Anzahl neu erstellter Einfamilienhäuser in den letzten fünf Jahren
1. Winterthur 194
2. Zürich 133
3. Hüttikon 71
4. Russikon 66
5. Mettmenstetten 65
6. Turbenthal 61





