Schmuckstück im Wallis

Im Walliser Dorf Anzère steht dieses beeindruckende Bijou, bei welchem das niederländische Architekturbüro SeARCH den Charme von Schweizer Chalets auf moderne, luxuriöse Art neu interpretiert.

Schmuckstück im Wallis
Die Nordseite des Hauses präsentiert sich grosszügig, auch wenn sich noch nicht die gesamte Tiefe des Hauses erkennen lässt.
Text Donika Gjeloshi | Fotos Ossip van Duivenbode
Im Walliser Dorf Anzère steht dieses beeindruckende Bijou, bei welchem das niederländische Architekturbüro SeARCH den Charme von Schweizer Chalets auf moderne, luxuriöse Art neu interpretiert.
Anzère ist ein junges Dorf. Noch 1960 bestand die Ortschaft, welche zur Gemeinde Ayent gehört, aus lediglich fünf kleinen Chalets. Mit seiner Lage an einem Südhang auf 1500 Metern und nur 15 Kilometer von Sion entfernt war Anzère jedoch dafür prädestiniert, sich zu einem vielseitigen Sommer- und Wintersportzentrum zu entwickeln. Auf dem Reissbrett entstanden, bildet der autofreie Dorfplatz, der Place du Village, das Zentrum, um welches sich Appartement-Hotels, Geschäfte und Restaurants gruppieren. Der moderne Ferienort ist sowohl im Winter wie auch im Sommer eine beliebtes Tourismusziel mit einem grossen Angebot an Aktivitäten. Obwohl in Anzère mittlerweile moderne Chalet-Appartements die Ortschaft prägen, können im Dorf und seiner Umgebung auch noch zahlreiche alte Holzbauten im typischen Walliser Stil bewundert werden.Das Wort Chalet ist ein Begriff aus der französischsprachigen Schweiz und bedeutet ursprünglich Sennhütte. Das traditionelle Chalet ist ein solides Holzhaus mit Fensterläden und Giebeldach auf einem Fundament aus Stein. Die Konzeption dieses Neubaus ist von den grösseren Bauernhäusern, wie man sie hoch in den Walliser Alpen immer noch findet, stark beeinflusst. So ist auch das «Grand Chalet» in Rossinière, das älteste Holzwohnhaus der Schweiz, wo der grosse Maler Balthus seinen letzten Lebensabschnitt verbrachte, ein Vorbild für den Entwurf. Dies ist insbesondere an der markanten Auskragung des Dachs erkennbar.

Hervorragend integriert

Zum diesem Neubau kam es, nachdem ein niederländischer Unternehmer das Grundstück erstanden hatte und feststellen musste, dass das sich darauf befindende Haus nicht hundertprozentig seinen Vorstellungen entsprach. Als er das Architekturbüro SeARCH konsultierte, das ihm von einem Bekannten empfohlen worden war, erkundigte er sich nach Möglichkeiten, um das bestehende Haus seinen Wünschen anzupassen. Der Architekt und Gründer von SeARCH, Bjarne Mastenbroek, schlug ihm vor, das Gebäude von Grund auf neu zu entwerfen und ein kompakteres und besser in die Hanglage integriertes Gebäude zu errichten.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen und führt mit seinen klaren Umrissen und dem kompakten Volumen die traditionelle Bauweise von Schweizer Chalets fort. Nichtsdestotrotz gelang es dem Architekten, den Bewohnern eine Gesamtwohnfläche von rund 400 Quadratmetern zu bieten. Das Haus beruht analog zu einem klassischen Chalet auf einem massiven Fundament, hier aus Beton statt Stein, und verfügt auf dem Dach über eine Holzkonstruktion mit einer Verkleidung aus Kunstschiefer. Für die Fassade wurde auf Lärchenholz zurückgegriffen, und die Fensterrahmen bestehen aus Eichenholz. «Unser Architekturbüro steht für eine ehrliche, geradlinige Architektur, wobei stets die Vorzüge der verwendeten Materialien optimal ausgenutzt und zur Geltung gebracht werden sollen», erläutert Bjarne Mastenbroek die Philosophie von SeARCH.

Harmonische Übergänge

Bei der Entwicklung der Raumaufteilung liessen sich die Architekten von der extrem steilen Hanglage des Grundstücks leiten, wodurch die Räume auf drei Etagen verteilt sind. Im untersten Geschoss ist das Gästehaus mit vier Schlafzimmern, auf der mittleren Etage befindet sich der Wohnbereich mit Küche, und im obersten Geschoss hat der Eigentümer seine Privatgemächer mit Masterbedroom, Badezimmer und Bibliothek. Der Wohnbereich, in dessen Mitte sich ein freihängender und drehbarer Holzkamin im modernen Design befindet, stellt den Treff- und Mittelpunkt des Chalets dar. Die grossen Fenster zu allen Seiten hin fangen die Bergwelt in separaten Ausschnitten ein.

Aufgrund der Hanglage war es unausweichlich, dass sich die Garage ganz unten befinden musste. Um das Grundstück auf diese Weise fertigzustellen, galt es einige Hindernisse zu überwinden. Denn die Integration des Baukörpers in die Hanglage erforderte, dass ein grosses Volumen an Erdreich ausgehoben werden musste. Da der Grund grösstenteils aus solidem Fels besteht, konnte dies nur unter massivem Einsatz von Sprengstoff geschehen. «Wir brauchten viel mehr Dynamit, als wir erwartet hatten, um den Fels wegzusprengen», beschreibt Bjarne Mastenbroek mit einem Schmunzeln die Problematik. Von der Garage führt ein Lift ins Haus. Zudem sind die verschiedenen Ebenen über eine innere wie auch eine äussere Treppe miteinander verbunden. Die Stockwerke mit ihren jeweiligen Funktionen sowie deren Verbundenheit miteinander durch die äussere Treppe lassen sich von aussen gut erkennen. Sie prägen somit das Erscheinungsbild des Neubaus stark.

Mit Blick auf die Bergwelt

Der Eigentümer, ein passionierter Hobby-Pianist und Rennfahrer, zeigt sich auf jeden Fall begeistert von seinem neuen Schmuckstück. Das Chalet verbindet den Charme einer Berghütte mit modernem Design und bietet den Bewohnern einen unvergleichlichen Blick auf die umliegende Bergwelt mit Dent Blanche, Matterhorn, Dufourspitze und Weisshorn. Für den Architekten Bjarne Mastenbroek und sein Team ist die Villa Anzère nicht das erste Projekt, das sie in der Schweiz realisiert haben. Zum Repertoire des renommierten Architekturbüros zählt auch das Ferienhaus Villa Vals – ein komplett ins Erdreich integriertes Haus, das von aussen wie die Öffnung eines Tunnels anmutet. Auf die Frage, was der Architekt über Schweizer Architektur denkt, sagt er: «Schweizer Architektur ist sehr traditionell, manchmal sogar ein bisschen dogmatisch, verglichen mit niederländischer Architektur. Aber die Bauqualität ist hervorragend.»

TECHNISCHE ANGABEN

Schmuckstück im Wallis
Schnitt
Schmuckstück im Wallis
Auf dieser Grafik wird die Einbettung des Hauses in den Steilhang deutlich. Von der Garage gelangen die Bewohner über einen Lift ins Hausinnere.
Schmuckstück im Wallis
Untergeschoss
Schmuckstück im Wallis
Obergeschoss
Schmuckstück im Wallis
Erdgeschoss

[ ARCHITEKTUR ]

Bjarne Mastenbroek | SeARCH | search.nl

[ KONSTRUKTION ]

Massivbau aus Ortbeton| Satteldach, Holzdachkonstruktion mit Kunstschiefer-Dachziegeln | Fassade: Lärchenholz

[ Raumangebot ]

Nettowohnfläche: 400 m² | Anzahl Zimmer: 7,5

[ Ausbau ]

Boden: Anhydritestrich | Wandbeläge: Sichtbeton, Putz | Fenster: Eichenholz

[ Technik ]

Wärmepumpe | Cheminée

Schmuckstück im Wallis
Von Süden her zeigt sich die extreme Hanglage des Hauses. Hier liegt auch die Zufahrt zur Garage.
Schmuckstück im Wallis
Der Wohnraum umfasst insgesamt 400 Quadratmeter. Die Niveauunterschiede zonieren auf dieser Etage die verschiedenen Funktionen der Räume.
Schmuckstück im Wallis
UDas Spiel von Beton, Holz und schönen Fensterfronten erzeugt ein harmonisches und luftiges Ambiente.
Schmuckstück im Wallis
Obwohl die Küche offen ist, befindet sie sich in einer kleinen Nische. Die verschiedenen Winkel kommen hier besonders stark zum Ausdruck.
Schmuckstück im Wallis
Der Neubau integriert sich gut ins Dorfbild und hebt sich durch die klaren Linien seiner Fassade dennoch als modernes Haus ab.
Schmuckstück im Wallis
Erdgeschoss
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Obergeschoss
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Untergeschoss
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Auf dieser Grafik wird die Einbettung des Hauses in den Steilhang deutlich. Von der Garage gelangen die Bewohner über einen Lift ins Hausinnere.
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Schnitt
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