Das A und O bei der Lichtplanung

Damit das Zuhause auch nach Einbruch der Dunkelheit stimmungsvoll und gemütlich ist, braucht es die richtige Beleuchtung. Albert Studerus, Geschäftsführer der Schweizer Licht Gesellschaft, erklärt im Interview, worauf es wirklich ankommt.

Das A und O bei der Lichtplanung
Albert Studerus, Geschäftsführer Schweizer Licht Gesellschaft SLG, Olten.
Interview Donika Gjeloshi
Damit das Zuhause auch nach Einbruch der Dunkelheit stimmungsvoll und gemütlich ist, braucht es die richtige Beleuchtung. Albert Studerus, Geschäftsführer der Schweizer Licht Gesellschaft, erklärt im Interview, worauf es wirklich ankommt.
Albert Studerus, müssen sich Bauherrschaften überhaupt mit dem Thema Lichtplanung beschäftigen, oder ist das ohnehin Aufgabe des Architekten?Licht ist etwas sehr Persönliches, denn die Bedürfnisse und das Empfinden für Lichtstärke und Lichtfarbe sind individuell. Ich würde jedem Bauherrn empfehlen, sich frühzeitig mit dem Thema Licht zu befassen. So kann das Lichtkonzept gemeinsam mit dem Architekten oder Lichtplaner diskutiert und den eigenen Bedürfnissen entsprechend angepasst werden.

Mit welchen Fragen muss man sich als Bauherr diesbezüglich beschäftigen?

Machen Sie sich zunächst darüber Gedanken, wie viel Licht Sie persönlich als angenehm empfinden und in den einzelnen Räumen brauchen. Überlegen Sie sich auch, wie flexibel die Leuchten sein sollen – flexibel hinsichtlich Ihrer täglichen Bedürfnisse, wo die Dimmbarkeit für Lichtstimmungen eine Rolle spielt und bezüglich der Freiheit, die Möbel umzustellen. Weiter sollten Sie darauf achten, dass Sie das Licht so anbringen, dass es Sie nicht blendet. Insbesondere im Kinderzimmer sollten Sie darauf achten, dass das Baby oder Kleinkind keine Möglichkeit bekommt, direkt in die Lichtquelle zu schauen. Schliesslich müssen Sie wissen, dass sich das Lichtbedürfnis im Alter ändert. Mit 60 brauchen Menschen doppelt so viel Licht wie mit 20, um gut zu sehen. Deshalb ist es sinnvoll, ein Leuchtmittel zu wählen, das eher viel Licht macht und dimmbar ist, damit Sie über die Jahre flexibel bleiben. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Lichtqualität.

Was versteht man unter Lichtqualität?

Darunter verstehen wir, wie gut die Farben bei künstlichem Licht erkennbar sind. Wenn Sie Kunstwerke ausgestellt haben, wäre es schade, wenn diese abends nicht mehr in der echten Farbenpracht zur Geltung kämen. Die Lichtqualität wird mit dem Farbwiedergabeindex gemessen, der mit Ra abgekürzt wird – oder auf Englisch mit CRI (Colour Rendering Index) – und zwischen 0 und 100 liegt. Der Ra-Wert 100 entspricht einer natürlichen Farbwiedergabe bei Tageslicht. Bei einem Wert von 80 Ra kann man Farbnuancen bereits nicht mehr so gut erkennen, und bei 70 Ra wirken die Farben wie von einem grauen Schleier verhüllt und sind kaum mehr erkennbar. Überall, wo die Farberkennung wichtig ist, z.B. vor dem Spiegel im Bad, in der Ankleide oder im Arbeitszimmer, sollte der Ra-Wert mindestens 90 sein. Auch das Esszimmer braucht eine gute Lichtqualität, zumal das zubereitete Essen in seinen echten Farben appetitlicher wirkt.

Wie findet man heraus, wie viel Licht man braucht oder als angenehm empfindet?

Die Beleuchtungsstärke wird mit der Einheit Lux gemessen. 100 000 Lux entspricht einem hellen Sonnentag, während 1 Lux der Lichtstärke einer Vollmondnacht gleichkommt. Für Privaträume gibt es leider keine Normen, die festlegen, wie viel Licht es braucht, um einen Raum optimal auszuleuchten. Lediglich für den Schreibtisch wurde der Wert von 500 Lux festgelegt. In allen anderen Räumen muss jeder für sich herausfinden, wie viel Licht für ihn oder sie richtig ist. Sie können in Ihrer aktuellen Wohnung also ausprobieren, wie viel Licht Sie in welchen Situationen haben möchten. Mit einem entsprechenden Messinstrument, können Sie dann bestimmen, wie viel Lux Sie am Esstisch oder beim Sofa brauchen und die Werte dem Architekten mitteilen.

Wie sieht es mit der Lichttemperatur aus?

Mit der Lichttemperatur können Sie bewusst spielen. Sie können grundsätzlich warmes Licht für die Räume bestimmen und punktuell Akzente mit kaltem Licht setzen. Wenn dies gekonnt geschieht, kann das den Raum spannender machen.

Bei einem Wert von 3000 Kelvin und weniger wirkt das Licht angenehm warm. Eine Leuchte mit 4000 Kelvin wirkt durch den erhöhten Blauanteil bedeutend frischer. Gerade in Arbeitsräumen ist kühles Licht durchaus positiv. Wenn man diesbezüglich unsicher ist, sollte man eine Lampe einsetzen, deren Leuchtmittel man auswechseln kann. Das ist ja zunehmend nicht mehr der Fall. Die Lampen haben immer mehr fixe Leuchtmittel, was den Vorteil mit sich bringt, dass sie äusserst langlebig sind.

Welche Leuchtmittel gibt es, und wie unterscheiden sie sich voneinander?

Glühbirnen und Halogenlampen haben ausgedient. Seit September 2018 führen die Läden nur noch LED-Leuchtmittel und Leuchtstofflampen. Das bringt mit sich, dass bestehende dimmbare Lichtschalter ausgetauscht werden müssen, damit sie mit den dimmbaren LED-Leuchten kompatibel sind.

Sollte Gebäudeautomation beim Neubau Standard sein?

In einem Gewerbebau ja, bei einem Einfamilienhaus nicht zwingend. Man sollte sich bewusst sein, dass die Anpassung der Gebäudeautomation nicht immer einfach ist. Oft muss der Elektriker beigezogen werden. Dagegen sind Lichtsensoren eine kostengünstige und praktische Lösung fürs Einfamilienhaus, besonders in Nebenräumen wie der Garage oder dem Bürozimmer, wo man häufig vergisst, das Licht auszuknipsen.

«Das Thema Licht ist etwas sehr Persönliches. Nehmen Sie sich Zeit dafür.»
Albert Studerus
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