Beat Baumann entwirft einen Monolith mit drei Wohnebenen. Er will «ehrliche Architektur» zeigen, die eine Geschichte erzählt und mit seinen späteren Bewohnern sowie der Umgebung wächst. Die Aussenhaut aus Sichtbeton ist mit einer lichtechten Minerallasur überzogen. Unterschiedliche Betonschalungsstrukturen sollen die Bauetappen dokumentieren wie auch die scharfkantige, präzise Charakteristik des Werks hervorheben. Der Monolito Nero bekommt auf diese Weise ein grafisches Gesicht.
Preisgekrönte Küche
Das Attikageschoss mit Dachgarten bildet den grössten Wohnraum mit Küche und Wohnzimmer. Beat Baumann bringt mit der riesigen Glasfront Licht und Luft in das Haus. Ein speziell angefertigter Aussenvorhang, der zum Terrassenfenster einen Meter versetzt angebracht ist, wirkt als Sonnenschutz und Raumvergrösserer. Durch den Wind bleibt der Stoff in ständiger Bewegung und bricht damit die Monotonie der starren Umgebung. «Wie Bambushalme, die sich beruhigend in der Brise wiegen», vergleicht der Architekt. Scheint die Sonne unter dem Vorhang durch, bildet sich ein Lichtband, sodass Küchen- und Dachgartenbereich verschmelzen und hofartig erscheinen. Verschmelzungen finden sich auch im Koch- und Wohnbereich wieder. Das Zeitwerkstatt-Design schaffte es ins Finale des Swiss Kitchen Award 2013 und zählt damit zu den zehn schönsten Küchen der Schweiz. Das puristische Konzept wurde an die gefärbten MDF-Platten aus dem Wohnzimmer angeglichen, sodass die Küche mit den integrierten Schränken aus der Wand zu laufen scheint.
Als optischer Kontrast setzt sich die mit Esche-Braunkernholz verkleidete Kochinsel gekonnt in Szene. Auch der Kühlschrank schnappt sich mit derselben Holzfront Aufmerksamkeit. Die hauchdünne Chromstahlabdeckung vervollständigt den Materialmix. Ein Highlight ist sicher die Dampfabzugshaube «Jupiter» von Franke, die mittels Fernbedienung zum Herd runtergefahren wird. Die Umsetzung dieser ästhetischen Kochlandschaft übernahm Innenausbauer «ipunkt». Lichtschlitze in Orange beim Esstisch oder Violett neben der Küche bringen an tristen Tagen Freude in die Räume.
Dreidimensionalität liegt Beat Baumann am Herzen. Sein Ziel: Raumgefühl erlebbar und Materialien spürbar zu machen. Darum verwendet er bei Küche, Bad und Treppe dasselbe Esche-Braunkernholz, um ein ruhiges Ambiente zu erzeugen. «Es soll ein warmer Gegenpol zum kalten Beton sein», erklärt der Architekt. Wie ein massgefertigtes Möbelstück wurde darum auch die Treppe ins Zentrum des Hauses eingepasst und im gleichen Holzton verarbeitet. Die freistehenden, offenen Stufen bringen natürliches Licht in die eher kühlen Mauern.
Im unteren Geschoss umrahmt ein Bio-Schwimmteich den Grundriss und schafft damit die sanfte Verbindung vom Baukörper zur Natur. Vom Kubus überdacht und in das Fundament eingelassen, bekommt der Beton-Pool die Eigenart eines Schlossgrabens. Die bepflanzten Schwimminseln sorgen für die Säuberung des Wassers – ein Regenerationsbereich, der ganz ohne Chemie auskommt. Mithilfe der Glasfronten spiegeln die Sonnenstrahlen auf dem Wasser an die Betondecke und schaffen eine entspannte Atmosphäre. Der Bio-Pool ist integrierter Bestandteil dieser authentischen Architektur und unterstreicht den grafischen Aussencharakter des aussergewöhnlichen Projektes.
Beat Baumann ist es gelungen, die materialistische Echtheit seines Bauwerks zu betonen und die ersten Zeilen in der Geschichte des Hauses zu schreiben.
Technische Angaben
Architektur
Zeitwerkstatt GmbH, Mühlackerweg 3,
4805 Brittnau, www.zeitwerkstatt.ch
Konstruktion
Massivbau, Fassade: Sichtbeton | Dach: Flachdachaufbau mit Betonplatten und Zierkies
Raumangebot
Wohnfläche ohne Nebenräume: etwa 200 m² |
3 Geschosse
Innenausbau
Wände: Sichtbeton gestockt und lasiert | Böden: Hartbeton-Gussbelag mit Alu-Silberlasur,
Eichenparkett | Treppe: Massivholztreppe
Technik
Luft-Wasser-Wärmepumpe mit Bodenheizung